Sieg des Herzens
und seinen Männern ein paar Frauen zur Unterhaltung bieten konnte, daß man uns schon bald nur noch »Hookers Mädchen« nannte. Es gab bei ihm guten Wein, Champagner und Seidenstrümpfe aus Paris! Es ging mir dort sehr gut...«
»Und dann?«
Stirnrunzelnd fuhr sie fort: »Nun, dann überkam mich dieser lächerliche Patriotismus, und ich mußte nach Hause gehen.«
»Wo ist das bei Ihnen - zu Hause?«
»In Richmond, Virginia. Vor dem Krieg war es für eine junge Frau, die in meinem Job arbeiten wollte, ein ganz anständiger Ort: Gute Kundschaft - Männer, die in Virginias Politik eine Rolle spielten, wissen Sie. Reiche Kerle mit gro-ßen Plantagen, vielen Sklaven und manchmal fetten, aufsässigen Ehefrauen, die vergessen hatten, daß man eine Unterhose auch ausziehen kann! Ich meine, all diese Dinge in Sachen Anstand, die sie den wohlhabenden Töchtern beibringen ... wie auch immer, das brachte einem unternehmerisch orientierten Geist wie meinem gute Geschäfte ein.«
Brent verschränkte die Hände im Nacken, lehnte sich lächelnd zurück und sagte: »Und dann haben Sie sich dazu entschlossen, Ihren Beruf in den Dienst Ihres Landes zu stellen.«
Sie nickte. »Es war eine Zeitlang wirklich toll. Ich habe da so meine Spezialität für die Soldaten aus dem Süden. Ich nenne sie den Schlachtruf der Rebellen.«
»Ganz schön schlau.«
»Wollen Sie mal sehen, wie schlau?« fragte Letty und schlug in gespielt verschämter Manier die Augen auf und nieder.
»Danke für das Angebot, Letty, aber...«
»Natürlich umsonst, Dr. McKenzie. Sie haben für uns alle hier so viel getan ... Und dann muß ich noch gestehen, daß wir in diesen Zeiten nicht mehr oft die Chance haben, an einen Mann wie Sie zu geraten ...«
»Danke, Letty. Das nehme ich als Kompliment. Aber Sie sind meine Patientin.«
»Ich kann noch viel mehr für Sie sein.«
»Letty!«
Kichernd fügte sie hinzu: »Sie fangen sich schon nichts ein! Ich bin jetzt wieder allein in meinen Spitzenhöschen. Und davon abgesehen, haben Sie uns doch allen beigebracht, wie wir mit diesen kleinen französischen Dingern umgehen sollen.« Sie zog ein Gesicht und sagte: »Wir können ja ein Kondom benutzen.«
»Letty, Sie sind meine Patientin, und ich bin Ihr Arzt.«
»Und Sie wollen wirklich wieder zurück in den Krieg, stimmt's?« fragte sie, mit einemmal ganz traurig.
Er nickte. »Ja ..., ich denke schon, Letty. Es sind so viele Männer bei Gettysburg verletzt worden.«
»Dr. McKenzie!«
Als Brent seinen Namen hörte, sah er auf und erblickte Mary, die, wie zuvor Letty, nun in der Tür zu seinem Büro stand. Jedesmal, wenn er sie sah, war er wieder erstaunt darüber, daß sie so jung und unschuldig wirkte. Seit ihrer Ankunft war sie seine größte Stütze geworden. Sie war viel fleißiger als alle Sanitäter oder all die ehrenamtlichen Matronen, die aus moralischen oder religiösen Gründen im Krankenhaus Dienst taten, um diesen armen Kreaturen, die doch immer noch Gottes Kinder waren, zu helfen. Mary war eine ausgezeichnete Krankenschwester, vorsichtig mit den Patienten und auch mit sich selbst. Wenn er Visite machte, begleitete sie ihn und führte - übrigens ganz ausgezeichnet - die Krankenblätter. »O ja«, hatte sie einmal gesagt, als sie ihm das erste Mal dabei ihre Hilfe angeboten und er ganz ungläubig dreingeschaut hatte - allerdings aus einem anderen Grund, »einige von uns können auch lesen und schreiben.« Zuerst hatte er sie abweisen wollen, denn sie war ja eigentlich nur wegen Hauptmann Henderson im Krankenhaus. Aber warum sollte er ihre Hilfe nicht in Anspruch nehmen, wo sie nun schon einmal da war. Und je öfter sie mit ihm arbeitete, desto mehr verließ er sich auf sie.
Er war immer noch etwas barsch zu ihr, aber eigentlich nur, weil er das Gefühl hatte, daß sie dabei war, ihr Leben wegzuwerfen, das eigentlich schon verloren war. Es war einfach eine so furchtbare Verschwendung: Sie war so jung, erstaunlich schön, intelligent, mitfühlend ... und natürlich total unvernünftig.
»Was gibt's, Mary?«
»Wenn Sie bitte mit mir kommen würden ... Ich glaube, es geht zu Ende.«
Schnell stand Brent auf. Anfänglich konnte er ihre Hingabe und Ergebenheit Hauptmann Henderson gegenüber gar nicht nachvollziehen. Aber mittlerweile hatte er sich nicht nur zähneknirschend damit abgefunden, sondern begann auch, sie zu verstehen. Henderson war ein guter Mensch, und für seine Soldaten war er ein Held. Er hatte niemals von ihnen verlangt, vor ihm dem
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