Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition)
ihn störte, obwohl es mich störte. Adam gehörte mir.
»Das perfekte Raubtier«, schnurrte Wolf, lehnte sich vor und rieb seine Wange besitzergreifend an Adams.
Vielleicht habe ich da ein schlecht gelauntes Jaulen von mir gegeben.
Wolf musterte mich mit seinen kühlen blauen Augen und setzte dazu an, die Zähne zu fletschen.
»Diese gehört mir«, sagte Kojote. Sein Ton war beiläufig, aber darunter lag eine Härte, die den Kommentar in eine Warnung verwandelte.
Wolf sah Kojote an und hob die Hand, um mir einen kurzen Schlag zu verpassen – und Adam fing die Hand mit seinen Zähnen. Wolf wirbelte mit einem Zischen herum und Adam ließ ihn los. Aber auf der Hand war Blut. Adam legte die Ohren an und trat zwischen mich und Wolf. Er knurrte noch nicht, aber er machte seine Einstellung absolut klar.
»Seht ihr das?«, fragte Wolf. »Abscheulich. Wölfe laufen nicht mit Kojoten.«
»Es ist eine Liebesgeschichte so alt wie die Zeit«, beruhigte ihn Kojote. »Regeln werden zum Besten der Gesellschaft erstellt. Aber sobald jemand eine Regel aufstellt, hat irgendjemand auch das Gefühl, sie brechen zu müssen. Vielleicht hilft es dir zu wissen, dass die meisten Werwölfe sich mit Menschen verbinden. Das ist noch schlimmer, denke ich, als einer meiner Kojoten.«
Wolf trat einen Schritt auf Adam zu. »Sie ist deine Gefährtin?«
Ich konnte nicht sagen, ob es das besser machte oder schlimmer – und ich ging nicht davon aus, dass Wolf es genau wusste. Seine Hand hatte bereits aufgehört zu bluten. Adam hatte nicht viel mehr getan, als die Haut anzuritzen. Es war eine Warnung gewesen und kein richtiger Versuch, Wolf zu verletzen. Ich hätte gerne geglaubt, dass Adam zu klug war, um gegen ein Wesen wie Wolf anzutreten – aber gleichzeitig fürchtete ich, dass es nicht so war; nicht, wenn er dachte, Wolf wollte mich verletzen.
Ich bedauerte das besitzergreifende Jaulen bereits, obwohl ich mir ziemlich sicher war, dass ich es unter denselben Umständen wieder tun würde. Ich mochte es nicht, wenn irgendjemand außer mir ihn so anfasste. In Wolfs Händen hatte ein Besitzanspruch gelegen, und Adam gehörte mir.
»Du hast ihr das Siegel des Flusses gelassen«, sagte der Cowboy-Indianer in dem erdfarbenen Hemd. Seine Stimme war glatt und wunderschön.
»Das habe ich, Schlange«, sagte Kojote. »Sie kann Mercy nicht übernehmen, wie sie es mit allen anderen macht, weil ich Flussteufel bereits einmal getötet habe. Aber Mercy ist jetzt reizvoll für Flussteufel. Wir haben bereits bewiesen,
dass wir ihre Aufmerksamkeit erregen und sie an den Ort bringen können, an dem wir sie haben wollen. Flussteufel mag es nicht, wenn ihre Beute entkommt, und sie will sie zurück.« Er sah mich an. »Es liegen viele Kilometer Wasser zwischen The Dalles und John Day.«
Und sie hatte gerade mal zehn Minuten gebraucht, um mich zu finden, als Kojote mich in den Fluss geworfen hatte. Er hatte Recht gehabt: Wir hatten eine Menge daraus gelernt.
Calvin war zurück, von wo auch immer er gewesen war. Er trug zwei Decken, die er Fred und Hank gab. Hank nahm seine mit einem dankbaren Nicken entgegen, aber Fred verwandelte sich einfach zurück in einen Bussard und hob ab, um neben einer der Kerzen auf einem nahen Monolithen zu landen.
Der alte Mann in weißer Jagdkleidung sagte: »Ich denke, es ist besser, Flussteufel ihren Willen zu lassen. Wenn sie die gesamte Welt gefressen hat, kann sie neu geschaffen werden.«
»Du klingst so sicher«, sagte Gordon scheinbar tief interessiert. »Bist du dir das wirklich? Ich glaube nicht, dass es so einfach ist.«
Der alte Mann knurrte ihn an, ein tiefes, rumpelndes Geräusch, das irgendwie zu diesem wilden alten Körper passte.
»Freund Bär«, sagte Kojote. »Wandel ist nicht schlecht. Wandel ist einfach Wandel. Verwirrend für uns, die wir weggehen und dann nach langer Zeit wiederkommen, ja. Aber er ist nicht böse.«
»Sieh dir die Verschmutzung an.« Bär atmete tief durch als könnte er hier, hundertfünfzig Kilometer von allem
entfernt, Smog riechen. Meine Nase ist sehr gut und ich hätte seinen Bluff auffliegen lassen, hätte ich sprechen können. »Die Straßen, die Eisenbahnen. Sieh dir die unzähligen Häuser an, die die Jagdgründe zerstören und nur einen winzigen Teil der Wälder in Freiheit belassen. Wolf hat gesagt, dass Mutter Erde sich unter dem Zement und dem Stahl nicht bewegen kann, und ich sage, er hat Recht.«
»Es gibt Dinge, die schlecht sind«, antwortete Kojote. »Aber es
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