Siebenmeter fuer die Liebe
ungelenken Laufstil und bin plötzlich hinter Frieda, die richtig schnell vom Liegen wieder ins Laufen gekommen ist. Ich beobachte sie einen Moment und finde, dass sie dünner aussieht und eigentlich gar nicht so schlecht läuft. Sie soll nur nicht so mit den Armen schlackern.
»Frieda«, Florian Hoffmann steht in der Mitte und beobachtet alle abwechselnd, »nimm mal die Arme ein bisschen hoch, ja, sehr gut, das sieht so viel besser aus.«
Ich nicke zufrieden.
»Paula, bist du schon kaputt oder hast du keine Lust mehr? Komm, gib mal ein bisschen Gas.«
Jette und Mela kichern, ich finde mich richtig gut.
»Jette, längere Schritte, du tippelst.«
Jetzt kichere ich, unauffällig natürlich, und stelle mir vor, dass ich ihr vorschlage, ihre Knie nicht mehr zusammenzubinden.
»Danke, das reicht. Ihr holt euch bitte zu zweit einen Ball, fünf Meter auseinander und dann locker hin- und herwerfen und fangen.«
Während sich die Paare zusammenfinden, schnürt Florian Hoffmann das Ballnetz auf und lässt die Handbälle auf den Boden rollen. Selbst das macht er unglaublich cool, völlig versunken beobachte ich ihn dabei. Jette schlendert an der Seitenlinie entlang, wickelt |119| gerade eine Haarsträhne um ihren Finger und sieht dabei auf den Boden. Plötzlich holt Florian Hoffmann aus und wirft den Ball in ihre Richtung. Jette schnellt nach vorn und stoppt den Ball im letzten Moment mit dem Fuß.
»Gute Reaktion. Wie hast du das gemacht?«
Zufall, denke ich und mir fällt auf, dass das blonde Gift ungeschminkt und mit einfachem Pferdeschwanz eigentlich ganz nett aussieht, kein Vergleich zu Vanessa Purschke.
Jette hebt die Schultern und nimmt den Ball auf. »Keine Ahnung, das ging automatisch.«
»Aha. Haben alle Bälle? Dann fangt mal an, wir sind heute eine ungerade Zahl, Jette, komm du mal mit mir zum Tor. Ich will was ausprobieren.«
Während Frieda sich sehr anstrengt, die Bälle so zu werfen, dass sie wenigstens ungefähr in meine Richtung kommen, und ich mich anstrenge, sie so zu fangen, dass Frieda dabei gut wegkommt, ich aber aussehe wie ein Kleinkind mit seinem ersten Ball, stellt Jette sich ins Tor und lässt sich von Florian Hoffmann die Bälle zuspielen. Unten rechts, unten links, oben rechts, oben links. Mal erwischt sie die Würfe mit den Händen, mal mit den Füßen, die ersten Locken kriechen bereits aus ihrem Haargummi, ihr Gesicht ist gerötet, aber sie lächelt bei jedem Ball, den sie kriegt. Jette bekommt richtiges Torwarttraining, sie hat anscheinend Talent dafür, und ich übe mit der dicken Frieda einfaches Fangen und Werfen und |120| komme mir unglaublich blöd vor. Bevor ich schlechte Laune kriege, gelingt Frieda der erste gute Wurf. Und weil ich neidisch auf Jette starre und Frieda nicht im Blick habe, landet der Ball ungebremst in meinem Gesicht.
Den Rest der Zeit sitze ich mit einem Eisbeutel, den ich auf mein Auge halte, auf der Bank und beobachte ungestört die Fortschritte, die die anderen gemacht haben. Florian Hoffmann ist nicht nur ein Weltklassespieler, anscheinend ist er auch noch ein Weltklassetrainer. Alle, wirklich alle haben richtig viel dazugelernt. Frieda ist immer noch furchtbar langsam und ungelenk, aber sie hat ein paarmal gut gefangen und auch gar nicht schlecht geworfen. Und es scheint ihr Spaß zu machen, trotz Atemnot und hochrotem Kopf macht sie keine einzige Pause.
Im Moment prellen alle nacheinander mit dem Ball aufs Tor, in dem Jette steht, und versuchen zu treffen. Jette springt hin und her, anscheinend ahnt sie die Bälle, bevor sie sie sieht, es ist unglaublich, was sie für Reflexe hat. Das müsste Ellen sehen, die bei uns seit drei Jahren im Tor steht. Ich bin beeindruckt. Aber Florian Hoffmann steht auch neben dem Tor und gibt Jette Anweisungen, natürlich nicht nur ihr, sondern auch jeder Werferin. Nur ich dumme Nuss sitze mit einem dicken Auge daneben und gucke zu. Ich könnte mich in den Hintern beißen.
Schließlich klatscht er in die Hände und fängt ganz |121| locker einen Ball ab. »So, Mädels, das war’s für heute. Bitte die Bälle einsammeln. Paula, kannst du mir helfen? Der Rest kann sich umziehen.«
Und wie ich ihm helfen kann. Wir bleiben allein in der Halle zurück, ich habe meinen Eisbeutel auf den Kasten gelegt und sammele aus den Ecken die Bälle zusammen. Ich muss mich beherrschen, damit ich mir keinen Ball schnappe, wie eine Irre durch die Halle prelle, am Kreis richtig aus dem vollen Lauf hochspringe und den Ball mit aller
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