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Sieg des Herzens

Titel: Sieg des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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wohl davon genommen, und dann auch noch zusammen mit dem Wein? Wieviel mehr hätte es gebraucht, um sie zu töten und ihrem Kummer ein für allemal ein Ende zu machen? Zitternd wurde sie sich plötzlich bewußt, daß sie gar nicht sterben wollte. Sie konnte es zwar kaum ertragen, daß Richard tot war, aber sie selbst wollte nicht sterben. Und sie wollte auch nie, nie wieder einen Morgen wie diesen erleben müssen, bei dem sie nicht sicher war, was nun der Realität entsprach und was ihrer Fantasie entsprungen war. Bestimmt nicht...
    »Nie wieder nehme ich dieses Zeug!« schwor sie sich und nahm das Fläschchen in die Hand. »Nie wieder, das schwöre ich bei Gott!«
    Gerade wollte sie es in den Kamin werfen, als ihr einfiel, wie dringend Schmerzmittel im ganzen Süden gebraucht wurden. Sie wollte zwar, daß die Union diesen Krieg gewann, und vielleicht war sie auch verbittert, aber sie hatte genug gesehen, um nicht einmal ihrem ärgsten Feind zu wünschen, ohne Narkotika dem Skalpell eines Chirurgen ausgesetzt zu werden, wo doch dieses bißchen Opium seine Schmerzen hätte lindem können. Deshalb stellte sie das Fläschchen wieder hin. Sie selbst würde ihre Medikamente nicht mehr anrühren, aber sie wollte auch nicht vernichten, was andere so dringend brauchten.
    Nun endlich verließ sie den Raum. Ihr war schwindelig und sie fühlte sich elend. Rachel wartete schon auf dem Treppenabsatz auf sie. So hatte ihr Mündel sie noch nie angesehen. Rhiannon versuchte ein Lächeln, obwohl sie ganz genau wußte, daß Rachel böse mit ihr war, auch wenn nur der liebe Gott wußte, warum. Rachel war im Norden geboren und aufgezogen worden. Die Rebellen hatten auch sie angelogen. Rachel hatte ihren Vetter Richard verehrt, aber trotzdem war sie jetzt nicht böse auf die Rebellen, sondern auf sie.
    »Rachel, du hättest dich doch schon einmal um die Unionssoldaten kümmern und dafür sorgen können, daß Angus und Mammy Nor ihnen etwas zu trinken bringen.«
    »Oh, ich habe sie schon begrüßt«, antwortete Rachel feierlich, »ich war nur neugierig...«
    »Worauf?«
    Rachel lächelte unschuldig wie ein Lämmchen, als sie antwortete: »Wie du wohl auf die Männer reagieren würdest.«
    Rhiannon seufzte. »Rachel, ich wußte, daß die Männer, die letzte Nacht hier waren, den feindlichen Reihen angehörten, und es ist auch richtig, daß ich nach der Patrouille geschickt habe. Hast du ganz vergessen, daß Richard im Kampf gegen die Südstaatler den Tod fand? Rebellen haben ihn getötet, Rachel.«
    »Der Krieg ist schuld an seinem Tod. Richard ist wahrscheinlich von irgendeinem armen Kerl erschossen worden, der selbst auch nur versucht hat, sein Leben zu retten«, entgegnete das junge Mädchen.
    »Aber, Rachel, dann sei bitte nicht böse auf mich, daß ich nach der Unionspatrouille geschickt habe.«
    »Ich bin nicht böse auf dich.«
    »Was ist es dann ...«
    Rachel zuckte mit den Schultern. »Komm jetzt mit zu den Soldaten. Du wirst schon sehen.«
    Rhiannon seufzte und hob die Hände, als wolle sie ausdrücken: Dann sagst du es mir eben nicht! Sogar diese Bewegung bereitete ihr Schwierigkeiten. Sie fühlte sich so schwach. Ihr Kopf dröhnte immer noch, und die Welt schien vor ihren Augen zu verschwimmen, als ob die Luft ein Ozean wäre, dessen Oberfläche von einem unsichtbaren Wind gepeitscht wurde.
    »Ist alles in Ordnung mit dir, Rhiannon? Du siehst ganz furchtbar aus«, sagte Rachel.
    »Oh, vielen Dank.«
    »Du bist wachsweiß im Gesicht«, beharrte Rachel und sah sie besorgt an.
    »Ich bin müde. Ich hatte eine furchtbare Nacht.«
    Ihr war jetzt richtig schlecht, und sie hoffte, daß sie wenigstens normal die Treppe würde hinuntergehen können. Aber als sie fast die unterste Stufe erreicht hatte, begann ihr Herz mit einemmal wie wild zu schlagen, und sie erschauderte vor Entsetzen: Im Eingang zur Halle stand nur ein einziger Soldat.
    Er!
    Er war zurückgekehrt.
    Groß, dunkelhaarig, mit Stechendblauen Augen stand er da und trug jetzt eine neue, saubere Yankee-Kavallerieuniform. Den federbuschbesetzten Hut in der Hand, sah er sie fragend an.
    Bestimmt hatte sie wieder eine Vision.
    Nein, er war tatsächlich zurückgekehrt.
    Er war überall. Er war zurückgekommen, um sie zu verfolgen, um ihr das Leben zur Hölle zu machen, um ihre
    Gefühle wiederzuerwecken, da sie doch gerade einen Weg gefunden hatte, Erlösung im Vergessen zu finden...
    Erschrocken sah sie ihn an und merkte, wie sich alles um sie herum zu drehen begann. Sie

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