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Sieg der Herzen

Sieg der Herzen

Titel: Sieg der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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gegenübergetreten war und ihnen die ganze traurige Geschichte erzählt hatte - bei Gott, so viel würde er tun, das schuldete er ihnen und vieles mehr -, konnte er von Glück reden, wenn sie ihn nicht prügelten und mit Schimpf und Schande aus der Stadt jagten. Miss Olivia, die nur die halbe Wahrheit kannte und folglich dazu neigte, ihn zu mögen - nach ihrer Reaktion auf seinen Kuss zu schließen -, würde vermutlich die Prozession der Empörten anführen.
     
    Als Jack an diesem Abend heimkam, hatte Jamie bereits gegessen und war zu Bett gegangen, und Olivia hatte sein Abendessen aus Hühnerfleisch und Mehlklößen warm gehalten und die kupferne Wanne in der Abstellkammer aufgestellt. Die Erinnerung an den tiefen Kuss, den sie ausgetauscht hatten, brannte noch in ihr; und sie konnte sie nicht vergessen, ignorieren oder als unbedeutendes Zwischenspiel abtun.
    Als Jungfrau von zweiunddreißig Jahren wusste Olivia wenig oder nichts über das Küssen und noch weniger über das, was danach geschah, während die Liebe zwischen Mann und Frau ihren natürlichen Verlauf nahm. Sie war sich nur wirklich sicher, dass sie sich danach sehnte, von Jack wieder geküsst zu werden - und dass sie wissen wollte, was danach kam.
    Jack sah schmutzig und verfroren und für sie unerträglich gut aus, als er dort in der warmen Küche stand. Olivia hatte den Eindruck, dass er etwas sagen und tun wollte, aber sie wusste nicht, was es war.
    »Ich habe Hühnerfrikassee und Klöße gemacht«, sagte sie, um das Schweigen zu brechen, und kam sich sofort dumm vor, weil ihre Stimme ein wenig schrill und vielleicht auch atemlos klang.
    Er räusperte sich, bemühte sich um ein Grinsen und scheiterte bei dem Versuch. »Ich nehme an, dass der Bestand im Hühnerstall rapide abnimmt«, sagte er.
    Sie lachte, dankbar für die lustige Bemerkung, denn sie löste etwas von der seltsamen Spannung, die in der Luft lag. »Ich werde im Frühjahr einige Küken haben«, sagte sie. »Unterdessen kann ich viele Hennen entbehren. Drei Viertel davon legen ohnehin wegen Trey Hargreaves Saloon keine Eier.«
    Er schien Distanz zu halten. »Das mit gestern Abend, als ich Sie geduzt habe und so ...«
    Olivia wandte sich ab und schloss die Augen. Wenn er Bedauern über den Kuss ausdrücken wollte, würde sie das nicht ertragen. Das Leben war unberechenbar; vielleicht würde dieser Kuss alles sein, was sie jemals über die Liebe erfahren würde, und sie wollte die Erinnerung daran ehren. »Keine Entschuldigung«, sagte sie und wäre am liebsten im Boden versunken, denn die Worte klangen wie ein Flehen.
    »Das meinte ich nicht«, erwiderte er freundlich. »Aber das sollte ich vielleicht ebenfalls tun.«
    Sie drehte sich wieder zu ihm um. Sie musste ihm einfach ins Gesicht sehen und versuchen, seine Gedanken zu lesen. »Es stimmt, es war nicht ganz schicklich«, räumte sie ein. Ihre Stimme bebte ein wenig, ebenfalls der warme Teller mit Essen, den sie in der Hand hielt. »Hier, setzen Sie sich und essen Sie zu Abend.«
    »Sehen Sie mich an«, sagte er und grinste jungenhaft.
    »Ich habe den Dreck der halben Jupiter-und-Zeus-Mine in meiner Kleidung. Ich bin erzogen worden, die Küche einer Lady zu respektieren.«
    »Sind Sie das?«, fragte sie sehr ruhig. Vielleicht würde er ihr jetzt die ganze Wahrheit über sich selbst erzählen, die Hürden von Geheimnissen beiseite räumen, die sie trennten.
    Abermals wurde sie enttäuscht, denn er wich ihrem Blick aus und gab keine Antwort.
    Fünf Minuten später, nachdem er sein Gesicht und die Hände am Spülbecken sauber geschrubbt hatte - er hatte ein paar Schüsseln Wasser und viel Seife gebraucht, um zumindest das zu schaffen setzte sich Jack an Olivias Küchentisch und machte sich über das Essen her, das sie früh am Tag für ihn gekocht und nun aufgewärmt hatte.
    Als er gegessen hatte, schleppte er Wasser in den Abstellraum, Eimer um Eimer, und badete. Olivia verweilte in der Küche und beschäftigte sich länger als nötig mit dem Spülen des wenigen Geschirrs, das er benutzt hatte. Aber wenn jemand gefragt hätte, ob sie hoffte, dass er sie irgendwie dort hineinlocken und wieder küssen würde, hätte sie es inbrünstig abgestritten.
    Er rief sie nicht und gab auch nicht vor, einzuschlafen und in seinem eigenen Badewasser zu ertrinken. Stattdessen pfiff er fröhlich vor sich hin und planschte viel herum.
    Sie zog sich schließlich ins Wohnzimmer zurück, wo sie eine halbe Stunde am Klavier verbrachte und nur leise spielte,

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