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Sieg des Herzens

Titel: Sieg des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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geweckt. Angus traf, etwa fünfzehn Meter von Julians Plätzchen am Baum entfernt, Vorbereitungen zum Holzhacken.
    Mit einem Satz war Julian auf den Beinen und schalt sich, so unvorsichtig gewesen zu sein. Er hatte verdammtes Glück gehabt, daß Rhiannons Bediensteter ihn nicht früher entdeckt hatte. Als sich der riesige, muskelbepackte, schwarze Mann zu ihm umdrehte, war Julian nicht überrascht. Allerdings hatte er seine Waffe nicht gezogen, da er Angus nicht erschießen wollte und der auch keine Schußwaffe bei sich hatte.
    Angus blieb wie angewurzelt stehen, starrte ihn erstaunt an und fragte schließlich: »Wollen Sie mich etwa erschießen, Rebell?«
    »Haben Sie denn vor, mich zu töten?«
    Angus schüttelte langsam den Kopf und fragte grinsend: »Was wollen Sie denn dann, Doktor, Sir?«
    »Ich brauche Medizin«, entgegnete Julian prompt, wobei er ihm direkt in die dunklen Augen sah. »Und eine Medizinfrau.«
    Angus blickte genauso unverwandt zurück und sagte nur: »Oh?«
    »Was halten Sie davon?«
    Angus beugte seinen Oberkörper ein wenig nach hinten und musterte Julian forschend, bevor er antwortete: »Ich glaube, daß es Misses Rhiannon in letzter Zeit nicht besonders gutging. Sie hing sehr an ihrem Mann, müssen Sie wissen.«
    »Ich dachte, daß sie vielleicht mit den Yankees mitgehen würde. Hat Sie Ihnen etwas davon gesagt?«
    »Nein, Sir«, entgegnete Angus kopfschüttelnd.
    »Bei all der Wäsche dachte ich, daß sie sich vielleicht auf eine lange Reise vorbereitet.«
    Abermals schüttelte Angus den Kopf und sagte: »Sie wäscht Laken und immer wieder Laken, ihre Kleider, ihr Schlafzimmer und sich selbst. Sie hat sogar die Wände ihres Badezimmers abgeschrubbt, bevor sie wenigstens eine Stunde in der Wanne lag.«
    »Angus, ich weiß, daß Sie denken, daß ich in diesem Krieg auf der falschen Seite kämpfe, aber ich muß Mrs. Tremaine mitnehmen. Ich werde gut auf sie aufpassen, und es wird ihr nichts geschehen, darauf gebe ich mein Wort. Wenn sie mir mit meinem verwundeten Vetter geholfen hat, schwöre ich, daß ich ihr freies Geleit nach St. Augustine gewähre.«
    Angus starrte ihn daraufhin so lange schweigend an, daß Julian schon dachte, er müsse sein Vorhaben aufgeben und davonreiten - oder den unschuldigen Mann niederschießen, um sein Ziel zu erreichen.
    »Was soll ich dabei tun?« fragte Angus schließlich, nachdem fast eine Minute verstrichen war.
    Julian, der die ganze Zeit unbewußt die Luft angehalten hatte, atmete jetzt erleichtert aus und sagte: »Vielleicht könnten Sie ihr ein wenig zureden? Ich will hier wegreiten, wenn es dunkel ist, aber nicht zu spät, damit ich eine gute Strecke des Weges zurücklegen kann, bevor der Morgen graut.«
    »Wie ich sehe, steht Ihr Plan schon«, sagte Angus. »Aber Sie haben noch ein ganz großes Stück Überzeugungsarbeit vor sich, Doktor.«
    »Ich bin sicher, daß ich sie überreden kann, wenn Sie mir den Rücken stärken.«
    »Und was, wenn sie doch nicht mitgehen will?«
    »Dann trag' ich sie.«
    Rhiannon hatte den Nachmittag geradezu arbeitswütig verbracht, und am frühen Abend waren die Laken, die sie gewaschen hatte, von der Sonne getrocknet und die Betten frisch bezogen. Ihre Kleidung und Unterwäsche war ebenfalls sauber und gebügelt. Sie hatte ihr Haar gewaschen und roch selbst leicht nach Rosen.
    Mit neuem Mut nahm sie noch einmal Richards Brief zur Hand, entschlossen, ihr Leben wieder in Ordnung zu bringen. Sie würde lernen, damit umzugehen, daß Richard von ihr gegangen war. Diesmal aber auf eine verantwortungsvolle und erwachsene Art, egal, wie weh es auch tat.
    Keine Drogen mehr. Nie mehr.
    Schnell verließ sie ihr Schlafzimmer, um noch ein paar Stunden für sich zu haben und von Richard Abschied zu nehmen. Er war in einem kleinen Familiengrab beigesetzt worden, das man jenseits des Rasenvorplatzes oben auf einem sanften Hügel - wie sie für Florida so typisch waren -angelegt hatte.
    Rhiannon liebte diesen Staat und verließ ihn nur ungern, auch wenn es nicht lange dauern sollte. Im Süden Floridas gab es vor allem flache Sumpfgebiete, aber hier im Norden war die Landschaft leicht hügelig mit wundervollen Kiefernwäldern und dazwischen riesigen Feldern mit blutroter Tonerde. Im Sommer war es in der Gegend um St. Augustine etwas kühler als in den Regionen unten im Süden. Aber ein Zuhause war kein Platz, um sich dort vor der Welt zu verstecken. Es war ein Ort, den man lieben und in Ehren halten sollte, und das würde sie auch immer

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