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Siebenschön

Siebenschön

Titel: Siebenschön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Winter
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heimlicher Lover seit knapp anderthalb Jahren. Sie hatten sich auf einer Vernissage kennengelernt und waren noch am selben Abend miteinander ins Bett gestiegen. Doch so angenehm man sich mit Manuel Kendrich die Zeit auch vertreiben konnte, so entschlossen war Sarah, die Sache in Kürze zu beenden. Nicht, dass er ihr irgendwas getan hätte. Im Gegenteil: Für seine Verhältnisse war er während der schweren Zeit, die hinter ihnen lag, immer ausgesprochenfürsorglich gewesen. Und er hatte ihr auch während der Untersuchungshaft den einen oder anderen äußerst nützlichen Dienst erwiesen. Trotzdem hatte sie bereits vor Wochen den Entschluss gefasst, dass Manuels Tage an ihrer Seite gezählt waren. Sie hatte nur noch keine Idee, wie sie ihn elegant loswerden konnte. Elegant und vor allem: preisgünstig. Und bis sie das wusste, würde sie wohl oder übel gute Miene zum bösen Spiel machen müssen.
    Aber in solchen Dingen hatte sie ja eine gewisse Übung. Sie lächelte stumm in sich hinein. »Schön, dass du anrufst. Wo bist du?«
    »Noch auf der Arbeit. Und du?«
    »Auf dem Weg ins Motel«, antwortete sie und dachte wieder an Kubilay, der ihr auch in Bezug auf Manuel von Anfang an keinen Millimeter über den Weg getraut hatte. Sie rieb sich die Nase, die in der Wärme zu laufen begann. Vielleicht war es am Ende ganz gut, dass er sie nicht weiter vertreten wollte.
    »Ins Motel? Schon?« Manuel schien verwundert. »Warst du denn nicht mehr beim Anwalt?«
    »Doch.«
    »Und?«
    »Was meinst du?«
    »Was sagt er zu unseren Chancen in Bezug auf die Mädchen?«
    Unsere Chancen …
    Was das angeht, täuschst du dich gewaltig, mein Lieber, dachte Sarah. »Ach, du weißt doch, wie diese Anwälte sind«, antwortete sie ausweichend. »Die lassen sich nur schwer auf irgendwas Konkretes festnageln.«
    »Hm.« Klar, dass ihn diese Antwort nicht zufriedenstellte. Aber er kannte sie gut genug, um zu wissen, dass es sich nicht lohnte, sie unter Druck zu setzen. »Dann sehen wir uns also gleich im Motel?«, fragte er stattdessen.
    »Ja.«
    »Wie ist der Verkehr?«
    Sie spähte durch die Frontscheibe, wo sich in der anbrechenden Dämmerung Rücklicht an Rücklicht reihte. Rechts von ihr erhob sich imposant der Rohbau des neuen EZB-Sitzes, der während ihrer Haftzeit deutlich in die Höhe geschossen war. »Wie immer um diese Uhrzeit.«
    »Dann mach dir bitte nicht gleich Sorgen, wenn’s ein paar Minuten später wird«, erwiderte ihr Freund. »Ich weiß nicht mal, ob ich pünktlich hier rauskomme.«
    Sie musste unwillkürlich lächeln. Tatsächlich hatte sie sich im Leben noch nicht eine Minute um Manuel gesorgt. Aber das musste sie ihm ja nicht unbedingt auf die Nase binden. »Beeil dich«, flüsterte sie. »Ich kann’s kaum erwarten, dich endlich wieder in meinen Armen zu halten.«
    »Ich auch nicht«, gab er zurück.
    Nett gesagt, dachte sie, aber ich glaube dir keine Sekunde! Allerdings spielte das auch keine allzu große Rolle. Sie verfolgte ein Ziel. Und um dieses Ziel zu erreichen, musste sie das Spiel wohl oder übel noch eine Weile mitspielen. Und schließlich … Was machte das schon? Es war ja nicht mehr für lange. Und sie hatte schon weit Unangenehmeres überstanden.
    »Lass mich nicht zu lange warten, hörst du?«, legte sie nach.
    »Klar. Ich komme, so schnell ich kann.«
    »Na, das will ich doch hoffen.«
    Sie hörte sein Lachen und fand, dass es unecht und anmaßend zugleich klang. Er war sich seiner Sache wohl ziemlich sicher. Noch so etwas, von dem sie die Schnauze gestrichen voll hatte.
    »Dann also bis gleich«, flüsterte seine Stimme in ihrem Ohr.
    »Ja«, entgegnete sie mechanisch. »Bis später.«
7
    »Die Kollegen vor Ort haben tatsächlich zwei Leichen gefunden. Genau wie dieser Irre es in seinen Briefen angekündigt hat.«
    »Gottverdammte Scheiße«, murmelte Makarov, der bereits erste Fotos der Tatorte auf seinem iPhone hatte.
    Zhou musterte ihn verstohlen. Ihr neuer Vorgesetzter war kaum größer als sie selbst, ein fetter kleiner Mann, der irgendwann einmal sportlich gewesen sein musste, seine körperliche Fitness jedoch schon vor langer Zeit einer stressbedingten Bequemlichkeit geopfert hatte. Seine runden Augen zeugten von einem brillanten Verstand, auch wenn Zhou insgeheim darauf tippte, dass er notorisch unterschätzt wurde. Etwas, das sie allerdings niemandem empfehlen würde.
    »Und wieso schreibt der Absender hier was von einer zweiten Chance?«, fragte er jetzt.
    »Wir vermuten, dass Theo Dorn bereits

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