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Siebenmeter fuer die Liebe

Siebenmeter fuer die Liebe

Titel: Siebenmeter fuer die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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vorbei, es ist egal, ich halte ihn am Ärmel fest.
    »Entschuldigung.« Meine Stimme ist ganz dünn, |146| ich muss mich räuspern. Trotzdem bleibt er stehen. Richtig freundlich ist er nicht. »Was ist?«
    »Würden Sie mir einen Gefallen tun? Können Sie bitte mal im Herrenklo gucken, ob mein Bruder da drin ist?«
    »Den kenne ich doch nicht.«
    Ich halte ihn immer noch am Ärmel fest und zeige auf die Höhe meiner Schulter. »So groß, blond mit Brille.« Jetzt habe ich auch noch Tränen in den Augen, verzweifelt versuche ich, sie wegzuzwinkern. »Können Sie bitte mal gucken?«
    Er mustert mich, jetzt etwas freundlicher, nickt. »Na gut«, und verschwindet hinter der Tür. Eine Ewigkeit lang. Ich kaue auf der Nagelhaut meines Daumens. Anton wird bestimmt gleich rauskommen. Wieso lässt er sein Buch einfach liegen? Das hätte auch geklaut werden können, dann wäre was los gewesen. Der kann gleich was erleben!
    Der Mann kommt raus und schüttelt den Kopf.
    »Nichts. Auch nicht in den Kabinen, ich habe in alle reingeguckt. Tut mir leid, schönen Tag noch.«
    Er geht und ich sehe hinterher. Schönen Tag noch? Was mache ich denn jetzt?
    Vielleicht ist er in die Buchhandlung zurückgegangen. Aber wozu? Vielleicht war ihm langweilig. Aber er hat doch gelesen. Kopflos renne ich den Gang runter, sehe in die Eisdiele, in ein Fernsehgeschäft, in ein Spielwarengeschäft. Nichts. Keine Spur von Anton. Ich bin so zittrig, dass ich kaum noch ruhig atmen kann. |147| Ich muss Mama anrufen. Für alle Fälle, hat sie gesagt, was soll ich ihr denn sagen? Dass ich Anton verloren habe? Ich sollte ihn doch festhalten, das habe ich aber nicht gemacht, nur weil er klebrige Finger hatte und unbedingt lesen wollte. Das mit den Fingern ist mir doch ganz egal, das wird mich nie wieder stören. Anton! Ich stehe wieder vor dem Sportgeschäft, gehe wieder hinein, die Bank ist immer noch leer. Mir fällt ein, dass ich meinen Eltern nach dem Umzug sogar damit gedroht habe, dass Anton verschleppt wird. Hätte ich das nur nie gesagt, es war doch auch gar nicht so gemeint. Es ist nichts von ihm zu sehen. Also renne ich wieder raus, krame nach meinem Handy, ich sehe die Uhrzeit, es ist gleich halb vier, ich muss jetzt doch anrufen, ich weiß nicht, wo ich suchen soll, mir ist so heiß und ganz schlecht.
    »Paula!«
    In diesem Moment höre ich nichts außer Antons Stimme. Mein Herzschlag setzt einmal aus, ich drehe mich in die Richtung, aus der das Rufen kam, und habe Angst, dass ich mich verhört habe. Mein ganzer Körper zittert, anscheinend höre ich nicht nur Stimmen, sondern habe auch Wahnvorstellungen. Mein kleiner Bruder kommt mir entgegen – an der Hand von Julius.
    Ich bin so erleichtert, dass ich mich hinhocken muss. Die beiden bleiben vor mir stehen. Ich kann gar nicht sprechen, starre Anton nur an.
    »Der Hund kam in den Laden, da wollte ich lieber |148| draußen warten. Hast du die Schnürbänder bezahlt? Holen wir jetzt Mama und Mr Bean ab?«
    Julius hockt sich vor mich hin. »Paula? Alles in Ordnung mit dir?«
    Irgendwas ist mit seiner Stimme, dass es mir wieder die Tränen in die Augen treibt. Ich versuche, etwas zu sagen, mir fällt aber nichts ein. Julius steht wieder auf und zieht mich mit hoch. »Ist dir was passiert? Sag doch mal was.«
    Ich spüre seine warme Hand an meinem Nacken. Was macht er da?
    »Ich habe Anton überall gesucht. Ich dachte schon   …« Meine Stimme bricht, ich muss husten. »Er war plötzlich weg.«
    Jetzt merkt auch Anton, dass etwas nicht stimmt. »Aber der Hund kam. Und der guckte immer zu mir. Und dann bin ich raus. Ich wollte nicht, dass der näher kommt.«
    »Welcher Hund denn? Du kannst doch nicht einfach abhauen! Du musst mir doch sagen, wo du bist.«
    Ich kann schon wieder schreien. Anton bekommt wieder glasige Augen und Julius guckt uns abwechselnd an.
    »Aber ich hab dir das doch auf die Tüte geschrieben. Du standest doch hinterm Hund.«
    Jetzt schreit Anton auch. Ich verstehe nichts mehr, nur Julius hat anscheinend das Durcheinander kapiert.
    »So, jetzt ist gut, hört auf zu schreien. Ich war auch |149| im Sportladen, da habe ich Anton gesehen, wie er steif und ängstlich auf der Bank saß. Zwei Meter entfernt stand ein Monstrum von Hund, da bin ich zu ihm hingegangen. Ich dachte, er braucht Hilfe. Dich habe ich gar nicht gesehen.«
    »Das war der Hund von vorhin. Der mich angebellt hat. Ich hab den wiedererkannt.« Anton fühlt sich ungerecht behandelt.
    Ich gucke ihn nur an.
    »Ich konnte

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