Sieg der Leidenschaft
Nathan Riley«, stellte sich der Mann vor.
»Was kann ich für Sie tun?«
»Sir, ich hoffe, ich kann etwas für Sie tun.«
»Tatsächlich?«
»Gestern war meine Einheit etwas weiter südlich, näher bei der Grenze. Wir holten gerade ein paar verwundete Milizsoldaten aus dem North Florida-Gefängnis und ich fragte mich, wie ich Colonel McKenzie erreichen könnte. Dann hörte ich, dass Sie mit ihm verwandt und mit seiner Schwester verheiratet sind.«
»Und?«
»Colonel Ians McKenzies Elternhaus liegt bei Tampa Bay und sein Vater, Jarrett McKenzie, sympathisiert mit der Union.«
»Das weiß ich.«
»Vor ein paar Stunden starb einer der Florida-Jungs.
Das habe ich bei ihm gefunden.« Lieutenant Riley reichte Taylor ein zerknittertes Blatt Papier.
Verwundert studierte Taylor eine Landkarte, mit ungeschickter Hand gezeichnet. Tampa Bay, der Fluss, Cimarron. Eine Plantage im Süden von Cimarron, eine andere nördlich. Unter dem Namen >Major Hawkins< zeigte ein Pfeil nach unten, über >Colonel Weir< nach oben. Und in Cimarron trafen sich die Pfeile. Neben einer primitiv gezeichneten Henkerschlinge stand ein Datum. In vier Tagen ... »Koordinierter Angriff, zum vereinbarten Zeitpunkt von beiden Seiten her«, war in einer Ecke des Papiers notiert worden.
»Haben wir einen funktionierenden Telegrafen, Lieutenant? Diese Information muss Colonel Ian McKenzie in Petersburg erreichen.«
»Wie gesagt, ich dachte sofort an Colonel McKenzie. Aber vor ein paar Tagen ist er bereits nach St. Augustine geritten.«
»Dann muss er dort verständigt werden.«
»Das werde ich schon irgendwie schaffen, Sir.«
»Lassen Sie ihm ausrichten, er muss sofort nach Cimarron reiten. Vorher werde ich versuchen, Weir in Ellington Manor zurückzuhalten, bevor er zum Angriff blasen kann.«
»Aye, Sir!«, erwiderte Riley und salutierte.
»Vielen Dank, Lieutenant.«
»Werden Sie diese Attacke verhindern, Sir? Ich stamme aus Tennessee. Da waren einige Leute nicht mit Pas Begeisterung für den Union Jack einverstanden. Deshalb brannten sie sein Haus nieder. So etwas möchte ich nicht noch einmal erleben. Eigentlich dachte ich, die Südstaatler wären Gentlemen.«
»Viele sind's. Aber manche eben nicht. Ja, verdammt, ich werde mein Bestes tun, um Weir einen Strich durch die Rechnung zu machen. Ich bitte Sheridan um ein paar Tage Urlaub - und um eine Truppe. Begleiten sie mich, Lieutenant?«
»Sehr gern, Sir!«, erwiderte Riley grinsend. »Falls Sheridan einverstanden ist, trommle ich unsere besten Soldaten und Scouts zusammen.« Taylor zweifelte nicht an Sheridans Einwilligung. Da er immer noch die von Lincoln persönlich Unterzeichnete Urlaubsgenehmigung bei sich trug, konnte Sheridan ihm keine Steine in den Weg legen. Außerdem würde der temperamentvolle kleine General Taylors Plan gutheißen, denn Jarrett McKenzie hatte sich stets für die Union eingesetzt. Zudem war die Eroberung Floridas nach wie vor das erklärte Ziel aller Nordstaatengeneräle.
»Telegrafieren Sie die Nachricht an Ian McKenzie, Lieutenant Riley. Wenn die Leitungen zusammengebrochen sind, schicken Sie einen Boten nach St. Augustine. Treffen wir uns im Hauptquartier des Generals. Viel Zeit haben wir nicht, um die weite Strecke zurückzulegen.«
»Ja, Sir!«, antwortete Riley und salutierte wieder. »Ich bin mächtig stolz darauf, mit Ihnen reiten zu dürfen, Colonel Douglas.«
Taylor galoppierte zum Hauptquartier und hoffte, es wären keine Neuigkeiten von den Schlachtfeldern eingetroffen, die ihm eine Audienz bei Sheridan verwehren würden.
Verdammt, seit wann besaß die Miliz das Recht, in Florida das Gesetz zu vertreten? Hatte Weir den Verstand verloren? War er zu mächtig geworden? Hielt er sich für den obersten Richter?
Fast schmerzhaft hämmerte Taylors Herz gegen die Rippen. Würde er sein Ziel rechtzeitig erreichen? Wo war Tia? Wusste sie von Weirs Absicht? Wenn ja, würde sie Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um ihre Eltern und Cimarron zu schützen - und sich in Todesgefahr bringen ...
1
Emanzipationserklärung. Gesetz zur Sklavenbefreiung. Trat am 1.1.1863 in Kraft.
25
Ein einiges Haus!
Herbst 1864, an der Küste West Floridas, bei Tampa Bay
An diesem Abend sah der Himmel seltsam aus. Der Sturm in der Dämmerung hatte rötliche Streifen im düsteren Grau hinterlassen und die Wolke, die den Mond verdeckte, schimmerte in einem unheimlichen feurigen Licht. Vor Ellington Manor angekommen, hob Taylor eine Hand und brachte seine Begleiter zum
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