Sieg der Herzen
Mantel über die Stadt gelegt, aber der Himmel war aufgeklart, und die Sonne schien strahlend.
June blickte bei dem Bemühen, auf den schneebedeckten Steinplatten nicht auszurutschen, auf und lächelte fröhlich und winkte. So viel zu der Möglichkeit, dass sie Olivia dort hinter der Gardine beim Beobachten ihres Nahens nicht gesehen hatte. Wenn Olivia nicht bemerkt worden wäre, hätte sie vorgegeben, nicht zu Hause zu sein.
Stattdessen öffnete sie jetzt die Tür und begrüßte die andere Frau mit einem unsicheren, jedoch echten Lächeln. June McCaffrey war keine Person, die man leicht abwimmelte.
»Meine Güte, ist es kalt!«, rief June und lachte ein wenig, als sie die Verandatreppe hinaufstieg.
»Kommen Sie herein«, sagte Olivia und war überrascht, als ihr klarwurde, dass es sie freute, Gesellschaft zu haben. Mr McLaughlin war zur Arbeit gegangen wie üblich, und in diesem großen, verwaisten Haus fühlte sie sich wie in einer Gruft. Nachdem sie Junes Mantel und Handschuhe genommen und ihr Platz im Sessel neben dem Kamin angeboten hatte, eilte Olivia in die Küche, um eine Kanne ihres besten Ceylon-Tees aufzubrühen.
Während sie sich noch dieser Aufgabe widmete, kam Mr McLaughlin durch die Hintertür ins Haus, obwohl sie ihn erst in Stunden erwartete. Er war schwarz vom Dreck der Mine wie stets, aber trotzdem hatte Olivia bei seinem Anblick ein Gefühl, als flatterten Schmetterlinge tief in ihrem Inneren, an einer Stelle irgendwo zwischen Körper und Geist.
Er grinste und hängte seinen Hut auf. »Hargreaves hat heute die Mine wieder früh geschlossen«, erklärte er. Er musste ihr die unausgesprochene Frage an den Augen abgelesen haben.
Sie bemühte sich, unbekümmert zu wirken. »Ich verstehe«, sagte sie und setzte ihre Arbeit fort, vielleicht mit etwas mehr Geklapper als nötig. »Nun, Sie werden mit dem Bad warten müssen, denn ich habe Besuch im Haus. Es wäre einfach nicht schicklich, wenn sie nackt in der Küche wären, während June McCaffrey im Wohnzimmer sitzt.«
Er wirkte ungewöhnlich still, und sein Lächeln erstarrte, als hätte irgendein Zauberer sein Gesicht im Vorübergehen in einen Grabstein aus Granit gemeißelt. Seine Stimme klang bestürzt, und Olivia hätte geschworen, dass er nahe daran war, auf der Stelle kehrtzumachen und zu gehen.
»Sie sind zu schmutzig, um mein Wohnzimmer zu betreten«, stellte Olivia fest. Sie hatte einfach das Gefühl, dass er etwas Normales von ihr hören wollte. Nein, sagte sie sich, ich habe etwas Unnormales gesagt. »Sie werden wohl Mrs McCaffrey einfach ein anderes Mal kennen lernen müssen.«
Er hätte die McCaffreys und zahlreiche andere Leute gestern kennen lernen können, doch er hatte sich geweigert, mit ihr die Kirche zu besuchen, hatte behauptet, seine Ruhe zu brauchen, und sie hatte ihn nicht gedrängt. Trotzdem war sie ziemlich enttäuscht gewesen.
»Das vermute ich auch«, stimmte er zu und schien um die Entscheidung zu ringen, ob er zur Tür hinausstürzen oder zur hinteren Treppe rennen sollte.
Olivia war unsagbar erleichtert, als er sich für die Treppe entschied.
»Wissen Sie, wir brauchen wirklich Ihre Hilfe bei diesem Krippenspiel zu Weihnachten«, erklärte June mit einem strahlenden Lächeln. »Wir planen, Engel und Schäfer zu haben, und natürlich Maria und Josef. Vielleicht sogar ein echtes Baby in der Krippe - der Himmel weiß, dass wir eine Reihe davon hier haben. Dies ist die größte Sache, die wir jemals geplant haben.«
Olivia war nicht dumm; sie erkannte den Schachzug, der sie in die gesellschaftlichen Kreise ziehen sollte, und vielleicht hofften June und die anderen Frauen, bei diesem Handel etwas über ihren Pensionsgast zu erfahren. Aber die Wahrheit war, dass sie es leid war, immer abzusagen. Sie hatte es satt, all ihre Zeit allein in diesem großen Haus zu verbringen, wo sie meistens nichts zu tun hatte, wenn die Hühner gefüttert, das Staubwischen beendet und die Betten gemacht waren.
Sie nippte an ihrem Tee und tat so, als erwäge sie die Sache. »Es ist anscheinend eine sehr ehrgeizige Unternehmung«, sagte sie schließlich.
»Nun«, erwiderte June mit ihrer üblichen Ehrlichkeit, »das wird es sein. Daran gibt es keinen Zweifel. Aber Sie sind die Einzige von uns, die Klavier spielen kann ...«, an dieser Stelle warf sie einen bewundernden Blick zu dem großen Instrument, das Gage Calloway zurückgelassen hatte, als er Olivia das Haus verkauft hatte, »... abgesehen natürlich von Mamie Riley.« Mrs
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