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Sieg des Herzens

Sieg des Herzens

Titel: Sieg des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Haus dumpf wider. Es dauerte nicht lange, dann ging die Tür auf, und im Rahmen stand der Mann, dem zu begegnen unter normalen Umständen keineswegs der Wunsch des Dichters gewesen wäre.
    Seine Augen schossen Blitze.
    »Was wollt Ihr?« herrschte er hart den jungen Mann an.
    »Ich war mit Eurer Tochter verabredet, ich …«
    »Das weiß ich! Ich bin ihr dahintergekommen! Man hat mir endlich berichtet, mit wem sie sich herumtreibt!«
    »Herumtreibt? Herr, wir …«
    »Herumtreibt, jawohl! Ich dulde das nicht mehr länger, hört Ihr!«
    »Sagt mir vorerst nur, ob sie wohlauf ist.«
    »Wohlauf ist sie kaum, nach dem Tanz, den ich ihr gemacht habe.«
    »Herr, Ihr habt sie doch nicht geschlagen?«
    »Auch das ginge Euch nichts an!«
    »Kann ich sie sprechen?«
    »Ihr seid verrückt! Nie mehr könnt Ihr sie sprechen! Ich habe sie fortschaffen lassen aus der Stadt, zur Schwester meiner verstorbenen Frau. Dort bleibt sie, bis sie wieder gesund ist.«
    »Gesund?« erschrak der junge Mann zutiefst. »Ist sie krank?«
    »Ja, geisteskrank, solange sie einem solchen Kerl nachläuft, wie Ihr es seid!«
    »Herr, Ihr beleidigt mich. Was habt Ihr gegen mich?«
    »Ihr seid nichts, und Ihr werdet nichts. Wie wollt Ihr einmal eine Frau, eine Familie ernähren?«
    »Mein Vater …«
    »Euer Vater«, unterbrach der zornige alte Mann den Jüngeren, »hat mir schon oft genug gesagt, was mit Euch im Geschäft los ist. Wenn er einmal stirbt, kann man sich denken, was mit der Firma geschehen wird.«
    »Mein Vater hat in letzter Zeit …«
    »In letzter Zeit scheint er nicht mehr normal zu sein. Plötzlich gefallen ihm Eure Gedichte.«
    »Auch Ihr habt mir doch Beifall gespendet an jenem Abend in unserem Haus.«
    »Konnte ich ahnen, daß Ihr Euch meine Tochter in den Kopf setzt? Und daß auch sie überschnappt?«
    »Wir …«
    »Schluß jetzt!« beendete der Alte den Auftritt. »Verschwindet! Laßt Euch nicht mehr sehen hier, wenn Ihr nicht Bekanntschaft mit meinem Hund schließen wollt! Auch Eurem Vater könnt Ihr sagen, daß mir an einem Verkehr mit ihm nicht mehr gelegen ist.«
    Mit einem lauten Krach flog die schwere Tür ins Schloß. Der Dichter aber glaubte sterben zu müssen, so unglücklich fühlte er sich.
    Zu Hause flüchtete er sich wieder in seine Welt, die Welt der Poesie. Er schrieb, als der Abend hereingebrochen war, im Silberlicht des ins Zimmer scheinenden Mondes Verse der Liebe und des Schmerzes:
    In Deiner Liebe ruht mein Glauben,
ruht all mein inniges Vertraun,
will Dich das Schicksal mir auch rauben,
ich werde doch den Himmel schaun.
Denn bist du fern, in den Gedanken
soll unser Kuß ein Bündnis sein,
zu glauben in des Lebens Schwanken,
ich steh zu Dir, und Du bist mein.
Vor uns jedoch schwebt hell ein Licht:
die Liebe stirbt im Herzen nicht.
    Für Deine Liebe lebt mein Leben,
lebt all mein wenig Erdenglück,
mußt Du den Armen auch entschweben,
einst kehrst Du lächelnd mir zurück.
Dem Schicksal trotz ich, das in Schlägen
die Peitsche des Erdulders schwingt,
doch auf der Liebe leichtem Wege
droht keine Macht, die uns bezwingt.
Wo Du an meiner Seite stehst,
Du mit mir lächelnd, schwebend gehst,
ist auf der Welt für mich das Paradies.
    Durch Deine Liebe wächst mein Schaffen,
wächst all mein Streben, wächst all mein Geist,
Abgründe werden schaudernd klaffen,
wenn Dich das Schicksal von mir reißt.
Seh ich in Deine Augensterne,
küß von den Lippen süßen Met,
kreist mir die Welt in Traumesferne,
und jedes Wort wird zum Gebet.
Und streicheln Deine zarten Hände
den Lebensschmerz von meiner Stirn,
ist's mir, als ob das Glück ich fände,
ein Diamant auf Bergesfirn.
    Und durch die Wolken bricht die Sonne hell –
ein Schrei – o Gott, ich liebe Deine Welt!
Schon seh ich vor mir diese Trennungsstunde,
wo sich ein Herz von meinem Herzen reißt,
schon hör ich aus dem klagend, zuckend Munde
ein Schluchzen, wo ein Lachen doch zumeist
den Sang der Seele in die Welt gejubelt.
Ein kurzes Wort, voll Klang und doch so hohl,
ein leises Flüstern: ›Lebewohl!‹
    Du fährst hinaus, wann sehen wir uns wieder?
Wann jemals wird ein Kuß uns binden?
O weine, Herz, – nein – ruf in Klageliedern
mein Glück zurück, laß es mich finden! –
Der Strahl der Hoffnung aber leuchtet nicht,
das Leben ist des Menschen Pflicht
und Pein zugleich, ein strenger Wart,
die Geißel schlägt, das Herz wird hart,
das Schicksal aber schreitet würgend alles nieder!
    Die nächsten Wochen wurden zur Qual, das väterliche Haus zu einem Gefängnis

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