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Siebenschön

Siebenschön

Titel: Siebenschön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Winter
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überlegte kurz. Dann schüttelte sie den Kopf. »Ich sage auch der Spurensicherung Bescheid. Die sollen die ganze Wohnung auseinandernehmen.«
    »Sie denken, es gibt noch mehr Karten?«, fragte Zhou, aber es war eigentlich eher eine Feststellung.
    »Zumindest bezeichnet er Jenny Dickinson als Nummer sieben …«
    Zhou warf einen Blick auf die Umschläge, die ihre Kollegin auf das sorgfältig gemachte Bett gelegt hatte. »Sechsundzwanzigster Oktober und fünfter November. Die Karten müssen jeweils einen Tag später in der Post gewesen sein.«
    »Und?«
    »Und Doris Senn sagt, dass ihr Chef sich seit etwa zwei bis drei Wochen beunruhigt gezeigt hat.«
    »Die Zeugin war keineswegs sicher, was das betraf«, widersprach Capelli. »Sie hat gesagt, es könne genauso gut länger gewesen sein.«
    »Sechsundzwanzigster Oktober«, insistierte Zhou. »Das ist ziemlich genau zwei Wochen her, und der entsprechende Hinweis beginnt mit den Worten: Zweite Chance, Theo …«
    »Demnach müsste Dorn bereits zuvor eine Karte erhalten haben«, spann Capelli den Faden weiter.
    »Und zwar nur eine «, nickte Zhou.
    »Und wo ist die?«
    »Keine Ahnung.«
    »Falls Sie recht haben, hätte er sie doch wahrscheinlich zusammen mit den anderen Karten aufbewahrt, oder?«
    »Vielleicht hat er die erste weggeworfen.«
    Capelli runzelte die Stirn. »Weshalb sollte er das getan haben, wo er doch die beiden anderen auch aufgehoben hat?«
    »Vielleicht hat er die Sache zuerst nicht ernst genommen. Vielleicht hat er an einen Scherz geglaubt. Oder an eine Verwechslung. Aber als dann die zweite Karte kam …« Zhou ließ den Satz offen und sah ihre Partnerin an.
    Die hatte bereits ihr iPhone am Ohr. »Zentrale?«, rief sie, nachdem sich eine angenehme Frauenstimme gemeldet hatte. »Hier ist 733. Wir haben hier vermutlich einen 039 oder 110.«
    039 war der Code für Totschlag. 110 stand für Mord.
    »Ich brauche zwei Teams«, fuhr Capelli fort. »Eins in Unterliederbach. Das andere am Flughafen, Alte Mainzer Schneise. Da muss es irgendwo einen Parkplatz geben. Im Wald. Keine Ahnung, wo genau. Nähere Informationen zu den Örtlichkeiten schicke ich den Kollegen gleich per E-Mail und …« Sie hielt inne und hörte eine Weile schweigend zu. Dann schüttelte sie heftig den Kopf. »Nein«, sagte sie, »das haben Sie ganz und gar nicht falsch verstanden. Wenn wir Pech haben, sind es tatsächlich zwei Leichen. Ein Mann und eine Frau.«
    Und selbst das, dachte Zhou mit einem Schaudern, ist vermutlich erst der Anfang …
6
    Sarah Jessica Kindle lehnte sich in dem geradezu unverschämt bequemen Besucherstuhl zurück und überlegte, wie hoch Cevik Kubilays Rechnung wohl ausfallen würde. Sehr hoch, so viel stand fest. Aber das machte nichts. Sie war frei und konnte gehen, wohin sie wollte. Das war alles, was zählte. Außerdem erlaubte ihr das Erbe ihres Mannes, auf das sie – nicht zuletzt Kubilay sei Dank – nun bald uneingeschränkten Zugriff haben würde, die lästigen Anwaltskosten sozusagen aus der Portokasse zu zahlen.
    Was sie weit mehr wurmte, war der Pflichtteil, den sie Karo und Tanja, den Töchtern ihres verstorbenen Mannes, wohl oder übel würde abtreten müssen. Ganz zu schweigen von den Drohungen der beiden, sie wegen eines angeblich verschwundenen Testaments ein weiteres Mal vor Gericht zu zerren.
    »Gibt es denn da keinen anderen Weg?«, wandte sie sich wieder an ihren Strafverteidiger, der über ein Schriftstück gebeugt vor ihr saß und nebenbei irgendetwas auf ein rosafarbenes Formular kritzelte. »Immerhin war das, was die beiden nach Eberhards Tod abgezogen haben, wirklich unterste Schublade.«
    Kubilay bedachte sie mit einem milden Lächeln. »Trotzdem …«
    Sie blitzte ihn an, auch wenn sie wusste, dass sie sich damit in Gefahr begab. »Was trotzdem?«
    »Karo und Tanja sind seine Töchter, Sarah.«
    »Aber sie haben sich nie auch nur eine Sekunde um ihn gekümmert. Übrigens auch nicht nach der Diagnose, obwohl er beide noch am selben Abend angerufen hat.«
    »Das mag schon sein.« Er klang nicht, als ob er ihr das glaubte. Genau genommen glaubte er an gar nichts, was sie ihm erzählte. Und daraus hatte er auch nie einen Hehl gemacht.
    Sarah schluckte ihren Ärger hinunter. »Gibt es nicht so etwas wie Rechtsverwirkung oder so?«
    Ihr Anwalt wandte sich wieder seiner Schreibarbeit zu. »In Ihrem Fall sehe ich dafür keine Grundlage«, entgegnete er knapp.
    Sie beobachtete seine Hand, die den Montblanc mit geübter Routine über das

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