Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition)
gerade noch, sich durch den After des Monsters zu schieben – und deswegen ist der Biberschwanz so flach und unbehaart.«
Ich stöhnte.
»Schließlich waren nur noch Kojote und das Monster im Fluss und Kojote hatte die Oberhand.
›Ich werde dich am Leben lassen‹, sagte Kojote, ›aber nur, wenn du versprichst, niemals wieder jemanden zu fressen.‹ Das Monster versprach es und Kojote ließ es am Leben. Das geschlagene Biest ließ sich auf den Boden des Columbia sinken und man hat nie wieder von ihm gehört. Die dankbaren Wesen veranstalteten ein Festessen für Kojote und er aß doppelt so viel wie jeder andere.
›Sag uns‹, drängten die Wesen. ›Wie bist du auf diesen klugen Plan gekommen?‹
Und Kojote vergaß das Versprechen, das er gegeben hatte, weil er eitel und vergesslich ist. Er beanspruchte den gesamten Ruhm der Rettung für sich.«
Als er mit seiner Geschichte am Ende war, drehte sich Calvin, um den Flussteufel anzusehen, der auf dem Felsen lauerte. »Es ist nicht sicher, dass der Flussteufel und das Monster in der Kojote-Geschichte dasselbe Wesen sind, aber mir wurde gesagt, ich solle euch die Geschichte erzählen, nachdem ihr den Felsen gesehen habt.«
»Und von Benny«, erinnerte Adam ihn.
»Er wird sich wieder erholen«, sagte Calvin. »Zumindest körperlich. Die Polizei nimmt ihn ein wenig in die Mangel, weil er ihnen erzählt hat, er könne sich nicht erinnern, was passiert ist oder wo seine Schwester ist, und die Ärzte haben ziemliche Probleme damit, herauszufinden, was mit seinem Fuß passiert ist. Aber Benny spricht nicht mit ihnen, weil es sie nichts angeht und sie es sowieso nicht verstehen würden.«
Calvin lehnte sich gegen den Zaun, der die Petroglyphen schützte, und sah uns an. »Ich verstehe nicht, was das mit euch zu tun hat. Warum mein Onkel und mein Großvater denken, es hätte irgendwas mit euch zu tun.
Ich meine, ich verstehe, warum sie glauben, dass ihr nicht vor den Irren weglauft, die anfangen, von menschenfressenden Flussmonstern zu reden. Aber nicht, wieso es euch etwas angeht.«
»Gute Frage«, stimmte ich zu. »Ich wäre überglücklich, wenn jemand ein paar Antworten hätte.«
»Erzähl uns von Benny«, sagte Adam, der daran gewöhnt war, die Verantwortung für die Welt auf seinen breiten Schultern zu tragen. Wenn es ein Problem gab und er der Meinung war, er könnte helfen, dann würde er das auch tun.
Calvin musterte ihn als sähe er ihn zum ersten Mal. Vielleicht hatte er auch Adams Bereitschaft erkannt, sein Leben für ein paar Leute aufs Spiel zu setzen, die er kaum kannte. Nach einer unangenehm langen Pause sagte er: »Benny hat meinem Onkel erzählt, dass er und Faith beim Angeln waren, wie sie es im Sommer ein paarmal im Monat machen. Sie hatten gestern ein paar Fische gefangen und waren gerade so weit, alles zusammenzupacken, als etwas heftig genug an Faiths Angelschnur riss, dass sie glaubten, irgendwelchen Müll gefangen zu haben. Sie hätte die Angelschnur einfach durchtrennen können, aber sie und Benny sind gute Leute. Sie lassen nicht gerne Haken und Angelschnur im Fluss, wenn es nicht sein muss.«
Ein Truck fuhr auf den Parkplatz neben Adams Wagen. Er war nicht der Neueste, präsentierte sich neben der hellorangefarbenen Grundierung noch in drei weiteren Farben und sein Motor schnurrte wie ein glücklicher Löwe.
»Mein Onkel«, erklärte Calvin unnötigerweise, nachdem wir alle sehen konnte, wie er ausstieg. »Vielleicht bekommen wir jetzt alle ein paar Antworten.«
Adam warf einen kurzen Blick über die Schulter, dann konzentrierte er sich wieder auf Calvin. »Was hat Faith getan?«
Calvin gehorchte wie die meisten Leute gedankenlos dem Ton in Adams Stimme und fuhr mit seiner Geschichte fort, während sein Onkel näher kam. »Sie hat versucht, die Schnur einzuholen, und es ging. Dann lehnte sie sich über den Bootsrand. Benny lehnte sich auf der anderen Seite raus, um zu verhindern, dass das Boot umkippte, also konnte er nicht sehen, was sie tat. Aber sie sagte …«
»›Da hängt etwas Seltsames am Haken, Benny. Es sieht aus wie Tentakel. Was denkst du …‹« Jim ließ seine Stimme ausklingen und dann erklärte er sachlich: »Und bevor Benny irgendetwas kapiert, liegt Faith schon im Wasser. Er springt hinter ihr her und etwas stößt gegen sein Bein – er geht davon aus, dass er in diesem Moment seinen Fuß verloren hat. Das Wasser fing an zu schäumen und er hatte den Eindruck, dass etwas wirklich Großes unter der
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