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Sieg des Herzens

Sieg des Herzens

Titel: Sieg des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Mal.
    Mein Kind stirbt, kein Arzt hilft, weil das Geld fehlt. Ich bin nicht in der Lage, ein paar Taler aufzubringen. Dadurch werde ich wieder zum unmittelbaren Verantwortlichen für diesen Todesfall.
    Ich habe die Sicherheit des elterlichen Hauses verschmäht, warf mich der Armut in die Arme. Freiwillig tat ich es. Wer ist also daran schuld, daß ich nun mittellos bin? Ich! Wer kann den Arzt nicht zahlen? Ich! Wer bricht auch noch der Mutter des Kindes das Herz? Ich, immer ich! Ich bin an allem schuld! Gott speit mich aus seinem Munde aus!
    Der Dichter rannte durch die Gassen, taumelte in eine Kirche, fand keine Worte des Gebetes, haderte statt dessen mit Gott und den Heiligen, bekam es mit der Angst vor sich selbst zu tun und kehrte endlich zurück in seine Bodenkammer. Die schweißnassen Haare klebten ihm wirr am Kopf, die Augen blickten starr, leblos ins Leere, der Körper zitterte – so trat er ein.
    Das matte Wimmern seines Kindes empfing ihn. Die gemarterte Mutter sah ihn an, stumm, tränenlos geworden in den Stunden seiner Abwesenheit – und sie wußte alles. Schwer sank ihr Haupt auf das zerwühlte Stroh des Bettes.
    Er trat zu ihr, die Beine versagten ihm fast den Dienst. Er blickte auf das Kind, das sich in Fieberphantasien wälzte, und strich über das aufgelöste Haar seiner Frau. Dumpf, stickig war es im Raum. Die verbrauchte, von Krankheitskeimen verseuchte Luft hemmte den Atem.
    »Es ist das Schicksal, dem wir nicht entrinnen können«, sagte er mit tonloser Stimme. »Es fordert Opfer von uns bis ans Lebensende.«
    »Dies Opfer ist zu schwer!« schrie sie ins Stroh.
    Er streichelte sie, hatte Mühe, die eigenen Tränen zurückzuhalten.
    »Zu schwer ist nichts, alles kann ertragen werden. Oft ist der Mensch schwach, doch im Leiden ist er ein kleiner Gott.«
    »Du lästerst!«
    »Nein, ich ringe mir die letzte Achtung ab, deren ich noch fähig bin. Was haben wir geopfert und gelitten, und nie kam uns die bange Frage: Warum? Warum der Schmerz, warum verstoßen aus dem Glück?«
    Sie schluchzte, er fuhr fort: »Warum hast du das Erbe, das dein Vater für dich anhäufte, ausgeschlagen? Warum tat ich dasselbe? Warum hat jeder von uns auf ein sorgloses, frohes Leben verzichtet? Die Antwort darauf kann ich nur für mich geben. Und klingt diese Antwort nicht lächerlich? Klingt sie nicht wie heller Wahnsinn? Alles, alles gab ich nur der Kunst. Die Kunst also verschlang mein Leben, fraß mein Glück, verpestete die Seele. Die Kunst, die unbefleckte, hohe Reinheit, die edle Kunst. Ist das nicht Wahnsinn? Einen dreifachen Todesboten machte sie aus mir. Das ist Wahnsinn!«
    Er verstummte kurz, nahm dann seine Klage wieder auf: »Gibt es ein Zurück? Nein – wohin? Ein Erbe existiert nicht mehr, es ist in andere Hände übergegangen, das meine wie das deine. Wir gehören zu den Ärmsten der Welt, zu den Verdammten dieser Erde. Der größte Vorwurf, den ich mir mache, ist der, daß ich auch auf dich noch die Bürde dieses Unglücks geladen habe.«
    Sie hob den Kopf, blickte ihn an, sagte nichts. Doch dann stieß sie plötzlich hervor: »Und wenn ich's versuche?«
    »Wenn du was versuchst?«
    »Ein bißchen Geld aufzutreiben.«
    »Wie denn?«
    »Indem ich verspreche, es abzuarbeiten, als Putzfrau …«
    »Seit Monaten bietest du dich doch dazu schon vergeblich an.«
    »Aber ich habe noch nicht im Hause eines Arztes nachgefragt.«
    »Mein Gott!« rief er, und der Haß loderte wieder in seinen Augen auf. »Du Ahnungslose! Die sind die Schlimmsten! Denen mußt du zuallererst Bargeld bringen, ich habe es doch erlebt.«
    »Sei nicht so laut«, bat sie ihn, doch das Unglück war schon geschehen. Das Kind wurde unruhig, wimmerte stärker, wälzte sich herum, griff um sich und zuckte. Schweißnaß war der ganze Körper, rot das schmerzdurchpulste Gesicht. Jetzt bäumte sich das Kind noch auf und röchelte.
    Entsetzen packte die Mutter.
    »Es stirbt, es stirbt! O Herrgott, laß mich mit ihm gehen!«
    Da ergriff eine furchtbare Angst den Dichter, die Drohung grenzenlosen Verlassenseins. Jetzt galt es, um ein Leben zu kämpfen, während ein anderes erlosch. Seine Frau durfte er nicht auch noch verlieren. Sie war sein letzter Halt, der Engel, der ihm das Dasein verklärte. Ging auch sie von ihm, hatte der Balken über ihm die Last eines Dritten, der auch noch in diesem Raum verstarb, zu tragen. Dann war es vorbei – umsonst gelebt und gelitten. Dann war das Dasein eine Schale ohne Kern.
    Er kniete neben ihr nieder, nahm

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