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Sieg des Herzens

Titel: Sieg des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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Leidenschaft - wenigstens für wenige Augenblicke - gestillt zu sein schien. Leider dauerte dieser romantische Moment nicht an, da Julian augenblicklich auf den Beinen war und wieder zwischen den Vorhängen hindurchlugte.
    Instinktiv zog sie die Decke über sich und fragte beinah erschrocken: »Du hast doch nicht etwa vor, zu fliehen?«
    Kopfschüttelnd drehte er sich zu ihr um und schlüpfte in seine Kleider. »Nein«, sagte er dann nur, »ich habe ihnen mein Wort gegeben.« Er kleidete sich an und kam noch einmal zu ihr ans Bett, setzte sich neben sie und fragte leise: »Das Kind, das du bekommst, ist doch meines, nicht wahr?« Dabei richtete er sacht ihr Gesicht zu sich auf.
    »Ja.«
    »Gib acht auf das Kleine und auf dich: Bitte halt dich fern von den Schlachtfeldern.«
    »Aber...«
    »Arbeite meinetwegen in einem Krankenhaus in Washington, wenn es unbedingt sein muß. Aber bitte bleib weg von der Front.«
    »Julian...«
    Sein Kuß hinderte sie, ihm zu widersprechen, und dann sagte er: »Bis wir uns Wiedersehen!«
    »Aber Julian, du bist ein Gefangener ...«
    »Ja, und in mehrerlei Hinsicht als du annimmst, meine Geliebte. Aber so lange wird das nicht mehr der Fall sein. Das kann ich dir versprechen.«
    Noch einmal gab er ihr einen flüchtigen Kuß, und dann war er verschwunden.

20
    Als die Nachricht über den furchtbaren Zusammenstoß der beiden verfeindeten Armeen bei Gettysburg Brent erreichte, konnte er nicht umhin, sich mitschuldig zu fühlen. Männer starben dort. Männer mußten zurückgelassen werden. Viele Verwundete erlagen ihren Verletzungen noch auf dem Schlachtfeld, weil es nicht genügend Ärzte gab, oder sie hauchten ihr Leben auf dem Krankenwagen aus, der sie nach Hause bringen sollte. Die Männer litten Todesqualen und starben schließlich doch.
    Und er war hier ... bei den Damen.
    Es war schon spät am Abend, und Brent saß noch an seinem Schreibtisch, um die Depeschen durchzugehen, die von der Front eingetroffen waren. Mit jedem weiteren Wort, das er las, fühlte er sich machtloser und schlechter. So viele Gefallene! Aber der Krieg würde trotzdem weitergehen, denn Unionsgeneral Meade hatte Lees Truppen nicht verfolgen lassen.
    In den Depeschen stand auch, daß Lee tief bestürzt wäre und bereit sei, von seinem Posten zurückzutreten. Er nahm die Schuld für das Geschehene auf sich, und doch war er nach wie vor hochgeschätzt. Immerhin hatte er es fertiggebracht, aus einem bunt zusammengewürfelten Haufen eine Armee zu machen und Siege zu erringen, wo es kaum einer für möglich gehalten hätte. Brent war sich sicher, daß man Lee nicht gehenlassen würde, sondern bis zum bitteren Ende an ihm festhielt.
    »Doktor!« hörte er da eine weibliche Stimme.
    Als er aufsah, stand Letty Canby, eine hübsche junge Frau von ungefähr zwanzig Jahren, in der Tür zu seinem Büro. Letty war ins Krankenhaus eingeliefert worden, weil sie Filzläuse gehabt hatte. Sie war ein wenig mollig, hatte ein sonniges Gemüt und große Brüste, eine winzige Taille und ausladende Hüften. Sie trug niemals ein Korsett oder einen Unterrock oder sonst irgend etwas, das von ihren
    natürlichen Reizen hätte ablenken können. Bei den Männern war sie sehr beliebt, selbst bei denen, die bereits an einer Krankheit litten, die sie sich durch den Umgang mit den Damen der Halbwelt zugezogen hatten.
    »Hallo, Letty. Was gibt's denn um diese Uhrzeit noch?«
    »Ich weiß, daß es schon spät ist, Doc, aber ich habe Sie hier noch arbeiten sehen - mit einem so traurigen Gesicht!« Während sie das sagte, kam sie ins Büro hinein und setzte sich auf die Kante von Brents Schreibtisch. »Na, jetzt lächeln Sie ja schon fast wieder!« sagte sie dann glücklich.
    »Letty, ich muß zugeben, daß ich gerade daran dachte, daß Sie wirklich die ideale Persönlichkeit für Ihr Gewerbe haben.«
    Schmollend schob sie die Unterlippe vor und fragte: »Was soll denn das heißen?«
    »Ich wollte Sie nicht beleidigen, Letty«, entgegnete Brent rasch. »Ich meinte damit nur, daß Sie ein ganz liebreizendes Geschöpf sind, und so voller Lebensfreude. Und es tut mir einfach nur leid, daß Ihnen Ihr Beruf irgendwann zum Verhängnis werden wird.«
    Lachend warf Letty den Kopf in den Nacken und entgegnete: »Machen Sie sich da mal keine Sorgen, Dr. McKenzie, ich habe in diesem Krieg ein Vermögen verdient. Zuerst arbeitete ich für die Unionstruppen.« Grinsend fügte sie hinzu: »Es gibt da einen General Hooker, der war so glücklich darüber, daß er sich

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