Sieg der Leidenschaft
töten.«
»Keineswegs, ich werde nur seinen Besitz konfiszieren.«
»Gib's doch zu! Er soll hingerichtet werden.«
»Dir zuliebe hätte ich ihn verschont.«
»Wie rührend!«, mischte sich Taylor verächtlich ein.
»Du verstehst gar nichts!«, fuhr Tia ihn an.
Blitzschnell sprang Raymond zu seinem Schwert, das am Boden lag. Wenige Sekunden später schlug Taylors Klinge ihm die Waffe aus der Hand und bedrohte wieder seine Kehle.
»Bitte, Taylor!«, rief Tia. »Bring ihn nicht um!«
Mühsam bezähmte er seinen Zorn und starrte sie an.
»Bitte - nicht.«
»Keine Bange, Colonel, ich habe nicht vor, Sie zu ermorden. Auf dem Schlachtfeld sind wir alle gezwungen, den Feind zu töten. Aber ich bin kein kaltblütiger Mörder. Wegen einer Hure würde ich sowieso keinem Mann das Leben nehmen. Nicht einmal, wenn die Hure meine Frau ist.«
»Nenn mich, wie du willst, du Narr!«, schrie Tia. »Aber hier ist dein Leben in Gefahr - und noch viel mehr steht auf dem Spiel! Da draußen bereiten sich fast hundert Mann vor, um das Haus meines Vaters zu stürmen ...«
»Jetzt nicht mehr, Tia«, unterbrach er sie. »Inzwischen wurden sie alle überwältigt. Und wir haben nicht einmal Blut vergossen, Colonel.«
»Also werden Sie mich nicht ermorden. Was nun?«, fragte Weir.
»Meine Männer werden bald heraufkommen, um Sie abzuholen, Sir. Vielleicht sollten Sie sich anziehen.«
Weir nickte, als wäre er dankbar für den höflichen Vorschlag. Kaum war er in sein Jackett geschlüpft, als auch schon Lieutenant Riley eintrat, von einem Soldaten begleitet. Taylor gab den beiden seine Anweisungen und sie führten den Gefangenen ab.
Endlich war er mit seiner Frau allein ...
Auf Friars Rücken rasten sie durch die Nacht. Der Himmel schimmerte immer noch blutrot. Als sie sich Cimarron von Süden her näherten, erweckte auch das weiße Plantagenhaus den Eindruck, es wäre in Blut getaucht. Noch bevor sie es erreichten, hörte Taylor laute Stimmen, Befehle und Antworten. Am Fluss erstreckten sich Verteidigungsanlagen und Jarrett McKenzies Männer bezogen hinter hastig errichteten Erdwällen Stellung, gemeinsam mit Ian und seiner Truppe.
Auch Rebellen kämpften auf der Seite Cimarrons. Taylor erkannte Julian in ihrer Mitte. Mit seinen eigenen Leuten waren die Verteidiger jetzt in der Überzahl. »Halt!« Jemand trat seiner Truppe in den Weg. »Halt, oder ich schieße!«
»Hier ist Colonel Douglas - bereit, McKenzie beizustehen!« Taylor schwang sich aus dem Sattel und sah das Kanonenboot auf dem Fluss, die Soldaten, die ihre Gewehre luden und das einzige Geschütz bemannten.
Tia hatte kurz zuvor aufgeschrien. Jetzt sprang sie von Friars Rücken und rannte über den Rasen. »Mutter!«
»Komm zurück, Tia!«, befahl Taylor entsetzt, als er Tara McKenzie zu ihrem Mann laufen sah, der sich gerade hinter einen Erdwall duckte.
Im Krieg hatten die Rebellen gelernt, ihre Enfields zu gebrauchen. Viel zu schnell krachten die Schüsse und Tia warf sich auf ihre Mutter, sank mit ihr zu Boden.
»Tia!«, schrie Taylor und eilte zu ihr, während die Rebellen an Bord des Kanonenboots die zweite Salve vorbereiteten. Neben seiner Frau und seiner Schwiegermutter, selbst auf den Knien, zog er seine Colts und feuerte blitzschnell. Dadurch gewann er genug Zeit, um beide Frauen aus der Schusslinie zu bringen, hinter ein Gebüsch. Er spürte Tias Blick, dann hob sie eine Hand, berührte seine Wange und schloss die Augen.
»Tia ...« An ihrer Schulter klebte Blut. Wo die Kugel eingedrungen war, wusste er nicht. Wenigstens nicht in der Nähe des Herzens. Stöhnend versuchte sich Tara aufzurichten. »Runter!«, mahnte er.
Ein paar Sekunden später tauchte Jarrett an ihrer Seite auf, das Gesicht von Angst und Zorn verzerrt, und nahm sie auf die Arme. »Wir müssen die beiden ins Haus tragen.«
Als Taylor seine Frau hochheben wollte, lief Julian zu ihm. »Überlass sie mir! Vielleicht verstehst du was von Schusswunden. Aber sicher nicht so viel wie ich. Und wenn ich auch ein verdammt guter Schütze bin - du bist besser. Gib uns Deckung!«
Er wollte in ihrer Nähe bleiben. Aber er musste Julian Recht geben.
Wenn sie starb, wollte er nicht weiterleben. Um sie zu retten, falls es möglich war, musste er diesem unseligen Kampf ein schnelles Ende bereiten. Er hörte, wie sich seine Männer hinter ihm postierten.
»Halt mir die Bastarde vom Leib, Taylor!«, schrie Julian. »Damit ich meine Mutter und meine Schwester behandeln kann!«
Taylor nickte, rannte
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