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Siebenschön

Siebenschön

Titel: Siebenschön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Winter
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das heißen?«
    »Das weißt du ganz genau.«
    »Den Teufel weiß ich. Also spuck’s aus! Was ist dein Problem?«
    »Herrgott, Em, du behandelst diese arme Kleine wie eine Aussätzige.«
    »Und du redest über sie wie über eine von deinen aufgepumpten Teenie-Freundinnen«, gab Em zurück. »Also halt bloß die Luft an, klar?«
    Decker setzte gerade zu einer Antwort an, doch Makarovs Auftauchen machte ihm einen Strich durch die Rechnung.
    »Wo ist Ihre Partnerin?«, fragte er, an Em gewandt.
    »Keine Ahnung. Vermutlich aufm Klo.«
    Ihre legere Antwort schien den Leiter der Abteilung für Kapitaldelikte nur noch mehr zu verärgern. »Die Spurensicherung hat angerufen«, knurrte er. »Die Figur, die bei Lina Wöllner gefunden wurde, gehört zu einem Schachspiel, das Ende August über das Auktionshaus Döbritz versteigert wurde. Fahren Sie da hin und versuchen Sie, etwas über den Käufer in Erfahrung zu bringen.«
    »Döbritz«, wiederholte Em. »Okay, das liegt auf dem Weg.«
    »Auf dem Weg wohin?«
    »Wir haben einen Termin mit Dr. Westen«, erklärte sie, ohne lange nachzudenken.
    Gehling und Decker feixten.
    »Hatte früher ein paarmal mit ihm zu tun«, brummte Makarov, dem die Reaktion ihrer Kollegen entgangen war. »Fähiger Mann.«
    »Wissen Sie zufällig, warum er jetzt als Therapeut arbeitet?«, nutzte Em die Chance, mehr über den Mann in Erfahrung zu bringen, den sie gleich besuchen würden.
    »Nein, keine Ahnung.«
    Sie nickte. »Jedenfalls war Alois Berneck Patient bei ihm. Und wie es aussieht, hatten auch noch zwei weitere Opfer mit ihm zu tun.«
    »Tatsächlich? Wer denn?«
    Em erzählte ihrem Boss, was sie zuvor von Gehling erfahren hatte.
    Makarov schob seine wulstigen Lippen vor. »Vielleicht ist Westen ja das Bindeglied, das wir suchen.«
    »Ja«, antwortete sie ohne großen Enthusiasmus. »Vielleicht …«
5
    Sarah Kindle wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn. Sie hatte den ganzen Nachmittag geschuftet, und jede Faser ihres Körpers fühlte sich verschwitzt und staubig an. Doch sie war auch ausgesprochen glücklich mit dem Ergebnis: In der Diele stapelten sich Dutzende von Kisten und Kartons. Sachen, die sie dem Händler anbieten wollte und für die sie hoffentlich noch einen guten Preis erzielen würde.
    Ihr verstorbener Mann hatte wirklich einen erlesenen Geschmack gehabt, das musste man ihm lassen! Allerdings war ihr beim Räumen auch aufgefallen, wie wenig von ihr selbst in diesem Haus steckte. Die meisten Möbel waren bereits in der Zeit von Eberhards erster Ehe angeschafft worden. Von Cora, der einzigen seiner zahlreichen Frauen, die gestorben war, bevor er sie hatte verlassen können, und jede ihrer Nachfolgerinnen hatte sich mit diesen Relikten arrangieren müssen.
    Sarah warf einen Siebzigerjahre-Lampenschirm in die Kiste für den Container und wuchtete einen Karton voller Designeranzüge und Seidenkrawatten vom Bett. Sie hatte erwogen, das Zeug zu einem von diesen Edel-Secondhandläden zu bringen, die gut erhaltene Markenware annahmen. Doch dann war ihr eingefallen, dass sie in diesem Fall ihre Adresse und ihre Bankverbindung hinterlassen musste. Und das wollte sie auf keinen Fall. Ihr neues Leben unter Palmen sollte jenseits aller Altlasten beginnen. Und es sollte frei sein. So frei und eigenverantwortlich, wie sie es sich immer erträumt hatte.
    Also würde sie die Sachen am Montagmorgen zur Caritas fahren. Punkt. Aus.
    Sie schloss den Deckel und bedachte den Karton mit einem zufriedenen Blick.
    Apropos Altlasten , meldete sich ihr Verstand mit einem weit unangenehmeren Thema zu Wort. Was machst du mit Manuel?
    Sarah stellte einen neuen Karton auf und schüttete gleich den Inhalt einer ganzen Schublade hinein: Socken. Einstecktücher. Und noch mehr Krawatten. Tja, Manuel, dachte sie unbehaglich. Leider stellte er ein viel größeres Problem dar, als sie erwartet hatte. Vor allem, seit er sich als derart beharrlich erwies. Und noch immer hatte sie keine zündende Idee, wie sie ihn loswerden konnte. Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr und beschloss, sich noch schnell ein wenig herzurichten, bevor ihr Besucher kam. Sie hatte darauf spekuliert, dass Manuel irgendwann das Interesse an ihr verlieren und sie in Ruhe lassen würde. Doch leider hatte sie die Rechnung ohne Eberhards Geldgemacht! Ärgerlich griff sie nach ihrem Lieblingsparfüm, das noch genau so stand, wie sie es am Tag ihrer Verhaftung hinterlassen hatte. Allein die Aussicht auf einen Anteil an diesem Vermögen

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