Sieh dich nicht um
hereingekommen. Ansonsten hätte alles prima geklappt. Er war ein Idiot gewesen, sich von ihr aussperren zu lassen, so daß er gezwungen war zu fliehen. Aber immerhin hatte er das Tagebuch bekommen und die Waring getötet, und das war schließlich sein Auftrag gewesen. Und wenn die Farrell ein Problem darstellte, würde er sie eben auch töten, irgendwie… Er würde tun, was er tun mußte; das war nun mal sein Beruf.
Vorsichtig zog Savarano den Reißverschluß der Mappe auf und sah hinein. Die Seiten waren ordentlich festgeklemmt, doch als er sie durchsah, stellte er fest, daß sie alle leer waren.
Ungläubig starrte er sie an. Dann blätterte er weiter und suchte nach handgeschriebenen Notizen. Doch die Papierbögen waren alle weiß und unbenutzt. Das hieß, daß sich das eigentliche Tagebuch noch in der Wohnung befinden mußte.
Was sollte er jetzt tun? Er mußte sich etwas einfallen lassen.
Jetzt war es zu spät, das Tagebuch zu holen. Wahrscheinlich wimmelte es in der Wohnung nur so von Cops. Er würde einen anderen Weg finden müssen.
Allerdings war es noch nicht zu spät, dafür zu sorgen, daß Lacey Farrell ihn nie vor Gericht identifizieren konnte. Das würde vielleicht sogar Spaß machen.
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5
Kurz vor Morgengrauen fiel Lacey in einen tiefen, unruhigen Schlaf. In ihren Träumen schlichen geisterhafte Schatten endlose Korridore entlang, und hinter verschlossenen Türen erklangen markerschütternde, angsterfüllte Schreie.
Sie war fast erleichtert, als sie um Viertel vor sieben aufwachte, obwohl sie sich davor fürchtete, was der Tag bringen würde. Detective Sloane erwartete sie im Polizeipräsidium. Sie sollte gemeinsam mit einem Zeichner ein Phantombild von Curtis Caldwell erstellen.
Doch als sie im Bademantel ihren Kaffee trank und die Schiffe beobachtete, die langsam den East River hinauftuckerten, wurde ihr klar, daß es etwas gab, worüber sie zuerst eine Entscheidung treffen mußte: das Tagebuch.
Was soll ich bloß tun? fragte sich Lacey. Isabelle hatte geglaubt, das Tagebuch enthielte den Beweis dafür, daß Heathers Tod kein Unfall war. Curtis Caldwell hatte nach dem Mord an Isabelle die Mappe gestohlen.
Hatte er Isabelle getötet, weil er befürchtete, daß sie wirklich auf etwas gestoßen war? Hatte er das vermeintliche Tagebuch mitgenommen, damit niemand es lesen konnte?
Sie sah sich um. Der Aktenkoffer mit den blutverschmierten Seiten lag noch unter dem Sofa.
Ich muß es der Polizei aushändigen, dachte sie. Aber ich glaube, es gibt eine Möglichkeit, wie ich gleichzeitig auch mein Versprechen an Isabelle halten kann.
Um zwei Uhr saß Lacey Detective Ed Sloane und Detective Nick Mars, seinem Assistenten, am Konferenztisch in einem
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kleinen Raum des Polizeireviers gegenüber. Sloane schien ein wenig außer Atem, als ob er gerannt wäre. Aber vielleicht rauchte er einfach nur zuviel. Aus seiner Hemdtasche ragte ein offenes Päckchen Zigaretten.
Nick Mars war das genaue Gegenteil von ihm. Er erinnerte Lacey an einen Footballspieler der Collegemannschaft, für den sie mit achtzehn geschwärmt hatte. Mars war noch keine dreißig, hatte ein jungenhaftes Gesicht mit runden Wangen, unschuldige blaue Augen und ein freundliches Lächeln.
Außerdem wirkte er sympathisch. Allerdings war Lacey sicher, daß er in diesem Spiel, wie bei Verhören üblich, die Rolle des netten Polizisten übernahm. Sloane würde sich aufblasen und ab und zu die Geduld verlieren. Nick Mars würde ihn beruhigen und sich stets höflich und zuvorkommend benehmen.
Seit fast drei Stunden war Lacey nun auf dem Revier und wußte inzwischen, daß die beiden eine Show abzogen, um ihr Informationen zu entlocken. Als sie dem Polizeizeichner Curtis Caldwells Gesicht beschrieben hatte, war Sloane mit ihren vagen Angaben ziemlich unzufrieden gewesen.
»Er hatte weder Narben, Muttermale noch Tätowierungen«, erklärte Lacey dem Zeichner. »Wenigstens keine, die ich sehen konnte. Ich weiß nur, daß er ein schmales Gesicht, blaßblaue Augen, sonnengebräunte Haut und blondes Haar hatte. An seinem Gesicht war nichts Auffälliges. Er sah ziemlich durchschnittlich aus; bis auf die Lippen, die waren ein bißchen schmal.«
»Aber so hat er nicht ausgesehen«, sagte sie zögernd, als sie die fertige Zeichnung betrachtete.
»Und wie hat er dann ausgesehen?« fauchte Sloane.
»Nur mit der Ruhe, Ed. Lacey hat eine Menge durchgemacht.« Nick Mars lächelte ihr aufmunternd zu.
Nachdem es dem Zeichner nicht gelungen war,
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