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Sieg der Herzen

Sieg der Herzen

Titel: Sieg der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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auf den Kopf gefallen war; Ben hatte also nicht viel Gelegenheit gehabt, sich an den Namen Wes McCaffrey zu gewöhnen. »Ist alles in Ordnung mit dir?«
    »Ich hoffe es«, antwortete Ben, aber es klang zweifelnd. »Allmächtiger, und wenn wir hier nicht rauskommen?«
    Wes schätzte nach dem Klang der Stimme, dass sein Freund irgendwo unter dem gleichen Stapel Stützbalken und Brettern lag, obwohl das natürlich nicht mit Sicherheit zu sagen war. Die Finsternis war so absolut, dass sie auch in der Gesäßtasche des Teufels hätten stecken können. »Wir werden herauskommen«, sagte er, obwohl er selbst überhaupt nicht davon überzeugt war. Die Worte kamen bereits über seine Lippen, bevor ihm in seiner Benommenheit und seinem langsam arbeitenden Verstand ihr ganzes Ausmaß klar wurde.
    »Heute ist Heiligabend«, klagte Ben.
    Wes dachte an Olivia, an Jamie und an seine Eltern. Einige Male in seinem Leben hatte er sich fast bewusstlos getrunken, um Weihnachten zu überstehen. Jetzt war er von überwältigender Traurigkeit erfüllt, und in diesem Augenblick hielt er es für viel wahrscheinlicher, dass er von diesem niederschmetternden Gefühl erdrückt werden würde statt von den Tonnen Erde und Holz und Gestein, die über ihren Köpfen knirschten.
    Verdammt, er war ein Narr gewesen. Wenn er auch nur eine Spur von Verstand gehabt hätte, dann hätte er Olivia vor Tagen vor einen Prediger geschleppt, als ihm zum ersten Mal klar geworden war, wie sehr er sie li ebte. Er hätte einen Weg gefunden, mit seiner Sturheit und seinem Stolz fertig zu werden, hätte seinen Vater notfalls am Kragen gepackt und ihn gezwungen, zuzuhören und ihn zu verstehen, hätte diesem verfluchten alten Mann klar gemacht, dass auch er Will geliebt hatte - so sehr wie jeder in der Familie und vielleicht noch mehr. Vor all diesen Jahren war er jung und starrköpfig und vielleicht sogar feige gewesen, als er in den Krieg gezogen war und seinen Bruder mitgeschleppt hatte, und er hatte auch nach dem Krieg einige
    Dummheiten begangen, doch er hatte immer wieder für seine Fehler bezahlen müssen. Niemand wusste besser als er, dass Will vielleicht noch leben und eine Frau und süße Kinder haben würde, wenn er, Wes, nicht gewesen wäre.
    Es tut mir leid, Daddy, dachte er. Es tut mir so leid.
    Sein Vater war nicht unvernünftig, und er war es nie gewesen. Eine ehrliche Entschuldigung von Mann zu Mann hätte Jacob gereicht, das war Wes jetzt klar. Jetzt, da es höchstwahrscheinlich zu spät war, um den Bruch zwischen ihnen zu kitten.
    Tausendmal im Verlauf der letzten Jahre hatte Wes gewünscht, er könnte die Zeit zu diesem Tag im September 1863 zurückdrehen und an Wills Stelle sterben. Er hatte sich nie eine Waffe an den Kopf gehalten, doch er hatte oftmals mit Selbstmordgedanken gespielt und sich die Annehmlichkeiten eines gemütlichen Zuhauses, Freunden und einer Familie versagt.
    Jetzt hatte es den Anschein, als sei die Stunde der Abrechnung endlich gekommen. Will erwartete ihn vermutlich im Jenseits, bereit, ihm zu geben, was ihm gebührte, und ihn zusammenzuschlagen - vorausgesetzt, so etwas war im Jenseits erlaubt.
    »Meinst du, wir sollten um Hilfe schreien?«, fragte Ben.
    Wes war dankbar für die Ablenkung; sie riss ihn aus seinen quälenden Gedanken. »Ich nehme an, dieser Stollen ist jetzt wie ein Kartenhaus, das jeden Augenblick einstürzen kann«, sagte er nach einigem Überlegen. Vielleicht arbeitete sein Verstand nicht so schnell wie sonst, aber das war verständlich, denn seine Gefühle überschwemmten ihn ja förmlich. Wenn er allein gewesen wäre, dann wäre er vielleicht zusammengebrochen und hätte geheult, jedoch nicht, weil er höchstwahrscheinlich seinem Schöpfer gegenübertreten und sich für seine vielen Sünden verantworten musste. Nein, es würden Tränen der Trauer wegen all der Zeit sein, die er vergeudet hatte, indem er sich von der Welt abgekapselt hatte. »Ich nehme an, wir sollten eine Weile ruhig sein. Sie werden uns hier rausholen, wenn sie das können.«
    »Ich habe von Cornucopia eine richtige schöne Puppe bestellen lassen, die sich meine Daisy und Rose teilen können«, fuhr Ben fort. »Auch eine Blumenvase für Sally, eine aus richtigem Porzellan. Weißt du, sie ist glücklich, wenn sie die Vase nur ansieht. Seit unserer Heirat ist es das erste Weihnachtsfest, an dem wir einen Penny für etwas anderes als das tägliche Leben übrig haben. Und wo bin ich? Zwanzig Fuß unter der Erde.«
    Wesleys Augen wurden

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