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Sieg des Herzens

Titel: Sieg des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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großzügig, loyal und verläßlich. Seine einzige Sünde war die Einsamkeit.«
    »Das ist keine Sünde, Mary«, sagte Brent, der zur Seite getreten war und ihr nun die Tür aufhielt.
    Sie war schon im Gehen begriffen, drehte sich aber dann noch einmal zu ihm um und sagte: »Übrigens, Dr. McKenzie, ich habe niemals mit Hauptmann Henderson geschlafen.«
    Dann lächelte sie zufrieden darüber, ihn verwirrt zu haben und ihn mit seinen Zweifeln zurückzulassen. Aber er hielt sie am Arm fest. Immerhin hatte sie dieses Thema angeschnitten, so konnte er sich auch erlauben, näher darauf einzugehen und fragte: »Wie bitte?«
    »Ich habe nie mit ihm geschlafen«, fauchte sie jetzt. Er war noch ganz erstaunt über ihren plötzlichen Zorn, als sie wütend hinzufügte: »Er war mein Vater. Sie Dummkopf!«
    Zähneknirschend gelang Brent so etwas wie ein Lächeln. Sie hatte es darauf angelegt, ihn hinters Licht zu führen. Wochenlang war sie darauf bedacht gewesen, ihm diese Information vorzuenthalten, und hatte zugelassen, daß er sich immer wieder über ihren vermeintlichen Beruf ausließ.
    Dann erinnerte er sich wieder daran, daß sie gerade einen geliebten Menschen verloren hatte, und wollte schon nachgeben. Aber immerhin hatte sie davon angefangen! Deshalb glaubte er sich schließlich berechtigt, ihr zu antworten: »Um so besser, meine Liebe. Dann fühle ich mich auch nicht mehr halb so unwohl, wenn Sie Ihre Schulden begleichen.«
    Entrüstet starrte sie ihn an, während ihr die Farbe aus dem Gesicht wich, und dann rannte sie den Korridor hinunter.
    »Mary!« rief er ihr noch nach.
    Aber es war zu spät. Sie war schon weg, und er allein mit dem toten Mann, den sie aufrichtig geliebt hatte.
    »Es sieht ja fast so aus, als ob hier immer einer von unserer Familie die Stellung halten soll.«
    Julian stand am Fenster seiner kleinen Zelle und sah auf die Straßen und Bürgersteige von Washington hinunter, wo sich die Menschen zu dieser späten Nachmittagsstunde drängten, um noch schnell ein paar Einkäufe zu erledigen. Es war ein interessantes Gefängnis. Er wußte, daß Rose Greenhow, die bekannte Spionin der Konföderierten, hier ihre Nachrichten empfangen und weitergesandt hatte.
    Als er die Stimme seiner Cousine hörte, drehte er sich lächelnd zur Tür, und sah Sydney schon auf sich zukommen, um ihn zu umarmen. Er erwiderte ihre Umarmung erfreut und recht lange. Als er sie schließlich wieder losließ, mußte er wieder einmal feststellen, daß sie umwerfend gut aussah - vielleicht noch besser als vor dem Krieg, da ihr die in den beiden vergangenen Jahren gewonnene Reife ausgezeichnet zu Gesicht stand. Ihr leicht exotisches Aussehen, das sie geheimnisvoll und unwiderstehlich machte, verdankte sie ihren indianischen Wurzeln. Von ihrer irischen Mutter hatte sie die grünen Augen geerbt, und ihr unglaublich dichtes, schweres, dunkles Haar verdankte sie den seminolischen Vorfahren ihres Vaters.
    »Man hat mir gesagt, daß ich dein Zimmer bekommen habe«, sagte Julian.
    »Ja, es ist der gleiche Raum. Sie müssen ihn für die
    McKenzies reserviert haben. Wir sind nämlich privilegiert, weißt du. Nicht jeder verdient soviel Privatsphäre.«
    »Hm!« machte er und verschränkte die Arme vor der Brust, bevor er Sydney die Frage stellte, die ihm schon die ganze Zeit auf der Zunge lag: »Außerdem habe ich gehört, daß es dir gelungen ist, hier rauszukommen, indem du einen Yankee geheiratet hast.«
    Lächelnd sah sie ihn an und konterte: »Immerhin habe ich dadurch meine Freilassung erwirkt, wohingegen du mit deiner Yankee-Heirat nur deine Gefangennahme erreicht hast.«
    »Treffer für dich, Cousine«, murmelte Julian.
    Aber das Lächeln auf Sydneys Gesicht verschwand schnell, als sie sagte: »Ich habe gehört, daß Jesse schon wieder verwundet wurde. Und daß es diesmal eine besonders ernste Verletzung war, die du operiert haben sollst.«
    »Ich denke, er kommt wieder in Ordnung.«
    »Es stimmt also, daß du ihn operiert hast?«
    »Ja«, antwortete Julian und zögerte einen Moment, da er nicht wußte, wie er die Frage seiner Cousine einordnen sollte. Schließlich sagte er: »Sydney, du wolltest doch nicht etwa, daß er stirbt?«
    »Um Gottes willen, natürlich nicht!« entfuhr es ihr. Dann fügte sie kopfschüttelnd hinzu: »Er war ein Freund ... mehr als das. Er ist früher schon mal verwundet worden, in Virginia. Er wurde gefangengenommen, und ich war seine Krankenschwester, als man ihn nach Richmond ins Krankenhaus brachte. Er

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