Sieg einer großen Liebe
unsere tun es heute bestimmt nicht.“
Kapitän Farrell musterte sie, als wäre er nicht sicher, was er von ihr halten sollte. „Vermutlich haben Sie die Seereise nicht genossen, Lady Fielding?“
Victoria schüttelte den Kopf und lächelte. „Nicht übermäßig. Ich glaube, ich bin nicht sehr seefest, und ich hatte nur eine Angst: Daß ein Sturm aufbrechen könnte, bevor ich mich von der Seekrankheit erholt hatte.“
„Du meine Güte" sagte Kapitän Farrell, und sein Lächeln gewann seine ursprüngliche Wärme zurück. „Halten Sie sich deshalb nicht für einen Feigling. Es gibt sogar erfahrene Seeleute, die Angst haben, bei einem Atlantiksturm zu sterben.“
„Bei mir war es schlimmer“, widersprach Victoria. „Ich hatte Angst, ich könnte nicht sterben.“
Mike Farrell warf den Kopf zurück und lachte. Dann nahm er Victorias Hände in seine schwieligen Pranken. „Ich werde mit Freuden bleiben. Verzeihen Sie mir, daß ich vorhin gezögert habe.“ Victoria nickte glücklich. Dann nahm sie sich ein Glas Wein von dem Tablett, das eben von einem Lakaien vorbeigetragen wurde und mischte sich...da alles so herrlich ungezwungen schien...unter die Dorfbewohner.
Nachdem Victoria fort war, wandte sich Mike Farrell an Jason. „Als ich sah, wie sie dich in der Kutsche küßte, gefiel sie mir gleich. Doch als sie mich so förmlich begrüßte, mit diesem leeren Blick in den Augen, fürchtete ich einen Moment, du hättest wieder so ein hochmütiges Weibsstück wie Melissa geheiratet.“
Jason beobachtete, wie Victoria den unsicheren Farmern die Befangenheit nahm. „Sie ist alles andere als hochmütig. Ihr Hund ist halb Wolf, und sie ist halb Fisch. Meine Diener bewundern sie, Charles ist in sie vernarrt und jeder eitle Geck in London glaubt, in sie verliebt zu sein. “
„Einschließlich dir?“ meinte Mike Farrell treffend.
Jason verfolgte Victoria mit seinen Blicken. Er beobachtete, wie sie ihren Wein austrank und nach einem neuen Glas griff. Heute früh hat sie es nur über sich gebracht, mich zu heiraten, indem sie sich einredete ich sei Andrew, dachte er, und jetzt spült sie ihre Angst vor der Nacht offensichtlich mit Wein hinunter.
„Du wirkst nicht eben wie der allerglücklichste Bräutigam“, stellte Mike Farrell fest, als er Jasons finsteren Blick bemerkte.
„Ich war noch nie glücklicher“, entgegnete dieser bitter und machte sich auf, die Gäste zu begrüßen. Er erfüllte seine Pflichten als Gastgeber und spielte die Rolle des Bräutigams mit lächelnder Höflichkeit und konnte doch die ganze Zeit die schmerzliche und demütigende Erinnerung nicht loswerden, wie Victoria in der Kirche beinahe davongelaufen wäre.
Sterne funkelten am Himmel, als Jason abseits stand und zusah, wie Victoria mit dem Landjunker und Mike Farrell, und dann mit einigen Dorfbewohnern tanzte. Sie ging ihm absichtlich aus dem Weg, daß wusste er, und bei den seltenen Gelegenheiten, da ihre Bücke sich trafen, schaute Victoria schnell weg.
Schon vor einiger Zeit hatte sie ihren Schleier abgelegt und das Orchester gebeten, lebhaftere Weisen zu spielen. Als der Mond hoch am Himmel stand, tanzten alle und klatschten vergnügt in die Hände, einschließlich Victoria, die nu...ach Jasons Rechnung -fünf Gläser Wein geleert hatte. Offensichtlich will sie sich bewusstlos trinken, dachte Jason sarkastisch, und der Magen verkrampfte sich ihm bei der Erinnerung an seine Hoffnungen auf diese Nacht. Wie ein Narr hatte er geglaubt, das Glück sei endlich in Reichweite.
An einen Baum gelehnt beobachtete er das Treiben und fragte sich, weshalb sich Frauen so zu ihm hingezogen fühlten, bis er sie heiratete, um ihn dann zu verabscheuen. Ich habe es wieder getan, dachte er zornig. Ich habe denselben dummen Fehler zweimal gemach... . eine Frau zu heiraten, die ihn nahm, weil sie etwas von ihm wollte und nicht, weil sie ihn liebte.
Der einzige Unterschied zwischen Melissa und Victoria war, daß Victoria eine viel bessere Schauspielerin ist, entschied Jason. Bei Melissa hatte er von Anfang an gewusst, daß sie selbstsüchtig und berechnend war, doch Victoria hatte er beinahe für einen Engel gehalten ... einen gefallenen Engel, natürlich, dank Andrew! Doch das hatte er ihr nicht vorwerfen wollen. Nun tat er es aber doch. Er verachtete sie dafür, daß sie sich Andrew so frei geschenkt hatte und es nun zu vermeiden suchte, sich ihm als ihrem Ehemann hinzugeben. Denn was sonst wollte sie damit bezwecken, daß sie sich zu betrinken
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