Siebenmeter fuer die Liebe
Vergiss es! Nacht! P.
|157| Viel zu warm hier
Ich entdecke Ellen zuerst und zupfe meinen Vater am Ärmel. »Da stehen sie, da vorn, vor der Würstchenbude. Ellen, hallo Ellen!«
Mindestens fünf Leute drehen sich um, als ich in die Richtung brülle, nur Ellen redet weiter mit Max und Jana. Sie sieht erst hoch, als ich vor ihr stehe.
»Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, dein Geschenk bekommst du nachher, es liegt noch im Auto.« Ihre Antwort erstickt, weil ich sie so drücke, ich kann nur ›Kuss‹ verstehen. »Was?«
»Danke«, sie hält noch meinen Arm fest und sieht sich um, »ich habe gefragt, wo Julius ist. Du wolltest ihn doch mitbringen.«
»Ich
wollte
ihn überhaupt nicht mitbringen, wir
sollten
ihn mitnehmen. Aber er hat nur die Eintrittskarte kassiert und meiner Mutter gesagt, dass er direkt in die Halle kommt. Mr Wichtig hat noch einen Termin. Vielleicht habe ich Glück und er schafft es nicht. Jedenfalls bin ich mit meinem Vater allein gekommen. Hallo Jana, hallo Ann-Kathrin, hi Max.«
Wir haben noch über eine halbe Stunde Zeit bis zum Anpfiff. Ellens Vater holt mir eine Cola und stellt sich |158| etwas abseits neben meinen Vater, wir sind ihnen wohl zu laut.
»Los, erzähl mal«, Jana rückt näher an mich ran und senkt ihre Stimme, »was ist das für ein Typ, dieser Julius? Ellen hat da ein paar Andeutungen gemacht, das klingt ja, als ob …«
»Ach, Quatsch!« Ich gucke zu Ellen rüber, sie hat aber nur Augen für Max, der sich gerade zu ihr runterbeugt, um ihr irgendetwas ins Ohr zu flüstern. Meine Güte, sie himmelt ihn genauso an wie Vanessa. Sie sieht schon fast genauso aus. Was ist denn da passiert?
»Paula! Nun sag doch mal.« Ann-Kathrin stellt sich in meine Blickrichtung. »Los. Wie sieht er denn aus? Und wo ist er?«
»Wer?« Ich strecke meinen Hals, um das junge Glück sehen zu können. Hat er sie jetzt echt geküsst? Mitten in der Halle? Ich glaube das nicht. Meine Freundin Ellen.
»Na, Julius!« Jana schüttelt mich ungeduldig an der Schulter. »Ellen hat gesagt, du bist in ihn verknallt.«
»Was?« Ich habe mich wohl verhört. Jana und Ann-Kathrin gucken mich beide grinsend an. »Ich bin doch nicht verknallt. Nicht in diesen Idioten. Das ist so ein rothaariger Wichtigtuer, ein totaler Angeber. Seine Schwester ist in meiner Klasse, deshalb sehe ich den dauernd. Der ist nicht ganz dicht in der Birne. Ich kann den überhaupt nicht ab, außerdem macht er nur dämliche Sprüche, wenn er mich sieht. Blöd wie ein Toastbrot und …«
|159| »Hallo Paula.«
Leider werde ich nicht auf der Stelle vom Boden verschluckt, sondern auch noch rot.
»Ach … Julius.«
Ich bin auch viel zu dick angezogen. Viel zu warm hier.
Jana schiebt sich vor mich. »Ich bin Jana. Hallo. Das ist Ann-Kathrin, Ellen, sie hat Geburtstag, und Max.« Sie lächelt ihn breit an. Und das Toastbrot lächelt noch breiter zurück.
»Hi. Ich hole mir eine Cola. Möchte noch jemand was?«
»Ich guck mal, was es gibt«, sagt Jana.
Ann-Kathrin und ich sehen den beiden nach, bis sie nebeneinander vor dem Tresen stehen.
»Der ist doch ganz nett. Und der sieht echt gut aus.«
»Warte ab, bis er mehr als zwei Sätze sagt. Und ich finde rote Haare bescheuert.«
»Och«, Ann-Kathrin kaut auf ihrer Unterlippe, »ich nicht. Und ich glaube, Jana auch nicht, guck mal, er hat schon mehr als zwei Sätze zu ihr gesagt und sie grinst immer noch.«
Von hinten sieht Julius wirklich gar nicht so schlecht aus, wenigstens hat er gute Klamotten an, schwarze Jeans, schwarzes Kapuzen-Sweatshirt, schwarze Turnschuhe. Plötzlich dreht er sich um, sieht mich an und zwinkert. Idiot. Schnell ziehe ich meinen Pulli aus, das ist echt viel zu warm hier.
|160| Ich sitze zwischen Julius und Ellen, dafür kann ich nichts, die Plätze sind ja nummeriert. Ellen hält Händchen mit Max, Jana, die neben Julius sitzt, guckt ihn so an, als würde sie das auch gern tun. Hatten die alle was in ihrer Cola?
Ich versuche, mich auf das Spiel zu konzentrieren, das seit zwanzig Minuten läuft, werde aber ständig von Janas Getuschel und Julius’ Antworten abgelenkt. Worüber reden die denn bloß?
Es nervt!
Der HSV wirft ein Tor, Julius springt auf und klatscht, ich schlage meine Beine übereinander, dieser Wichtigtuer. Ich habe den Spielstand gar nicht mitbekommen, zum Glück gibt es eine Anzeigetafel. 16: 14 für den HSV. Im Lärm der Halle höre ich nicht, was Jana zu Julius sagt, verstehe aber seine Antwort: »Echt? Du spielst
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