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Sieg des Herzens

Sieg des Herzens

Titel: Sieg des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nüchterner Prediger des Geistes gedacht, ein solcher Knecht des Gefühles zu werden. Nie hätte ich so meine eigene Seele entdeckt, wenn Du mir nicht den Zauberschlüssel in die Hand gedrückt hättest, jenen goldenen Schlüssel, der das Tor zum Paradies öffnet: LIEBE.
    Er hielt inne und blickte verzückt in den stillen Raum der Kapelle. Der Regen hatte draußen inzwischen aufgehört, die Sonne hatte sich durch die Wolken gekämpft und sandte nun ihre Strahlen, die gebrochen wurden durch die Glasmalereien der Fenster, direkt auf den Altar, so daß das Marienbild von mildem Glanz Übergossen war.
    Wie hätte es anders sein können, als daß ihn das Gesicht der Madonna an sie erinnerte, an sie, seine Madonna auf Erden? Dann schrieb er weiter mit glühenden Wangen:
    Soll ich Dir singen, was mein Inneres fühlt mit Glanz und Jubel, mit Musik und ein klein wenig Nachdenklichkeit? Ich müßte nicht ein oder zwei, sondern hundert Pergamente beschriften, und auch dann noch wäre es nur ein Bruchteil von dem, wessen mein Herz voll ist. Ein ganzes Leben würde ich brauchen, um Dir zu sagen und zu zeigen, wie lieb ich Dich habe, und Gott, der Herr, möge uns segnen, daß dieses Leben an seinem Ende uns einmal vor seinen Thron führte, wo wir immer noch vereint sein mögen in Liebe und Treue und umflossen sein vom unverminderten Glanz des Glücks.
    Wieder hielt er inne, überlas mit trunkenen Augen noch einmal seine Zeilen und wußte, daß dies hier sein Glaubensbekenntnis geworden war, machtvoller und heiliger als jenes, das die Pfaffen und fahrenden Mönche für Geld und gutes Essen und Trinken lieferten.
    Dann raffte er sein Schreibzeug zusammen, steckte alles unter sein Wams und trat hinaus in die Frühlingssonne.
    Über der Kapelle stieg gerade mit ihrem Trillerlied eine Lerche in das Blau des Himmels. Kohl- und Blaumeisen flitzten durch das Geäst der Weiden. Ein Eichelhäher, aufmerksamer Wächter des Waldes, stieß einen Warnruf vor dem fremdartigen Zweibeiner, der nicht hierhergehörte, aus.
    Der Dichter hatte es nun eilig, wieder nach Hause zu kommen. Bald winkten ihm die Türme der Stadt. Weit in der Ferne verschmolz mit dem Horizont das mächtige Band des Rheines, dessen Bett sich zwischen weinbepflanzten Hügeln dem Meer zuwand.
    Wochen vergingen im Taumel der Liebe und des Glücks, doch diese Zeit war, wie sich später sagen ließ, nur noch eine Gnadenfrist, die das Schicksal den Liebenden gewährte.
    Eines Tages, als der Dichter wieder einmal auf sein Mädchen wartete, dort am Rande der Stadt, wo bei der alten Eiche der Weg in die Kleefelder einbog, verrann die Zeit, ohne daß ihr leichter Schritt zu vernehmen gewesen wäre. Jede Minute, die er zählte, ohne etwas von ihr zu sehen, folterte ihn; jeder Viertelstundenschlag der Kirchenglocke dröhnte in ihm wie Donnergetöse.
    Eine Stunde verging, die zweite begann – sie kam nicht. Noch wartete er eisern und zwang sich dazu, an eine Verspätung zu glauben.
    Als aber auch die zweite Stunde sich ihrem Ende zuneigte, begannen Schreckensbilder ihm vor den Augen zu tanzen. Nun wußte er, daß etwas Böses geschehen sein mußte.
    War sie plötzlich erkrankt, war sie verunglückt? Hatte man sich nicht gestern in der Stadt davon erzählt, daß ein Gespann durchgegangen und ein junges Mädchen unter die Hufe des scheuenden Pferdes geraten sei?
    Großer Gott!
    Der Dichter fing an zu zittern. Dann erinnerte er sich jedoch daran, daß sie schon einmal nicht gekommen war, ihm allerdings von einem verschwiegenen kleinen Jungen ein Zettelchen hatte überbringen lassen, auf dem stand, daß sie durch den überraschenden Besuch einer Tante im Haus festgehalten werde.
    Heute freilich tauchte auch kein Junge auf.
    Hatten die Leute gestern nicht erzählt, daß das verunglückte junge Mädchen die einzige Tochter eines begüterten, verwitweten Vaters gewesen sei?
    Allmächtiger!
    Der Dichter hielt das keinen Augenblick mehr länger aus. Mit einem Ruck setzte er sich in Bewegung, lief wie gehetzt durch die Straßen, stieß erzürnte Passanten an, kümmerte sich nicht um ihre Flüche und Schimpfworte und rannte weiter.
    Nach Atem ringend, langte er vor dem Haus der Geliebten an.
    Was interessierte ihn in diesem Augenblick der gefürchtete böse Vater! Die Angst vor diesem war verflogen, sie hatte einer noch größeren um das Mädchen Platz gemacht. Was kümmerten ihn luchsäugige, geschwätzige Nachbarinnen!
    Erregt pochte er an die schwere Eichentür. Die Schläge hallten im ganzen

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