Sieg einer großen Liebe
Liebe“, dachte sie „schau, was ich getan habe. In meinem dummen, blinden Egoismus hielt ich dich davon ab, Charles zu heiraten und Kinder mit ihm zu bekommen. Doch nun habe ich es so eingerichtet, daß du statt dessen Enkel mit ihm haben sollst...Katherine, ich liebte dich so! Die Welt sollte dir zu Füßen liegen, und ich mochte einfach nicht glauben, daß du nur ihn wolltest... Aber jetzt habe ich etwas wiedergutgemacht! “
Als der Erzbischof Victoria bat, ihm den Schwur nachzusprechen, erinnerte sie sich an die Abmachung, jeden glauben zu lassen, sie sei Jason tief verbunden. So hob sie die Augen zu ihm und versuchte klar und zuversichtlich zu sprechen, doch als sie versprach, ihn immer zu lieben, sah Jason plötzlich spöttisch zur Kuppel der Kirche hinauf. Victoria erkannte, daß er darauf wartete, daß der Blitz einschlug, und ihre Spannung löste sich in einem unterdrückten Lachen, was ihr ein strafendes Stimrunzeln des Erzbischofs erbrachte.
Victorias Fröhlichkeit endete abrupt, als Jasons Eheversprechen durch die Kirche hallte. Und dann war es vorbei. „Sie dürfen die Braut küssen“, sagte der Erzbischof.
Jason wandte sich zu ihr und sah sie mit einem triumphierenden Blick an, der so intensiv, so unerwartet und so erschreckend war, daß Victoria erstarrte. Er legte die Arme um sie und küßte sie so lange und innig, daß der Erzbischof wieder finster blickte. Dann ließ Jason sie los und nahm ihren Arm.
„Mylord“, mahnte ihn Victoria flüsternd, als sie das Kirchenschiff zum Portal hinunterschritten, „bitte, ich komme nicht mehr mit.“
„Nenne mich Jason“, sagte er barsch, ging aber langsamer. „Und wenn ich dich das nächste Mal küsse, tue wenigstens so, als ob es dir gefällt.“
Zwischen Jason und Charles stehend, nahm Victoria vor der Kirche gefasst und lächelnd die Glückwünsche der Gäste entgegen.
Charles wandte sich gerade einem seiner Freunde zu, als die alte Dame aus der Kirche kam und sich schwer auf den juwelenbesetzten Knauf ihres Stockes stützte.
Die Herzogin ignorierte Jason völlig und trat vor Victoria hin. „Weiß du, wer ich bin?“ fragte sie ohne Umschweife.
„Nein, Madame“, entgegnete Victoria. „Es tut mir sehr leid, aber ich weiß es nicht. Ich glaube, ich habe Sie schon einmal gesehen, Sie kommen mir bekannt vor, und doch.."
„Ich bin deine Urgroßmutter.“
Victoria hielt sich an Jasons Arm fest. Das also war ihre Urgroßmutter, die ihr die Zuflucht verwehrt und das Glück ihrer Mutter zerstört hatte. Stolz hob Victoria das Kinn. „Ich habe keine Urgroßmutter“, erwiderte sie ruhig.
Diese Antwort hatte eine unerwartete Wirkung auf die Herzogin. Ihre Augen strahlten bewundernd, und die Andeutung eines Lächelns milderte ihre harten Züge. „Oh, aber ja doch, meine Liebe“, sagte sie. „Ja doch“, wiederholte sie beinahe liebevoll. „Du bist deiner Mutter sehr ähnlich, aber diesen trotzigen Stolz hast du von mir.“ Sie schüttelte den Kopf, als Victoria widersprechen wollte. „Nein... . erspare es dir, meine Existenz nochmals zu leugnen, denn mein Blut fließt in deinen Adern, und es ist meine Eigenwilligkeit, die ich in deinem Kinn sehe. Die Augen deiner Mutter, mein Eigensinn .."
Charles fuhr herum. „Lass sie in Ruhe..." zischte er wütend.
Die Herzogin von Claremont wurde zornig. „Wage es nicht, in diesem Ton mit mir zu sprechen, Atherton, oder ich werde ...“
„Oder du wirst was?“ unterbrach Charles sie kalt. „Erspare es dir, mir zu drohen. Ich habe jetzt alles, was ich mir wünschte. “
Die Herzogin von Clarmeont betrachtete ihn von oben bis unten. „Du hast es bekommen, weil ich es dir gegeben habe, du Narr.“ Sie ignorierte Charles erstaunten Blick und drehte sich wieder zu Victoria um. Tränen verschleierten ihre Augen, als sie ihre zerbrechliche Hand an Victorias Wange legte. „Vielleicht kommst du einmal nach Schloss Claremont, wenn Dorothy aus Frankreich zurück ist. Es war nicht leicht, deine Schwester von dir fernzuhalten, aber Dorothy hätte alles verdorben mit ihrem törichten Geplapper von alten Skandal ... alten Gerüchten“, verbesserte sich die Herzogin rasch.
Dann wandte sie sich an Jason, und ihre Miene wurde ernst. „Ich vertraue Ihnen meine Urenkelin an, Wakefield, doch ich werde Sie persönlich für ihr Glück verantwortlich machen, ist das klar?“
„Ziemlich klar“, meinte er feierlich und betrachtete die zerbrechliche alte Dame erstaunt und belustigt zugleich.
Die Herzogin
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