Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sieg des Herzens

Titel: Sieg des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
Vom Netzwerk:
ich weiß«, entgegnete Julian und tätschelte dem hellbraunen Pferd seines Bruders den Hals. Das Tier war gut genährt und hatte ein seidiges Fell. Im Vergleich dazu schien seine graue Mähre nur noch aus Haut und Knochen zu bestehen. Aber Julian tröstete sich mit dem Gedanken, daß er und sein Pferd ganz gut zusammenpaßten. Dann blickte er zu Ian hoch und gab ihm die Hand. »Danke, Bruder. Es hat gutgetan, dich mal wiederzusehen. Paß auf dich auf!«
    »Und du, Julian, bleib um Gottes willen aus der Schußlinie!« Ian zögerte, bevor er noch hinzufügte: »Wenn Jerome bei dir ist, laß Risa irgendwie eine Nachricht zukommen. Sie möchte bestimmt bei ihm sein.«
    »Natürlich, ich werde seiner Frau Bescheid geben und dir auch - über Alaina. Halt die Ohren steif, Ian!«
    Ian nickte, wendete seinen Falben und ritt zurück zu dem Herrenhaus jenseits des Kiefernwäldchens.
    Julian lehnte sich jetzt seinerseits gegen den Stamm der Eiche und blickte seinem Bruder nach, bevor auch er sich auf den Weg zurück zu dem Haus mit den großen weißen Säulen machte, das die wuchernde Natur sich schon bald zurückzuerobern schien.
    Vielleicht war Rhiannon Tremaine ja wirklich eine Hexe
    - eine weiße Hexe mit heilenden Kräften. Möglicherweise hatte sie tatsächlich die Fähigkeiten einer Heilerin und konnte sich dazu durchringen, Ian zu begleiten und ihre Talente dazu zu verwenden, verwundeten Unionssoldaten zu helfen. Aber vielleicht auch nicht. Sie war eigensinnig. Ein echter Dickschädel. Daher war es durchaus möglich, daß sie Ians Angebot ausschlug, um in ihrem Haus zu bleiben.
    Als Julian auf Rhiannons Anwesen angekommen war, versteckte er sich wieder hinter dem Baum, von dem aus er schon die Ankunft der Patrouille seines Bruders verfolgt hatte. Auch jetzt beobachtete er aufmerksam das Haus...
    Ob es Ian wohl gelingen würde, Rhiannon zu überreden? Vielleicht ... Vielleicht brauchte Julian sie aber auch selbst. Nun hielt sie allein das Schicksal in Händen: Sie hatte die Wahl, mit Ian zu gehen oder...
    Julian hätte sie verdammt gern selbst mitgenommen.

5
    Als Ian McKenzie zurück ins Haus kam, hatte sich Rhiannon wieder einigermaßen gefangen. Nun war sie auch darauf vorbereitet, daß er dem Rebellenanführer, der ihr vergangene Nacht einen Besuch abgestattet hatte, sehr ähnlich sah, obwohl sie es nach wie vor unheimlich fand und es sie irgendwie nervös machte.
    Mammy Nor hatte Kaffee und süße Stückchen serviert, und Rhiannon saß mit Colonel Ian McKenzie im Salon und hörte sich seine Vorschläge an, entweder mit ihm nach St. Augustine zu kommen, bis der Krieg zu Ende war, oder in einem der Unionskrankenhäuser zu arbeiten.
    »Ich wollte schon mal Krankenschwester werden, gleich nachdem Richard seinen Einberufungsbescheid bekommen hat«, erklärte sie Ian. »Aber man wollte mich nicht haben.«
    Ian verzog das Gesicht. »Ja, ich weiß, am Anfang wurden Krankenschwestern nur genommen, wenn sie alt und grau waren. Aber ich kann Ihnen versichern, daß sich die Dinge geändert haben. Die riesige Zahl der Verwundeten dieses Krieges hat, was das anbelangt, eine Änderung im Denken geradezu erzwungen. Wenn Sie sich dafür entscheiden sollten, in einem Krankenhaus arbeiten zu wollen
    - selbst in einem Feldlazarett -, bin ich sicher, daß ich das für Sie arrangieren kann.«
    Sie nickte, blickte von ihrer Kaffeetasse auf und sagte: »Wenn ich Rachel irgendwo unterbringen könnte, würde ich sehr gerne etwas für die Soldaten tun.«
    »Ich werde meine Frau fragen, ob sie Rachel bei sich aufnimmt. Aber es ist Ihnen doch klar, Mrs. Tremaine, daß die Arbeit mit den verwundeten Soldaten sehr hart und oft auch sehr grausam ist? Aber manchmal schafft es einer, weil er richtig gepflegt wird.«
    »Auch wenn durch meinen Einsatz nur ein einziges Leben gerettet werden könnte, wäre es die Mühe wert«, überlegte Rhiannon laut.
    »Werden Sie dann gleich heute mit mir nach St. Augustine kommen?«
    »Ich ...«, stammelte sie erschrocken. Sie konnte unmöglich sofort gehen. »Sie müssen doch noch Ihre Frau fragen, und ich brauche ein bißchen mehr Zeit«, sagte sie dann.
    »Das mit meiner Frau geht sicher klar. Aber wofür brauchen Sie denn noch Zeit?« fragte Ian verwundert.
    »Oh, hm, ich ...«, stotterte sie beinah und machte eine hilflose Geste. Es schien ihr alles so überstürzt: Schließlich sagte sie ausweichend: »Zum einen muß ich noch packen. Außerdem muß ich Angus und Mammy Nor ein paar Anweisungen geben und mich

Weitere Kostenlose Bücher