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Sieg der Herzen

Sieg der Herzen

Titel: Sieg der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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treu und brav abends und morgens die Hühner gefüttert hätte, wären die armen Kreaturen glatt verhungert.
    Endlich kam der 24. Dezember, ein klarer kalter Morgen mit blauem Himmel und goldenem Licht. Wes ritt früh zur Mine und pfiff leise vor sich hin.
    Die letzten Vorbereitungen für die heiß erwartete Aufführung würden Olivia voll beanspruchen. Erst nach der Veranstaltung wollten Wes und Olivia die würzig riechende Fichte schmücken, die sie im Holzschuppen versteckt hatten. Olivia hatte einen Satz Wasserfarben und ein kostbares Paket Papier für Jamie und ein Wollhemd für Wesley gekauft und wollte die Geschenke unter den Weihnachtsbaum legen, wenn alle schliefen.
    Sie hatte sich immer vor Weihnachten gefürchtet, einer Zeit, in der sie noch mehr als sonst gespürt hatte, dass sie einsam war. Doch dieses Jahr war alles anders. Endlich hatte sie wahre Freunde, und als Bestes von allem hatte sie Jamie und Wesley. Nach so vielen Jahren der Einsamkeit und Enttäuschung würde sie tatsächlich heiraten.
    Sie summte lautlos vor sich hin, als sie die Aufstellung des Weihnachtsbaums der Gemeinde beaufsichtigte und ein gewisses Maß an Schadenfreude empfand, wenn sie Trey Hargreaves und Gage Calloway sagen konnte, dass der Baum zu weit nach rechts und dann nach links geneigt war und schließlich noch ein kleines bisschen zu sehr nach vorne. Die Tannenzweige erfüllten die kleine Kirche mit köstlichem, festlichem Duft, und die Krippe sah so prächtig aus, als stamme sie aus der Fabrik irgendeiner großen Stadt. Sie war sogar mit Stroh ausgelegt; der Pastor hatte zwar untersagt, eine lebende Kuh und einen echten Esel in die Kirche zu bringen, aber er hatte gebilligt, dass Miranda und Landry Kildares zwei Wochen alte Tochter Neil das Jesuskind spielen würde. Die Kostüme waren fertig, sorgfältig genäht von stolzen Müttern in freundlichem Wettstreit, weil sie sich gegenseitig übertreffen wollten, und die Sakristei war bereits überfüllt von Plätzchen, Torten und Kuchen. Selbst Miss Turnbull hatte einen Beitrag zu dem Anlass geleistet, indem sie Cornucopias nahezu gesamten Bestand an Pfefferminzbonbons als Geschenk für die Kinder aufgekauft hatte.
    Alles würde perfekt werden.
    Emma Hargreaves eilte am Vormittag in die Kirche, gefolgt von eisigem Wind. Jeder in Springwater rechnete für den Abend mit weiterem Schneefall. »Ich habe die goldenen Sterne und das Lametta und die Kerzen!«, rief sie entzückt. Ihr hübsches Gesicht war vor Aufregung gerötet.
    »Ausgezeichnet«, lobte Olivia lächelnd. Sie hatte Emma besonders gern, weil sie sich sogar noch hilfreicher erwiesen hatte als erwartet.
    »Pass auf, dass du beim Anzünden der Kerzen nicht alles in Brand steckst«, ermahnte Trey Hargreaves seine Tochter und zog den Mantel an. Mr Calloway war bereits geflüchtet, vielleicht weil er befürchtet hatte, Olivia würde entscheiden, dass der Weihnachtsbaum immer noch schief stand und neu ausgerichtet werden musste.
    »Aber, Papa!«, sagte Emma mit liebevoller Empörung.
    Olivia lachte.
    Und im nächsten Augenblick, beim nächsten Herzschlag, geschah es. Ein schrecklich dumpfes Geräusch grollte tief unter der Erde, der Boden erzitterte und die Fenster rappelten. Ein Donnerschlag folgte. Einen Augen blick war jeder wie erstarrt.
    Trey Hargreaves fand als Erster Worte. »Gott im Hi m mel«, keuchte er und stürzte zur Tür, »die Mine!«

14
    E s kam Wes vor, als ob eine Ewigkeit zwischen dem ersten Erdbeben des Bodens und der Stollenwände der Mine und zum Zusammenbruch der Stützbalken der Decke vergangen sei, obwohl nur ein paar Sekunden verstrichen sein konnten. Er lag starr unter dem Durcheinander herabgestürzter Balken und überprüfte im Geiste die verschiedenen Teile seiner Anatomie, bis er relativ überzeugt davon war, dass noch alles vorhanden und zu gebrauchen war. Diese Prozedur, wie die Katastrophe selbst, schien unermesslich lange zu dauern.
    »McLaughlin?« Die Stimme, so schwach sie auch klang, war wenigstens ein Beweis dafür, dass er in dem Stollen, der vermutlich sein Grab werden würde, nicht ganz allein war. »Bist du da?«
    »Ja«, krächzte Wes. Das Reden schmerzte, obwohl er bezweifelte, sich irgendwelchen Knochen gebrochen zu haben oder von irgendetwas aufgespießt worden zu sein. Unter diesem Umständen konnte er darüber hinwegsehen, dass Ben ihn nicht mit dem richtigen Namen angesprochen hatte. Sie hatten soeben darüber diskutiert, dass er ein McCaffrey war, bevor ihnen das Universum

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