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Sieg des Herzens

Titel: Sieg des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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Gegner entgegenzutreten. Wenn Gefahr im Verzug war, dann hatte er die Führung übernommen. Er kannte jeden seiner Männer mit Namen und hatte persönlich den Witwen der Gefallenen geschrieben und ihnen immer auch geldliche Mittel aus seinem Vermögen angeboten, damit sie die erste Zeit überbrücken konnten. Seine Männer hatten ihm aus Respekt und nicht aus Furcht gehorcht.
    Beinah jeden Tag hatte Brent etwas Neues über Hauptmann Henderson gehört, von Männern, die ebenfalls im Krankenhaus behandelt wurden. Aber keiner hatte jemals Hendersons Beziehung zu Mary erwähnt.
    »Entschuldigen Sie mich, Letty«, sagte er zu der jungen Frau und wandte sich zum Gehen. »Selbstverständlich« entgegnete diese, und zu Mary sagte sie: »Es tut mir so leid!« Wieder zu Brent gewandt, fügte sie noch hinzu: »He, Dr. McKenzie, denken Sie über mein Angebot nach!«
    »Das mach' ich, Letty.« Als er das sagte, spürte er Marys graue Augen auf sich und vermeinte einen leisen, empörten Ausruf von ihr vernommen zu haben. Als sie dann gemeinsam den Korridor entlanggingen, fragte sie: »Was für ein Angebot, Sir?«
    Erstaunt sah er sie an, weil er sich gar nicht erklären konnte, wieso sie das überhaupt interessierte. Sie half ihm zwar bei seiner Arbeit, bewahrte aber sonst immer eine deutliche Distanz zu ihm. Sie hatte sich sogar geweigert, seine Patientin zu werden; selbst nachdem er ihr erklärt hatte, wie groß die Wahrscheinlichkeit war, daß sie sich ebenfalls angesteckt hatte. Schließlich antwortete Brent: »Wissen Sie, Mary, Letty kann sich einfach nicht vorstellen, daß irgendein Mann ihren Reizen widerstehen könnte.«
    »Ah, aber Sie können ihr wohl widerstehen, mh?«
    Daraufhin blickte er sie verwundert an und sagte nur: »Sie ist meine Patientin.«
    »Aber ich nicht. Könnten Sie mir widerstehen?«
    Jetzt starrte Brent sie völlig perplex an und stellte überrascht fest, daß sich bei dieser Frage jeder Muskel in seinem Körper spannte und er mit einemmal einen Kloß im Hals hatte. Sich räuspernd brachte er schließlich nur heraus: »Ich beabsichtige, diesen Krieg zu überleben.«
    Lächelnd entgegnete sie ihm: »Machen Sie sich keine Sorgen. Sie verletzen meine Gefühle dadurch nicht. Ich wollte nur wissen, ob Sie tatsächlich rechtschaffen genug sind, jedes Angebot auszuschlagen.«
    Abrupt blieb er stehen, packte Mary bei den Schultern, und da er ihr wohl kaum sagen konnte, daß er sich bei ihr nicht anstecken wollte, sagte er: »Ich verstehe Sie nicht, Mary. Sie haben doch alle Reize, die sich eine Frau nur wünschen kann: Schönheit, Jugend und Intelligenz. Und Sie haben Ihr Leben einfach so weggeworfen. Nein, ich würde Ihr Angebot niemals annehmen. Verstehen Sie das denn nicht? Und solange Sie Ihren Lebenswandel nicht ändern, werden Sie auch nie ein gutes Angebot bekommen. Es wird für Sie keine Heirat geben, keine Familie, kein Heim...«
    »Ich glaube eher, daß Sie nicht verstehen«, unterbrach Mary ihn wütend. »Nach diesem Krieg gibt es da draußen überhaupt nichts mehr, was normal wäre! Haben Sie denn nicht gehört, daß der Süden den Krieg verliert? Gettysburg war ein absolutes Desaster für uns. Die Männer sind tot, und wir können sie nicht zurückholen. Ich habe die neuen Zahlen gelesen und die Fotos gesehen. Ganze Felder lagen voll mit toten Männern. Wenn nur ein paar dieser jungen Burschen vor ihrem Tod eine Hure wie Letty im Bett hatten, dann bei Gott, haben sie wenigstens einmal gelebt, bevor sie sterben mußten. Wofür halten Sie sich eigentlich, Dr. McKenzie? Wer gibt Ihnen das Recht, andere zu verurteilen?«
    Unfreiwillig berührt, aber auch ein wenig beschämt -was er ihr gegenüber niemals zugegeben hätte -, schüttelte er den Kopf.
    Sie waren mittlerweile bei Hendersons Krankenzimmer angelangt, und Brent fragte nun mit ganz sanfter Stimme: »Hauptmann Henderson?« Da er nicht reagierte, fuhr Brent zu Mary gewandt fort: »Jetzt sehen Sie ihn sich doch mal an, und dann frage ich Sie, habe ich wirklich kein Recht, diese Krankheit zu hassen?«
    Das schien ihr den Wind aus den Segeln zu nehmen, und ihre Augen glitzerten wie leuchtende Sterne, während sie sich mit Tränen füllten, die ihr bald die Wangen hinunterzulaufen drohten.
    Henderson konnte kaum noch atmen und röchelte nur noch. Bei jedem Atemzug ließ sich ein leises Pfeifen hören, als habe man seine Lunge mit Tausenden von Nadelstichen durchbohrt. Er war nicht richtig bei Bewußtsein, aber trotzdem stiegen auch ihm Tränen in

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