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Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition)

Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition)

Titel: Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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neuen Sonnenaufgang. Kommt nun, Schwestern, es ist Zeit, sie zurückzuschicken.«
    »Ich finde, sie sieht aus wie ich«, sagte Schoschonen-Frau. »Was denkt ihr?«
     
    Und ihre Worte hallten noch in meinen Ohren wider, als ich mich plötzlich an meinem ursprünglichen Aufenthaltsort wiederfand. Es war Zeit vergangen – das konnte ich daran sehen, dass Jim auf dem Teppich kniete und das Feuer mit Tabakblättern fütterte. Er sang. Ich konnte seine Worte nicht verstehen, aber sie wirkten nicht fremd.
    Adam leckte meine Nase, dann biss er leicht hinein – er
hatte bemerkt, dass ich verschwunden gewesen war. Ich würde ihn später fragen, ob mein Körper mit mir verschwunden war oder ob er hier auf mich gewartet hatte. Ich stupste ihn kurz an, um ihn wissen zu lassen, dass es mir gut ging.
    Einer der Bussarde – Fred und Hank waren schon schwer auseinanderzuhalten, wenn sie Menschen waren; als Bussarde hatte ich gerade mal eine fifty-fifty Chance – schlug mit den Flügeln und schrie leise auf. Anscheinend störten wir ihn.
    Adam sprang auf den Altar und stellte sich mit den Vorderpfoten über mich. Er senkte den Kopf und zeigte dem Bussard die Zähne. Beide Bussarde zogen sich an den Rand des Altars zurück, weil keiner von ihnen dumm war – und vielleicht auch, weil Adam wirklich ziemlich große Zähne hat.
    Ich warf erst einen Blick zu Jim, der vollkommen auf sein Lied und das Verbrennen der letzten Tabakblätter konzentriert schien, dann zu Kojote und Gordon – die verschwunden waren.
    Adam leckte mir das Ohr, dann legte er sich zwischen mich und die Bussarde. Seine Vorderpfoten hingen vorne über die Altarplatte hinaus und ich vermutete, dass auch seine Hinterläufe herunterhingen. Die neunzig Zentimeter Altarplatte war für mich ausreichend, aber nicht ansatzweise genug, um einen ganzen Werwolf unterzubringen.
    Jim schloss die Augen und hob die rechte Hand. Als er sie zur Faust ballte, hörte der Trommelschlag auf – und gleichzeitig auch das mächtige Pulsieren der Magie. Es war, als hätte in einer Disco jemand den Stecker gezogen
und die Musik wäre verstummt. So plötzlich, als hätte jemand eine Tür zugeschlagen, war Stonehenge ein so normaler Ort, wie es ein exaktes Modell eines neolithischen Kalenders eben sein konnte.
    Keine Magie, kein Mysterium, nur ein graues Beton-Monument, in dem plötzlich viel mehr Leute standen als zu der Zeit, als die Trommel noch geschlagen hatte.
    Gordon und Kojote standen in ihrer menschlichen Gestalt vor den Monolithen, auf denen sie vorher gesessen hatten. Zwischen uns und ihnen lösten sich sechs indianische Männer von den Monolithen, die ich noch nie zuvor gesehen hatte.
    Ein Mann, der nicht älter wirkte als Calvin, trug einen Dreiteiler. Adam hatte mir beigebracht, gute Anzüge zu erkennen, und dieser hier war mehrere Tausend Dollar wert. Ein anderer trug wie Gordon ein modernes Cowboy-Outfit, obwohl seines bei weitem nicht so schreiend war. Braune Stiefel, Jeans, in Erdfarben gestreiftes Hemd und ein brauner Cowboy-Hut im Montana-Stil, also mit schmaler Krempe. Eisengraues, zu einem Zopf geflochtenes Haar quoll darunter hervor und fiel bis fast zu den Knien.
    Die anderen vier trugen traditionelle Indianerkleidung, aber anders als Kojotes Schwestern trugen sie nicht dasselbe. Zwei hatten Jagdanzüge verschiedener Stilrichtungen an. Der ältere, dessen faltiges Gesicht mit den weißen Haaren darüber Gordon wie einen jungen Mann aussehen ließ, trug Lederkleidung, die fast so hell war, wie die Rehlederkleider von Kojotes Schwestern es gewesen waren. Bis auf einen gestickten Saum um die Schultern war sein Anzug sehr einfach. Die Lederkleidung des anderen Mannes hatte eine tiefbraune Färbung mit aufwändigen
Stickereien am Kragen. Auf seiner Kleidung waren Flecken, so als wäre er in genau diesem Hemd mit Leggins oft jagen gewesen.
    Der dritte Mann in indianischer Kleidung trug Lederleggins, aber sein lose fallendes Hemd bestand aus gemustertem rotem Gingham und wurde mit einem Hanfgürtel zusammengehalten, an dessen ausgefransten Enden winzige Messingglöckchen hingen. Sein Haar trug er auf Kinnhöhe gerade abgeschnitten.
    Der vierte trug ein rotes Tuch um den Kopf gewickelt, fast wie ein Turban, aus dem vielleicht ein Dutzend rotbraune Federn aufragten. Er trug einen bestickten Lendenschurz, der vorne und hinten bis über die Knie fiel. Sein Hemd bestand aus gestreiftem Baumwollstoff, der durch sein leicht unregelmäßiges Aussehen wirkte, als wäre er per

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