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Sieg des Herzens

Titel: Sieg des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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die Augen, die ihm unter seinen halbgeschlossenen Lidern hervortraten. Es war schrecklich, mit ansehen zu müssen, wie er sich quälte. Brent ging zu seinem Bett und setzte sich neben ihn.
    »Können Sie denn nicht irgend etwas für ihn tun?« fragte Mary verzweifelt.
    »Ich kann ihm noch mehr Morphium geben.«
    »Können Sie denn noch etwas davon erübrigen?« fragte sie besorgt.
    Ruckartig wandte er sich ihr zu und sagte mit einem bitteren Unterton in der Stimme: »Nein, eigentlich haben wir nicht genug davon. Gott gebe, daß wir uns von irgendwoher mehr beschaffen können.«
    Als er sich erhob, um das Morphium zu holen, berührte sie sacht seinen Arm, sah ihm in die Augen und sagte: »Das werde ich Ihnen nie vergessen, Dr. McKenzie. Ich bin Ihnen was schuldig.«
    Unwillig schüttelte er ihre Hand ab und preßte zähneknirschend hervor: »Sie sollen mir was schuldig sein?«
    Aufgebracht wich so von ihm zurück und zischte: »ja, Sie selbstgefälliger Mistkerl, ich bin Ihnen etwas schuldig.«
    Er wußte nicht, welcher Teufel ihn daraufhin ritt, aber er ergriff ihre Hand, zog sie ganz dicht an sich und raunte ihr zu: »Schön, Fräulein, Sie schulden mir also etwas. Vielleicht bin ich genauso geil wie jeder andere verdammte Mann in diesem Krieg und bereit, mit einem französischen Überzieher ein bißchen was zu riskieren. Sie schulden mir also etwas, wunderbar! Ich erwarte nicht, daß Sie mir sofort zu Willen sind, denn immerhin werden wir wohl den Hauptmann morgen früh begraben müssen. Aber danach, zum Teufel, Lady, ja, da können Sie Ihre Schulden bezahlen! Kann ich das als Versprechen ansehen?«
    Mit riesengroßen Augen starrte sie ihn nur ungläubig an, und er wiederholte: »Ist das ein Versprechen?«
    »Ja!« zischte sie, erstaunt über ihre eigene Antwort.
    Dann stürmte er aus dem Zimmer, um das Morphium zu holen.
    Am gleichen Abend noch, etwa um Mitternacht, starb Hauptmann Henderson. Mary berührte noch einmal ganz zärtlich sein schmerzverzerrtes Gesicht und zog ihm dann das Laken über den Kopf.
    Brent, der sie dabei beobachtete, konnte nicht umhin, echtes Mitleid mit ihr zu empfinden, und sagte: »Es tut mir leid, so leid.«
    Sie blickte zu ihm auf, und Tränen glitzerten wieder in ihren Augen, aber ihre Stimme klang erstaunlich gefaßt, als sie sagte: »Ich bin froh, daß sein Leiden nun ein Ende hat.«
    »Ich konnte wirklich nichts mehr...«
    »Ich weiß.«
    »Ich lasse Sie nun ein bißchen mit ihm allein.«
    Daraufhin verließ Brent das Zimmer und lehnte sich, nachdem er die Tür geschlossen hatte, von außen dagegen. Henderson war eines furchtbaren Todes gestorben. Das Leben war so unberechenbar und konnte manchmal so grausam sein. Dieser Mann hatte nicht verdient, so zu sterben. Hinter der Tür hörte Brent Mary herzzerreißend schluchzen und wünschte, daß er sie irgendwie trösten könnte.
    Dann ging er langsam den Korridor entlang zurück in sein Büro. Unterwegs rief er einen Sanitäter herbei, um ihm mitzuteilen, daß sie einen Sarg für Hauptmann Henderson bräuchten. Nachdem er seinen Bericht für den Tag beendet hatte, erhob er sich, um noch einmal zu Hendersons Zimmer zu gehen. Im Krankenhaus war es jetzt ganz ruhig.
    Mary saß immer noch an seiner Seite, aber ihre Tränen waren versiegt.
    »Es tut mir leid«, sagte Brent noch einmal, und Mary entgegnete abermals: »Ich bin froh, daß er nun nicht mehr leiden muß.«
    Dann sah sie zu Brent hoch, und ihr gelang sogar ein winziges Lächeln, als sie fortfuhr: »Ich hab' ja gewußt, daß es so kommen würde. Er war auch gar nicht mehr er selbst und lag schon so lange im Sterben ... daß es nun auch für mich eine Erleichterung ist, obwohl ich ihn sehr vermissen werde. Aber er hat so furchtbar gelitten, daß ich richtig froh bin, daß es endlich vorbei ist.«
    Brent, der im Türrahmen stehengeblieben war, nickte nur. Dann stand sie auf, um das Zimmer zu verlassen. Als er ihr nicht gleich auswich, zog sie verwundert eine Augenbraue hoch und fragte: »Würden Sie mich bitte durchlassen, Dr. McKenzie?«
    »Ja, natürlich, Mary. Ich hab' schon um einen Sarg gebeten. Wir werden ihn aufbahren, damit die Trauernden ihm die letzte Ehre erweisen können, aber wir sollten den Sarg geschlossen halten. Morgen wird dann auch ein Gottesdienst für ihn stattfinden.«
    »Ich danke Ihnen.«
    »Die Männer hier haben Captain Henderson sehr bewundert. Ich habe nur Gutes über ihn gehört.«
    »Er war ein guter Mensch und ein wundervoller Mann, freundlich und

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