Siebenschön
davon wollten seine Leute nichts hören.Also schlug Josephus vor, dass sie sich alle im Kreis aufstellen und kollektiv Selbstmord begehen, wobei jeder Dritte von seinem rechten Nachbarn getötet werden sollte.« Er sah flüchtig auf. »Könnt ihr mir folgen?«
Em lachte. »So ungefähr zumindest.«
»Josephus selbst stellte sich an die sechzehnte Stelle und blieb als Vorletzter übrig, was in der Praxis bedeutete, dass er nur noch seinen letzten verbliebenen Mitstreiter überwältigen musste und mit dem Leben davonkam.«
»Der sechzehnte Oktober«, rief Em. »Das ist der Tag, an dem Jonas Tidorf zuletzt gesehen wurde!«
Decker riss den Mund auf. »Der Beginn seines Countdowns.«
»Was für ein Countdown?«, fragte Westen verwirrt.
»Der Abzählreim«, antwortete Em und erklärte in knappen Worten, was sie über die Abstände zwischen den einzelnen Morden herausgefunden hatten.
»Wenn er so weitermordet, ist am achtzehnten Dezember das letzte Negerlein fällig«, ergänzte Decker. »Bloß haben wir noch nicht raus, ob das auch eine Bedeutung hat.«
»Hat es«, entgegnete der Psychologe mit einem merkwürdigen Ausdruck.
Em sah ihn an.
»Der achtzehnte Dezember ist mein Geburtstag.«
6
»Ich habe einen Namen«, verkündete Zhou, kaum dass die Zentrale sie mit Capelli verbunden hatte. »Marius Norén nennt sich seit neun Jahren Marius Kutscher. Ich habe das bereits überprüfen lassen. Kutscher ist der Name seines verstorbenen Vaters.«
»Scheiße, darauf hätten wir aber kommen können!«, fluchte Capelli.
Zhou lag etwas Tröstendes auf der Zunge, irgendein Hinweis auf die erdrückende Zahl von Spuren. Doch sie verkniff es sich. »Die Zentrale hat auch schon ein Team zu Kutschers Wohnung geschickt, aber da ist er anscheinend schon länger nicht aufgetaucht.«
»Vielleicht wohnt er bei Marlon Westen.«
»Wieso?«
Capelli berichtete in aller Kürze, was sie in der Zwischenzeit über Jan Persson und Jonas Tidorf erfahren hatte.
»Der Kerl liebt es, mit Identitäten zu spielen, was?«
»Das ist es, was mir solche Sorgen bereitet«, räumte Capelli ein. »Haben Sie ein Foto von Kutscher auftreiben können?«
»Die Kollegen sind dran. Aber das Uni-Büro hat heute zu, und sie müssen erst jemanden finden, der ihnen Zugang zu den entsprechenden Daten verschafft.« Zhou konnte Capellis Unmut spüren, auch wenn ihre Partnerin keinen Ton sagte. »Was ist denn mit Noréns alter Schule? Ist da nichts zu holen?«
»Leider nicht«, antwortete Capelli. »Auf dem Abiturfoto ist er nicht drauf. Und auch sonst scheint er es tunlichst vermieden zu haben, sich ablichten zu lassen.«
Das wundert mich nicht, dachte Zhou. »Dann sollten wir uns vielleicht tatsächlich als Erstes an Marlon Westen halten. Haben Sie ihn schon gesprochen?«
»Nein«, knurrte Capelli, und etwas an ihrem Ton machte Zhou hellhörig.
»Gibt’s ein Problem?«
»Vielleicht.« Capelli seufzte. »Seine Mutter hat ihn am Donnerstag getroffen. Seither hat sie nichts von ihm gehört.«
Der Täter wird sich ein neues Opfer suchen . Jemanden aus Westens Umfeld …
»Aber das scheint nichts Ungewöhnliches zu sein«, fuhr Capelli ein wenig zu munter fort, als ob sie sich selbst beruhigen wollte. »Er ruft sie oft nicht zurück, wenn sie ihm eine Nachricht hinterlässt. Allerdings ist ihr eingefallen, dass in der Fraport Arena heute einer von diesen School Cups stattfindet.Sie wissen schon, so ein Basketballturnier, bei dem irgendwelche Schülermannschaften aus der Umgebung aufeinandertreffen. In diesem Falle Mädchen.« Sie unterbrach sich, und Zhou hörte gedämpfte Verkehrsgeräusche im Hintergrund. Offenbar war ihre Partnerin ebenfalls unterwegs. »Marlon ist bei der Veranstaltung als Zeitnehmer eingeteilt, das heißt, wenn wir Glück haben, treffen wir ihn dort an.«
»Und dann?«
»Sehen wir weiter.« Eine kurze Pause. »Es ist nicht auszuschließen, dass Marius Norén ebenfalls dort ist.«
In einer Sporthalle voller Kinder …
Zhous Finger schlossen sich fester um das Steuer. »Ich weiß.« Sie schaltete ihr Navi ein und tippte die Adresse der Fraport Arena in das Display. »Ich kann in sechs Minuten dort sein, wenn der Verkehr mir keinen Strich durch die Rechnung macht.«
»Das ist ungefähr dieselbe Zeit, die wir noch brauchen«, antwortete Capelli.
»Gut. Dann treffen wir uns vor Ort?«
»Ja, am Eingang. Und kein Aufsehen, okay? Falls Norén in der Nähe ist, darf er auf gar keinen Fall misstrauisch werden.«
»Für wie blöd hältst
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