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Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition)

Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition)

Titel: Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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Hand gewebt worden und nicht von einer Maschine.
    Ich konnte mir sein Hemd ganz genau ansehen, weil er direkt zum Altar ging und sich den Bussard direkt neben mir packte, wobei er mit einer Hand die bösartig aussehenden Krallen fixierte. Er zog den Vogel fest an seinen Körper, so dass sein Arm verhinderte, dass das Tier die Flügel spreizen konnte und seine Hand den Schnabel unschädlich machte.
    »Also«, sagte er mit schwerem Akzent. »Sie versucht, den Willen meines Bussards zu stehlen.«
    »Wie ich dir sagte, Bussard«, meinte Kojote. »Kannst du es in Ordnung bringen?«
    Der Mann mit dem Vogel unter dem Arm starrte Kojote kalt an, aus Augen, die so scharf waren wie die des Tieres, das seinen Namen trug. Der Bussard, der noch auf dem
Altar saß, gab einen leisen Schrei von sich, wie ein Jungvogel im Nest.
    »Ich billige dich nicht, Kojote. Du warst immer besorgter um das Schicksal der zweibeinigen Personen als um das der Personen in Fell.«
    »Ich wurde um Hilfe gebeten. Hättest du die Bitte des Großen Geistes verweigert?«
    Bussard schnaubte. »Du hast es schon vorher getan. Und sieh dir an, was geschehen ist.« Er ließ die Krallen des Bussards los, um eine ausladende Geste mit der Hand zu vollführen. Es spielte keine Rolle, weil Hank in seinem Griff ruhig blieb. »Es gibt Autos und Straßen, Brücken und Häuser, bis die Erde nicht mehr atmen kann. Es wäre besser gewesen, wenn der Große Geist bei den Ersten Wesen aufgehört hätte.«
    Kojote grinste höhnisch, aber nur für einen kurzen Moment. »Ich bin mir sicher, dass du es ihm sagen würdest.«
    »Ich sage es dir«, antwortete Bussard.
    Er bückte sich und hob eine Handvoll Erde und kleine Kiessteine auf, um sie in die Luft zu werfen. Der Wind fing sie ein und hielt sie oben. Er hielt den Vogel über seinen Kopf und der Wind blies die Erde durch den Bussard, der aufschrie, als er getroffen wurde.
    Dann warf er den Vogel in die Luft, schenkte Kojote einen weiteren kalten Blick und verschwand. Der Vogel fiel und Hank landete nackt und menschlich auf dem Boden. Die Nacktheit machte es leicht, zu erkennen, dass das Siegel verschwunden war.
    Neben mir kletterte Fred, ebenfalls in menschlicher Form, vom Altar und ging zu seinem Bruder. Jim, der jetzt auf dem Teppich saß und gleichzeitig erschöpft und fasziniert
wirkte, winkte seinem Assistenten, und Calvin rannte davon. Wahrscheinlich sollte er Kleidung holen, aber ich war mir nicht sicher.
    »Bussard ist sehr leidenschaftlich«, sagte der Mann im Anzug. »Und ich stimme ihm nicht gerne zu.« Sein beiläufiger Blick wanderte mit leiser Neugier durch das Stonehenge. Erst glitt er auch über Adam und mich hinweg, dann kehrte er zurück. Fahlblaue Augen, die in diesem ach so indianischen Gesicht gleichzeitig falsch und doch so richtig wirkten, konzentrierten sich auf Adam.
    »Ah«, sagte er und überwand den Abstand zwischen uns mit demselben zielgerichteten, schnellen Schritt, den auch Adam in einem überfüllten Raum einsetzte. »Das ist der Werwolf.«
    Adam kam langsam auf die Pfoten und schüttelte sich leicht. Da er auf dem Altar stand, war sein Kopf ungefähr auf Schulterhöhe mit dem Mann im Anzug – der nur Wolf sein konnte.
    »Ich habe von deiner Art gehört«, sagte Wolf.
    Ich warf einen schnellen Blick zu den anderen Männern, aber sie schienen vollkommen zufrieden damit zu sein, dass Wolf jetzt im Mittelpunkt stand, wie es vorher bei Bussard gewesen war.
    »Werwolf.« Wolf runzelte die Stirn. »Ich habe es für eine Abscheulichkeit gehalten, als ich zum ersten Mal davon hörte. Ein Wolf, gefangen in derselben Haut wie ein Mensch – ständig im Kampf miteinander. Und in gewisser Weise ist es abscheulich. Aber sieh dich an. Du bist schön.«
    Ich fand das auch.
    »Wie unterscheidet es sich von unseren Walkern?«, fragte Kojote interessiert. »Sie tragen auch beide Geister.«
    »Nein«, sagte Wolf geistesabwesend, immer noch versunken in seine Betrachtung von Adam. »In unseren Nachkommen gibt es nur einen Geist, der sich wahlweise als Mensch oder Tier ausdrückt. Das hier ist etwas anderes. Der Wolf gehört mir und der Mann nicht im Geringsten. Und trotzdem funktioniert es.«
    Er berührte Adam und ich fühlte durch unsere Verbindung, wie Adams Wolf vortrat, um Wolf zu treffen. Adam war wachsam, aber nicht beunruhigt, weder dominant noch dominiert.
    Wolfs Hände glitten über Adams Kopf und Nacken als wäre er ein Richter auf einer Hundeausstellung. Adam zeigte keinerlei Anzeichen, dass es

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