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Sieg der Herzen

Sieg der Herzen

Titel: Sieg der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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um Jamie nicht zu wecken. Bei jeder Note und jedem Herzschlag war sie sich jedoch bewusst, dass sich Jack McLaughlin splitternackt in ihrer Abstellkammer befand.
    Schließlich ging sie zu Bett, wo sie wach lag, zur Decke starrte und auf den Morgen wartete.
    Jack schlief noch, als sie ungefähr eine Stunde nach dem Sonnenaufgang an seinem Zimmer vorbeiging; sie spürte seine Anwesenheit dort, hörte die Bettfedern knarren, als er sich auf die Seite drehte. Sie lächelte ein wenig und ging über den Flur weiter zur hinteren Treppe und in die Küche hinab.
    Dort war bereits Jamie, voll angekleidet und in ihre Fibel vertieft, als sei sie ein Rätsel, das um jeden Preis entschlüsselt werden musste.
    »Ich kann immer noch nicht lesen«, beklagte sie sich und sah Olivia mit einem reizenden Ausdruck von Erschöpfung und Überraschung an. Vielleicht dachte sie, diese Fertigkeit sei etwas, das unerwartet über Nacht kam wie ein Gedanke oder ein Schneefall im Frühling oder Ohrenschmerzen.
    Olivia hütete sich zu lachen, doch sie konnte sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen. »Du wirst es schon lernen«, sagte sie und begann ihren Mantel anzuziehen. Bevor sie das Frühstück machen konnte, musste sie die Hühner füttern und die Eier einsammeln, die sie vielleicht gelegt hatten. Nach dem Frühstück würde es Zeit sein, zur Kirche aufzubrechen.
    War wirklich schon eine volle Woche vergangen, seit sie June und die anderen Frauen nach dem Gottesdienst zum Tee mit nach Hause genommen hatte? Das Wetter hatte sich verschlechtert, wenn das in diesem Jahr überhaupt möglich war, und bald würde es Dezember sein, der Weihnachten und das Krippenspiel bringen würde.
    Der Gedanke, was vor ihr lag, bewirkte bei ihr eine Mischung aus Vorfreude und Kummer. Vor Jacks Auftauchen in Springwater, vor Jamie, hätte sie dies alles nicht berührt, und alles hätte seinen Verlauf genommen wie stets, indem sie das Beste daraus gemacht und nie wirklich zu träumen gewagt hätte. Aber die beiden hatten sie verändert. Selbst wenn sie fortgehen würden, jeder seiner Wege, würde dadurch das Wunder, das sie bewirkt hatten, nicht ungeschehen gemacht werden. Olivia war jetzt, zum ersten Mal in ihrem Leben, ein akzeptiertes Mitglied einer Gemeinschaft. Es gab für sie in Springwater einen Platz, ein Zuhause: Vielleicht hatte sie Tante Eloise ein für alle Mal wirklich begraben.
    Ein schwacher Trost, wenn ich den Rest meines Lebens allein verbringen muss, dachte sie, aber es hatte keinen Sinn, sich schon den Kopf darüber zu zerbrechen, bevor es so weit war.
    Sie hatte ihre Sonntagskleidung angezogen und wollte gerade ihr Zimmer verlassen, als Jack in Hemd und Hose auf der Türschwelle seines Zimmers auftauchte. Sein Haar war zerzaust und ungekämmt, aber das erhöhte nur seine Anziehungskraft.
    »Morgen«, sagte er und gähnte herzhaft.
    »Guten Morgen«, erwiderte Olivia so munter, wie sie konnte. Da war etwas Sinnliches an seinem Anblick, kaum aus dem Bett und nur halb bekleidet. »Ich sehe, Sie wollen diese Woche zu Hause bleiben«, fügte sie hinzu.
    Sein Grinsen war schief, was ihm etwas Schurkisches verlieh. »Jawohl, Ma'am«, sagte er und salutierte lässig. »Ich werde Sie nicht zurückhalten. Ich möchte nur in Kenntnis gesetzt werden, wenn Sie wieder eine Horde von Frauen mitbringen, die mich inspizieren wie vorige Woche.«
    Olivia stieg das Blut in die Wangen. Sie versuchte, eine Ausrede für ihr Handeln zu überlegen, doch die Wahrheit war, dass es keine gab. »Ich glaube, ich habe mich bereits dafür entschuldigt.«
    »Ich habe mich für vieles im Leben entschuldigt«, entgegnete er, verschränkte die Arme und lehnte sich mit der Schulter an den Türpfosten. »Doch das heißt nicht zwangsläufig, dass ich es niemals wieder tun würde, sondern nur, dass es mir zu diesem Zeitpunkt leid tat.«
    »Vielleicht können Sie Ihr Wort drehen und wenden, wie es Ihren jeweiligen Zwecken dient, Mr McLaughlin«, erwiderte sie. »Aber wenn ich etwas sage, meine ich es auch so.«
    »Jack«, korrigierte er sie. »Und Sie haben mir noch nicht geantwortet.«
    Sie hob das Kinn ein wenig. »Ich habe nicht vor, wieder jemanden einzuladen. Andererseits behalte ich mir das Recht vor, Bekannte in meinem eigenen Haus zu empfangen, wenn ich das will.«
    Abermals tippte er mit zwei Fingern wie militärisch grüßend an seine Schläfe, grinste wieder, trat in sein Zimmer zurück und schloss leise die Tür vor Olivias Nase.
    An diesem Sonntagmorgen konnte sie sich

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