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Sieg der Herzen

Sieg der Herzen

Titel: Sieg der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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sein, auch wenn ich nicht deine richtige Tochter bin?«
    »Du wirst ein wunderbarer Engel sein«, sagte Olivia, nachdem sie ihre Fassung wiedergewonnen hatte. »Wo hast du den Text dieses Liedes gelernt? Ich dachte, du wärst nie in die Sonntagsschule gegangen.«
    »Jack hat mir die Worte beigebracht«, offenbarte Jamie, zufrieden mit sich und ihm. »Wir haben geübt und geübt, als du gestern in der Kirche warst. Ich sagte ihm, ich will ein Engel sein, aber nicht, wenn du mir die Rolle wie ein Geschenk gibst.«
    »Hast du gedacht, das würde ich tun?«, fragte Olivia sanft. Sie hatten die Pforte des Vorgartens erreicht, es war eiskalt, doch sie verharrte und wartete auf Jamies Antwort. Sie war tief beeindruckt, dass ein so junges Kind ohne jede Erziehung ein solch starkes Ehrgefühl entwickelt hatte.
    »Vielleicht hast du Mitleid mit mir«, sagte Jamie. Ihre Stimme klang zaghaft, und Olivia kniete sich hin, dort im Schnee, ohne auf ihre Röcke und ihre frierenden Knie zu achten, und zog das Kind an sich. Als Olivia den Kopf zurückbog und in dieses ernste kleine Gesicht blickte, schniefte sie und lächelte mit feuchten Augen.
    »Es tut mir sehr leid, dass du eine schwere Zeit durchgemacht hast, Liebling. Aber ich kann dich nicht bemitleiden. Ich werde niemals Mitleid für dich empfinden, denn ich bewundere dich zu sehr.«
    »Willst du mich immer noch adoptieren?« Die Frage klang hoffnungsvoll und so schwach, dass sie fast vom Wind davongetragen wurde.
    Olivia packte das Kind an den mageren Schultern. »Ich gehe morgen zu Mr Calloway, das verspreche ich dir. Dann werden wir uns zusammensetzen und die Situation besprechen, du und ich. Fair genug?«
    Jamie nickte. »Du solltest jetzt besser aufstehen, bevor deine Röcke feucht werden«, sagte sie altklug.
    Olivia lachte und stand auf, und sie gingen ins Haus, in dessen Wohnzimmer ein Feuer im Kamin prasselte. Ein paar Lampen brannten hier und dort und verbreiteten einen goldenen Schein als Willkommensgruß durch ihre verzierten Schirme aus Chinaseide. Ein würziger Duft erfüllte die Luft.
    Olivia und Jamie eilten in die Küche, und dort stand Jack vor dem Herd, ein blau kariertes Geschirrtuch als Schürze umgebunden, und rührte etwas in einem Topf. Er lächelte, als er sie sah.
    »Ich bin ein Engel!«, platzte Jamie glücklich heraus.
    »Darüber kann man streiten«, erwiderte Jack.
    »Sie - Sie kochen?«, fragte Olivia, die sich ein wenig zurückgehalten hatte. Sie hatte noch nie einen Mann bei der Zubereitung einer Mahlzeit gesehen und sich auch nie einen solchen Anblick vorgestellt.
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich bin heute früh von der Mine heimgekehrt, während ihr beide in der Kirche wart, und da habe ich mich auf den Weg gemacht und ein Kaninchen geschossen. Dies ist so ziemlich alles, was ich über die Zubereitung weiß - Eintopf.«
    »Es duftet wundervoll«, sagte Olivia.
    Jamie wirkte weniger überzeugt. »Hast du es enthäutet?«
    Jack verpasste ihr eine leichte Kopfnuss. »Ja, du weises Kind. Die Ohren und Augen habe ich ebenfalls entfernt.«
    Olivia setzte eine missbilligende Miene auf, aber in Wirklichkeit genoss sie den zwanglosen Umgang der beiden, die Herzlichkeit und das Gefühl, Teil einer Familie zu sein.
    Sie wurde schnell wieder ernst, denn eine vertraute innere Stimme meldete sich, wenn auch nur schwach. Lass es dir nicht zu sehr zu Herzen gehen.
    Am nächsten Morgen, nachdem Olivia Frühstück gemacht, Mittagessen für Jack und Jamie eingepackt, die Hühner gefüttert, die Eier eingesammelt und die Betten gemacht hatte, zog sie ihr bestes Kostüm an, einen grünen Rock aus Samt und ein gleichfalls grünes Jackett mit schwarzem Kordbesatz über einer gestärkten weißen Bluse, warf sich ihren Mantel über und machte sich auf den Weg zu Mr Calloways Büro.
    Er begrüßte sie mit erstauntem Interesse, ähnlich wie der Marshal , als sie ihn aufgesucht hatte. Es wurmte sie nur noch ein bisschen, wenn sie daran dachte, wie Mr Calloway ihren vergeblichen Besuch bei der Versammlung des Stadtrats mit sichtlichem Vergnügen genossen hatte. Sie hatte schließlich nicht vorgehabt, für Belustigung zu sorgen.
    Er bot ihr mit der Geste eines Gentlemans einen Stuhl an, und Olivia nahm Platz und umklammerte ihre Handtasche auf dem Schoß.
    »Wie kann ich Ihnen helfen?«, fragte er und setzte sich hinter seinen breiten, von Papieren bedeckten Schreibtisch.
    »Ich nehme an, Sie haben von Jamie gehört - sie wurde dabei ertappt, als sie in unserem - in

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