Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sieh dich nicht um

Sieh dich nicht um

Titel: Sieh dich nicht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
Vom Netzwerk:
hatte Sloane sie gefragt? Ach ja. Ob Curtis Caldwell der Mann gewesen sei, den sie aus Isabelles Schlafzimmer die Treppe hatte hinunterlaufen sehen?
    »Ich bin vollkommen sicher, daß es derselbe Mann war«, antwortete sie. »Er hatte eine Pistole und die Ledermappe bei sich.«
    Am liebsten hätte sie sich auf die Zunge gebissen. Sie hatte das Tagebuch doch gar nicht erwähnen wollen. Sie mußte sich genau überlegen, was sie sagte.
    »Die Ledermappe?« fragte Detective Sloane in scharfem Ton.
    »Was für eine Ledermappe? Davon haben Sie bis jetzt noch nichts erzählt.«
    -37-

    Lacey seufzte. »Ich weiß nicht genau. Heute nachmittag hat sie aufgeschlagen auf Isabelles Schreibtisch gelegen. Sie hat einen Reißverschluß. Isabelle hat Papiere gelesen, die sich darin befanden, als wir heute nachmittag hier waren.« Eigentlich hätte sie jetzt erklären sollen, daß einige Seiten aus der Mappe fehlten, als Caldwell sie mitgenommen hatte. Warum tat sie es nicht? Weil sie Isabelle geschworen hatte, das Tagebuch Heathers Vater zu übergeben. Isabelle hatte gegen den Tod angekämpft, bis sie Lacey das Versprechen abgenommen hatte.
    Lacey mußte ihr Wort halten…
    Auf einmal spürte Lacey, wie ihre Knie zu zittern anfingen.
    Obwohl sie die Hände dagegenpreßte, wollte das Zittern nicht aufhören.
    »Ich glaube, wir rufen besser einen Arzt, Miss Farrell«, sagte Sloane.
    »Ich möchte nur nach Hause«, murmelte Lacey. »Bitte lassen Sie mich gehen.«
    Sie bemerkte, daß Rick dem Detective etwas zuflüsterte, aber sie verstand es nicht und wollte es eigentlich auch gar nicht hören. Als sie die Handflächen gegeneinander rieb, stellte sie fest, daß ihre Hände klebrig waren. Erschrocken machte sie sich klar, daß Isabelles Blut an ihren Händen klebte.
    »Mr. Parker bringt Sie nach Hause, Miss Farrell«, sagte Detective Sloane. »Wir unterhalten uns morgen, wenn Sie sich ausgeruht haben.« Seine Stimme ist so laut, dachte Lacey. Oder nicht? Nein. Es war Isabelles Schrei, der ihr in den Ohren gellte.
    Nicht…!
    Liegt Isabelles Leiche noch auf dem Bett? fragte sie sich.
    Sie fühlte, wie Hände sie unter den Achseln faßten und sie hochzogen. »Komm, Lacey«, forderte Rick sie auf.
    Gehorsam stand sie auf und ließ sich durch den Flur führen.
    Heute nachmittag hatte Curtis Caldwell hier gestanden. Er hatte gehört, wie Isabelle sich geweigert hatte, die Wohnung zu
    -38-

    verkaufen.
    »Er hat nicht im Wohnzimmer gewartet«, sagte sie.
    »Wen meinst du?« fragte Rick.
    Aber Lacey antwortete nicht. Auf einmal fiel ihr der Aktenkoffer mit den Tagebuchseiten ein.
    Sie wußte noch, daß sie die blutgetränkten Papiere in die Hand genommen hatte. Deshalb waren ihre Hände jetzt blutig.
    Detective Sloane hatte sie gefragt, ob sie Isabelle angefaßt hatte.
    Sie hatte ihm erklärt, sie habe Isabelle die Hand gehalten, als sie starb.
    Sicher war ihm das Blut an ihren Händen aufgefallen.
    Bestimmt war auch an dem Aktenkoffer Blut. Plötzlich konnte Lacey wieder klar denken. Wenn sie Rick bat, ihr den Aktenkoffer aus dem Wandschrank zu holen, würde er das Blut am Griff bemerken. Also mußte sie den Koffer selbst nehmen und verhindern, daß ihn sich jemand zu gründlich ansah, bevor sie Gelegenheit hatte, das Blut abzuwischen.
    Überall wimmelte es von Leuten. Blitzlichter. Jemand photographierte. Die Polizisten suchten nach Fingerabdrücken und staubten die Tische mit einem Pulver ein. Isabelle hätte das nicht gefallen, schoß es Lacey durch den Kopf. Sie war so ordentlich.
    An der Treppe blieb Lacey stehen und blickte nach oben. Lag Isabelle noch dort? fragte sie sich. Hatte die Polizei ihre Leiche zugedeckt?
    Rick legte fest den Arm um sie. »Komm, Lacey«, sagte er und schob sie zur Tür.
    Sie kamen an dem Wandschrank vorbei, in den sie ihren Aktenkoffer gestellt hatte.
    Ich darf Rick nicht bitten, ihn herauszuholen, hielt sie sich wieder vor Augen. Sie machte sich los, öffnete die Schranktür und griff mit der linken Hand nach dem Koffer.
    -39-

    »Ich trage ihn«, sagte Rick.
    Da ließ Lacey sich gegen ihn sacken und stützte sich mit der rechten Hand schwer auf seinen Arm, während sie mit der linken den Griff des Aktenkoffers umklammerte.
    »Lacey, ich bringe dich nach Hause«, versprach Rick.
    Sie hatte den Eindruck, daß alle sie und den blutigen Aktenkoffer anstarrten. Fühlte sich so ein Dieb? fragte sie sich.
    Geh zurück. Gib ihnen das Tagebuch. Es geht dich nichts an, bohrte eine Stimme in ihr.
    Doch Isabelles Blut

Weitere Kostenlose Bücher