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Sieg der Herzen

Sieg der Herzen

Titel: Sieg der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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Riley, stark kurzsichtig und fast taub, hämmerte jeden Sonntagmorgen eine furiose Begleitung zu den Kirchenliedern, bei denen Olivia meistens Kopfschmerzen bekam. »Mamie wird älter, wissen Sie, und ihre Nerven würden das höchstwahrscheinlich nicht verkraften.«
    Olivia wusste, dass sie hauptsächlich mit den Kindern arbeiten würde, und die Vorstellung ermutigte sie in einer Weise, die sie nicht erwartet hatte. Sie liebte die kleinen Geschöpfe, obwohl sie keine echte Erfahrung im Umgang mit ihnen hatte. Gewiss würde sie leichter mit ihnen fertig werden als mit Erwachsenen. »Also gut«, sagte sie hastig, bevor der Mut sie verlassen konnte. »Ich werde es tun.«
    June wirkte überrascht und erfreut, und sie verschüttete fast ihren Tee, als sie hastig aufstand. War sie so erpicht darauf wegzukommen?
    »Das ist die beste Neuigkeit, die ich gehört habe, seit Trey Hargreaves auf eine Silberader gestoßen ist!«, stieß sie mit strahlendem Lächeln hervor, und als sich Olivia aus dem Sessel erhob, mehr aus einem Reflex heraus als aus Absicht, schloss June sie herzlich in die Arme.
    Olivia stand etwas steif bei Junes Umarmung da, doch sie zog sich nicht aus ihren Armen zurück. Sie konnte sich nicht erinnern, wann jemand offen Zuneigung für sie gezeigt hatte. Gewiss hatte Tante Eloise so etwas niemals getan, und ihr Vater, Eloises einziger Bruder, war ein distanzierter Mann gewesen, 30 Jahre älter als seine flatterhafte Frau. Olivias Mutter, die sie als nervöse Person, die dauernd in Ohnmacht fiel oder in Tränen ausbrach, in Erinnerung hatte, war meistens mit sich selbst beschäftigt gewesen.
    June war immer noch überschwänglich. Sie ergriff Olivia an den Schultern und schüttelte sie fröhlich. »Danke!«, sagte sie bewegt. »Danke dafür, dass Sie Ja gesagt haben!«
    Olivia lachte unwillkürlich. Sie spürte Freude in sich aufwallen - normalerweise hätte sie das erschreckt, denn es war ein so fremdes Gefühl und die Tränen, die ihr kamen, waren nicht auf Angst zurückzuführen. »Ich hoffe, ich kann Ihre Erwartungen erfüllen«, sagte sie, und obwohl sie den Worten einen scherzhaften Tonfall gab, meinte sie es ernst. In diesem Moment erschien ihr die Vorstellung, dass sie June McCaffrey enttäuschen könnte, als das Schlimmste, was sie sich vorstellen konnte.
    Die ältere der beiden Frauen umfasste Olivias Gesicht herzlich mit beiden Händen. »Sie werden uns alle stolz machen«, sagte sie. »Ich weiß das einfach. Und jetzt gehe ich am besten zur Station zurück. Jacob und Toby und die anderen wollen ihr Mittagessen haben.« Sie legte eine Pause ein. »Vielleicht werden Sie und Ihr Pensionsgast uns Gesellschaft leisten«, fügte sie hinzu.
    Listiges altes Mädchen, dachte Olivia belustigt. »Ich befürchte, ich habe das Mittagessen schon verplant«, erwiderte sie. In Wahrheit hatte sie Reste vom Abendessen des Sonntags - Schinken und Grütze und Soße -, doch sie wusste, dass Mr McLaughlin sie ebenso wenig zur Station begleiten würde wie zur Kirche, und außerdem war sie selbst noch nicht ganz bereit, so gesellig zu sein. Allein schon ihre Zustimmung, das weihnachtliche Festspiel zu planen und zu orchestrieren, hatte sie innerlich in Aufruhr versetzt.
    »Dann ein anderes Mal«, sagte June. Bald darauf ging sie, wieder in ihren Mantel gehüllt, über den Plattenweg zurück zur Gartenpforte. Es schneite wieder, und ein winterliches Zwielicht lag wie ein graues Tuch auf den Ebenen und den Hängen der fernen Hügel.
    Als Olivia das Teegeschirr in die Küche zurücktrug, überraschte es sie nur wenig, dort Mr McLaughlin vorzufinden. Er hatte sich sauber geschrubbt, und sein Haar war noch feucht und gewellt vom Kämmen. Er trug sogar saubere Kleidung.
    Und er sah so gut aus, dass Olivia bei seinem Anblick fast das Tablett mit dem Geschirr fallen ließ.
    »Ich habe schnell in Spucke gebadet«, sagte er, und in seinen Augen schienen Funken zu tanzen.
    Olivia sah vor ihrem geistigen Auge ungewollt ein Bild, und sie spürte, wie ihr das Blut in die Wangen schoss. Sie setzte das Tablett mit einem vielsagenden Klappern auf dem Abtropfbrett ab, nur um ihn wissen zu lassen, dass sie solch zwe ideutige Bemerkungen nicht bil ligte.
    Er lachte. »Verzeihung«, sagte er.
    Er wirkte auf Olivia kein bisschen reumütig. »So ein Typ sind Sie nicht«, entgegnete sie mit gerümpfter Nase. »Gehen Sie und lesen Sie in einem Buch oder tun Sie sonst was. Ich möchte Sie nicht um die Füße haben, wenn ich Essen mache.«
    Er zog

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