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Sieg der Herzen

Sieg der Herzen

Titel: Sieg der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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als dich überhaupt niemals kennen gelernt zu haben.«
    »Wenn ich dich heirate«, erwiderte er, jetzt völlig ernst, »werde ich bis zu dem Tag, an dem man mich ins Grab legt, bei dir bleiben. Nun, Miss Olivia, wie lautet deine Antwort?«
    Sie schmiegte ihre Stirn an seine Schulter, und ihre Antwort, so gedämpft sie vom Stoff seines Hemdes und der warmen Haut darunter auch klang, war klar und deutlich zu hören. »Ich werde den Prediger bitten, uns zu trauen, sobald er es kann.«
    »Ich möchte, dass mein Vater die Trauung vollzieht. Dazu ist er befugt, weil der Stadtrat ihn zum Stellvertreter des Pastors bei Eheschließungen ernannt hat.«
    Sie sah zu ihm auf und nickte. »Wann?«
    »Jetzt?«
    Sie lachte und schüttelte den Kopf. »Nein, Wesley, so schnell nicht. Nach Weihnachten, wenn Miss Turnbull fort und das Festspiel vorüber ist. Bis dahin habe ich keine ruhige Minute.«
    »Ich auch nicht«, pflichtete Wesley ihr bei. »Aber aus anderen Gründen, glaube ich.« Er schaute sie gespielt lüstern an.
    Sie errötete. Und dann schrie sie überrascht auf, denn urplötzlich packte er sie an den Hüften und hob sie hoch in die Luft, als hätte sie überhaupt kein Gewicht.
     
    Am nächsten Morgen wurde Priscilla Turnbull Olivias zweiter Pensionsgast. Sie behauptete, den ständigen Trubel in dieser Postkutschenstation keine Sekunde länger ertragen zu können. Olivia ließ sich nicht täuschen - Miss Turnbull wollte sich ein Bild über die Zustände in dem Haushalt machen, in dem sie vielleicht ihre Nichte für immer lassen würde. Von ihrem Standpunkt aus betrachtet, war dies sicher eine vernünftige Entscheidung, und Olivia war entschlossen, dafür zu sorgen, dass die Frau einen positiven Eindruck gewann. Andererseits war Miss Turnbull jedoch eine sehr anspruchsvolle und zum Nörgeln neigende Mieterin.
    Sie wollte etepetete speisen, nicht in der Küche, sondern an dem langen Tisch, der mit Silberbesteck und Porzellangeschirr gedeckt sein musste. Jeden Morgen blieb sie mindestens bis zehn Uhr im Bett Hegen, und dann klopfte sie mit dem Griff ihres Sonnenschirms auf den Boden, was ihre Art war kundzutun, dass sie unverzüg li ch ihr Frühstückstablett serviert haben wollte. Wenn ihr Tee nicht genau in der Stärke aufgebrüht war, die sie wünschte, bestand sie darauf, dass Olivia einen neuen zubereitete.
    Olivia, beschäftigt mit der Vorbereitung des Krippenspiels und einer immer schwieriger werdenden Jamie, musste all ihre Willenskraft aufbieten, um der Zimtziege nicht zu sagen, dass sie sich entweder selbst versorgen oder in den Hühnerstall ziehen solle. Jamie war notgedrungen unter dem Bett hervorgekommen, machte jedoch einen so weiten Bogen wie möglich um ihre gefürchtete Tante.
    Wenn sie nicht in der Schule oder bei den Proben für das Krippenspiel in der Kirche war, weigerte sie sich sogar, mit der Frau, die sie weiterhin als »blöde Kuh« oder »Miss Ziege« bezeichnete, in einem Zimmer zusammen zu sein. Olivia amüsierte sich über die Bezeichnungen, denn sie passten, doch sie hütete sich natürlich, das zu zeigen oder das Kind gar dazu zu ermuntern, sich der älteren Frau gegenüber respektlos zu äußern.
    Wes arbeitete weiterhin in der Mine, und die Kunde von seiner wahren Abstammung hatte sich wie ein Präriefeuer in der Stadt ausgebreitet. Jacob war seinem Sohn gegenüber immer noch nicht weicher geworden, doch Wes besuchte oftmals nach dem Ende seiner Schicht die Springwater-Station, um dann und wann mit seinen Eltern zu Abend zu essen, und manchmal nahm er dort sogar ein Bad. Olivia hatte Verständnis dafür, gewiss, doch sie vermisste ihn dann auch schmerzlich. Sie hatte nicht gewusst, wie viel ihr seine Anwesenheit wirklich bedeutete; und der Gedanke, was es heißen würde, ihn zu verlieren, war zunehmend schmerzhaft für sie. In gewisser Weise konnte sie Jacobs Widerstreben, seinen Sohn wieder ins Herz zu schließen, nur zu gut verstehen. Größer als Jacobs Groll und seine Unversöhnlichkeit war einfach seine Furcht. Wenn er ihn wieder in sein Herz schloss, würde ihn ein erneuter Verlust noch härter treffen.
    Dennoch hofften Olivia und June, dass die friedvolle Weihnachtszeit Vater und Sohn wieder zusammenführen würde - ein für alle Mal.
    Tag für Tag machte Olivia unermüdlich weiter, kochte, räumte auf und säuberte, wartete auf Miss Turnbull, um ihr die launischen Wünsche zu erfüllen, und führte immer hektischere Proben für das Krippenspiel in der Kirche durch. Wenn Jamie nicht

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