Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sieg des Herzens

Titel: Sieg des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
Vom Netzwerk:
Julian.
    »Schade, daß Sie uns verlassen, Sir.«
    »Ob Sie's nun glauben oder nicht, mir tut es auch leid.«
    »Zum Teufel, wer hätte ihn denn sonst stoppen sollen?« schimpfte einer der Verwundeten, die gerade von Rhiannon betreut wurden. »Sie haben erzählt, daß dieser Kerl die Toten rumgeschleppt hat, um das Schlachtfeld noch grausiger aussehen zu lassen. Noch grausiger, das muß man sich mal vorstellen! Als ob es nicht so schon schlimm genug gewesen wäre! Es heißt, daß der Rebellendoktor ihm beinah den Unterkiefer gebrochen hätte.«
    Als der Begriff »Rebellendoktor« fiel, richtete sich Rhiannon, die gerade den Verband des Soldaten überprüfte, der eine Bajonettverletzung davongetragen hatte, auf und fragte: »»Und was ist mit dem Rebellendoktor passiert?«
    Der Name des Soldaten war Axel Smith. Er war noch jung und gehörte der zwanzigsten Kompanie von Maine an. Als er nicht gleich antwortete, insistierte Rhiannon: »Was ist mit dem Arzt passiert?«
    Der Soldat grinste breit und entgegnete: »Nun, Ma'am, das weiß ich auch nicht, ich bin doch die ganze Zeit hier gewesen.«
    Mit einem harschen »Corporal Smith!« versuchte Rhiannon sein Gedächtnis wieder aufzufrischen beziehungsweise ihm klarzumachen, daß sie an seinen Spielchen nicht interessiert war.
    Das zeigte Wirkung, und der Soldat fuhr fort: »Scheinbar haben er und ein paar andere auf dem Schlachtfeld nach Überlebenden gesucht, als sie auf die Fotografen trafen, die gerade dabei waren, die Toten herumzuzerren.« An dieser Stelle hielt der junge Mann inne, um ihre Reaktion abzuwarten.
    Derartige Geschichten breiteten sich nach einer Schlacht meist aus wie ein Lauffeuer. Die Männer, die Rhiannon behandelt hatte, wußten, wer sie war und auch, daß sie es gewesen war, die den Rebellendoktor in die Falle und damit in die Gefangenschaft gelockt hatte, wobei sie ihn heiraten mußte. Daß sich die beiden vorher schon gekannt hatten und beide aus Florida stammten, machte die Geschichte nur noch interessanter.
    »Bitte erzählen Sie weiter«, sagte Rhiannon, die ihre Ungeduld kaum bezähmen konnte.
    »McKenzie vertrat diesem Fotografen den Weg, sagt man. Außerdem hat mir jemand erzählt, daß der Fotograf zuerst gegen ihn ausholte. Aber dann hat Ihr Ehemann in plattgemacht, Ma'am, und es gab keinen einzigen Yankee-Soldaten, der dabei war und dem es um den Fotografen leid getan hätte. Schließlich stellte sich heraus, daß einer der Soldaten, die sie da hin- und hergedreht haben, noch am Leben war und daß es sich um eine junge Frau handelte.«
    »Eine Frau!« entfuhr es Rhiannon.
    »Das wäre nicht das erste Mal, Ma'am, daß sich eine Frau verkleidet hat, um in diesem Krieg mitzukämpfen. Ehefrauen und sogar Geliebte haben Uniformen angezogen, um bei ihren Männern zu sein, Schwestern haben ihre Brüder begleitet, und dann gab es auch hier und da ein richtig wütendes Fräulein, das der gegnerischen Seite selbst eins auf die Mütze geben wollte. Manchmal sehen Sie ja auch ganz junge Bürschchen, bei denen jeder weiß, daß sie bestimmt noch nicht achtzehn sind, obwohl man ja mindestens so alt sein muß, bevor man in die Armee aufgenommen wird. Die schreiben dann einfach die Zahl achtzehn auf ein kleines Stück Papier, stecken es sich in den Schuh und können dann behaupten, sie seien über achtzehn. Viele Leute haben sich eine ganze Menge einfallen lassen, um an diesem Krieg teilzunehmen. Sie wollen einfach irgendwie helfen. Nun, da brauchen Sie doch nur mal sich selbst anzusehen.«
    »Ich könnte einfach nicht ...«, fing Rhiannon an, brach dann aber mitten im Satz ab - schließlich gingen den jungen Mann ihre Beweggründe gar nichts an.
    »Sie könnten einfach keinen Südstaatler erschießen, Ma'am, weil Sie eine von ihnen sind«, erklärte ihr Axel Smith mit seiner einfachen Logik.
    »Vielleicht.«
    »Sie bringen Dr. McKenzie hier weg, wissen Sie. Denn es wird einen Riesenwirbel geben, weil ein Kriegsgefangener es gewagt hat, einem Typ von Harpers eins auf die Glocke zu geben.«
    »Was soll das heißen? Ich meine, was geschieht nun mit Dr. McKenzie?«
    »Er kann auf jeden Fall nicht mehr hierbleiben.«
    Das überlaß mal lieber Julian, dachte Rhiannon und tat einen Moment lang so, als sei sie ganz besonders mit dem Verband beschäftigt, der aber eigentlich auch so schon perfekt saß. Aber sie hatte große Angst um Julian und wollte das durch ihre übertriebene Aktivität vor dem Soldaten verbergen. Was hatte Julian denn nun wirklich getan, wie

Weitere Kostenlose Bücher