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Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition)

Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition)

Titel: Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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also trat ich auf den Kies hinunter
und sofort verwandelte die Magie im Boden meine Knie in Wackelpudding.
    »Kojote«, sagten sie gleichzeitig, während die Inuit-Frau mich stützte, damit ich nicht fiel.
    Ich konnte den Gedanken nicht unterdrücken, dass es eine schlechte Idee wäre, sich auf den Boden zu setzen, wenn allein zu stehen schon diese Wirkung auf mich hatte. Ich setzte mich wieder auf den Altar und zog die Beine an.
    »Wir können nicht die Zukunft vorhersagen«, erklärte die Frau mit den scharfen Gesichtszügen, deren Stamm ich nicht im mindesten bestimmen konnte. »Aber wir wissen, was unser Bruder plant. Würdest du ihm ausrichten, dass es sehr gefährlich ist, aber auch das Einzige, was uns einfiele, was funktionieren könnte?«
    »Was plant er?«, fragte ich.
    »Hier können wir es dir sagen.« Inuit-Frau setzte sich neben mich, ließ ihre Füße aber auf dem Boden. »Aber er kann es dir nicht sagen, bis er ihre Spione losgeworden ist. Das ist der Grund, warum wir dich hierher geholt haben – das, und weil wir dich mal anschauen wollten. Er-sieht-Geister, du kennst ihn als Jim Alvin, hat für eine kurze Zeit diesen Weg zwischen uns geöffnet. Kojote braucht Ruhe, um mit den anderen zu reden, mit Bussard und Rabe, mit Bär und Biber und mit dem Rest. Wir haben beschlossen, dass du wissen sollst, was er sagt.«
    »Flussteufel«, sagte die Hopi-Navajo-vielleicht-Apache-Frau, »ist eine Kreatur, die in deiner und unserer Welt gleichzeitig lebt. In unserer ist sie unsterblich, aber in eurer kann sie getötet werden. Sobald sie tot ist, kann sie nicht zurückgehen, außer sie wird beschworen. Aber dann kehrt sie größer und gefährlicher zurück als vorher.
Als unser Bruder sich ihr das letzte Mal gestellt hat, hat er sie gefangen, statt sie zu töten, in der Hoffnung, dass das auf Dauer effektiver wäre, als das Töten es bis dahin gewesen war.« Ich entschied, dass sie Hopi war, und in dem Moment, wo ich das tat, veränderten sich ihre Züge ein kleines bisschen, so dass sie nun nichts anderes mehr sein konnte.
    »Wer sollte dieses Monster beschwören?«, fragte ich.
    Die Inuit-Frau zuckte mit den Achseln. »Es wird immer Narren geben und Flussteufel kann auf die Geister der Menschen sehr überzeugend wirken.«
    Die Frau mit dem kantigen Gesicht runzelte die Stirn.
    »Cherokee«, sagte ich und war mir plötzlich vollkommen sicher.
    Sie lächelte still, die Art von Lächeln, die mich jedes Mal dazu bringt, Bran schlagen zu wollen. »Wenn es dir so gefällt?« Sie legte den Kopf schräg und sagte: »Flussteufel ist Hunger, weil das Leben zwischen den Welten energieraubend ist für denjenigen, der in keiner Welt verankert ist. Sie muss für beide ihrer Aspekte Nahrung aufnehmen: Fleisch für ihr Fleisch und für den Geist.«
    Die Hopi-Frau fuhr fort: »Jedes Leben ist voller Möglichkeiten. Samen haben Möglichkeiten, aber all ihre Morgen sind gefangen in den Mustern ihres Lebenszyklus’. Tiere haben Möglichkeiten, die größer sind als die einer Tanne oder eines Grashalms. Trotzdem sind für die meisten Tiere die Muster ihrer Instinkte, die Muster ihres Lebens, sehr stark. Die Menschheit hat unendlich mehr Möglichkeiten, besonders die ganz Jungen. Zu wem werden diese Kinder werden, wenn sie groß sind? Wen werden sie heiraten, was werden sie glauben, was werden sie
schaffen? Schöpfungskraft ist ein mächtiger Same der Möglichkeit.«
    Die Ebenen-Indianerin, die nicht Lakota, Crow oder Blackfeet war, sagte: »Flussteufel ernährt sich von Möglichkeiten.«
    Inuit-Frau hob eine Hand und legte sie auf die Schulter ihrer Schwester. »Sie nährt sich vom Tod dieser Möglichkeiten. Aus diesem Grund muss sie sich von Menschen ernähren statt von Tieren, von Tieren statt von Pflanzen. Aber am meisten liebt sie es, sich von Kindern zu ernähren.«
    »Sie labt sich am Ende von Möglichkeiten«, verbesserte Ebenen-Indianerin – Schoschone, entschied ich. Für mich sah sie aus als wäre sie Schoschone. Sie lächelte als hätte sie meinen Gedanken gehört. Es war ein breites Lächeln, wie das ihres Bruders. »Je größer die Möglichkeiten, desto besser wird ihr Hunger gestillt. Wenn sie voll ist, muss sie ihre Beute sowohl in der Welt der Geister als auch in der Welt des Fleisches verdauen. Während sie das tut, ist sie verletzlich.«
    »Kojote und die seiner Art – Bussard, Bär, Lachs, Wolf, Donnervogel und andere – haben mehr Möglichkeiten als selbst ein neugeborenes Baby.« Die Cherokee-Frau

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