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Sieh dich nicht um

Sieh dich nicht um

Titel: Sieh dich nicht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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kaufen gegangen.
    Das Programm bezahlt den Wagen. Ist das nicht wunderbar?
    Doch natürlich muß ich verschweigen, daß der U.S. Marshal George Svenson heißt. Und Mom und Kit dürfen auch nicht erfahren, daß ich jetzt einen drei Jahre alten, rotbraunen Bronco besitze.
    Also schrieb sie:
    Mein Kontaktmann ist sehr nett. Er hat drei halbwüchsige Töchter.
    Nein, das letzte streiche ich lieber, dachte sie. Geht zu sehr ins Detail.
    Mein Kontaktmann ist sehr nett und hat viel Geduld mit mir.
    Er hat mir geholfen, Möbel für mein Ein-Zimmer-Apartment zu kaufen.
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    Zu detailliert. Nur Wohnung ist besser.
    Aber Ihr kennt mich ja. Ich will keine Sachen aus dem Einrichtungshaus. Also hat er mit mir ein paar private Flohmärkte in der Nachbarschaft abgeklappert. Ich habe einige sehr hübsche gebrauchte Möbel gefunden, die wenigstens Atmosphäre verbreiten. Aber ich vermisse meine alte Wohnung.
    Sagt Jay, ich danke ihm, daß er die Nebenkosten weiterbezahlt.
    Das war unverfänglich genug, dachte Lacey. Ich bin Jay wirklich sehr dankbar. Doch sie schwor sich, ihm später jeden Cent zurückzuzahlen.
    Einmal in der Woche durfte sie von einem abhörsicheren Anschluß zu Hause anrufen. Beim letztenmal hatte sie gehört, wie Jay im Hintergrund Kit zur Eile antrieb. Es war wirklich lästig, um eine bestimmte Uhrzeit dasitzen und auf einen Anruf warten zu müssen. Daran gab es nichts zu rütteln. Und sie durfte ihnen nicht ihre Nummer geben.
    Anscheinend hatten die Kinder viel Spaß in den Ferien. Ich bin so froh, daß Bonnies Arm wieder kräftiger wird. Der Skiausflug der Jungs muß ja Spitze gewesen sein. Sag ihnen, ich bin verrückt genug, mit ihnen zum Snowboardfahren zu gehen, wenn ich wieder zurück bin.
    Paß auf Dich auf, Mom. Hört sich an, als ob Du und Alex gut miteinander klarkommt. Was macht es also, wenn er Dir manchmal die Ohren vollquatscht? Ich finde, er ist ein netter Kerl, und ich werde nie vergessen, wie sehr er uns in der schrecklichen Nacht geholfen hat, als Bonnie operiert wurde.
    Liebe Grüße an Euch alle. Betet, daß Isabelle Warings Mörder bald festgenommen wird und sich auf einen Deal mit der Staatsanwaltschaft einläßt. Dann bin ich endlich außer Gefahr.
    Lacey unterschrieb, faltete den Brief zusammen und steckte ihn in einen Umschlag. Marshal Svenson würde ihn auf einem sicheren Weg weiterleiten. Wenn sie ihrer Mutter und Kit
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    schrieb oder mit ihnen telephonierte, fühlte sie sich weniger einsam. Doch danach fiel sie immer in ein tiefes Loch.
    Reiß dich zusammen, ermahnte sie sich. Spar dir das Selbstmitleid. Es nützt dir sowieso nichts. Gott sei Dank, daß endlich die Feiertage vorbei sind. »Die waren wirklich hart«, sagte sie. Sie hatte sich schon angewöhnt, Selbstgespräche zu führen.
    Um am ersten Weihnachtstag nicht allein zu Hause zu sitzen, hatte sie die Abendmesse in der St.-Olaf-Kirche besucht, die nach einem norwegischen Kriegerkönig benannt war. Dann hatte sie im Hotel Northstar gegessen.
    Als der Kirchenchor »Adeste fideles« sang, traten ihr Tränen in die Augen. Sie dachte an das letzte Weihnachten mit ihrem Vater. Gemeinsam waren sie in der Messe in St. Malachy's gewesen, einer Kirche in Manhattans Theaterviertel. Ihre Mutter hatte immer gesagt, Jack Farrell hätte es weit bringen können, wenn er es als Sänger anstatt als Musiker versucht hätte. Er hatte wirklich eine ausgezeichnete Stimme. Lacey erinnerte sich, daß sie selbst verstummt war, um seiner klaren Stimme zu lauschen, die das Weihnachtslied so gefühlvoll klingen ließ.
    »Ach, Lacey, die lateinische Sprache hat etwas Erhebendes an sich«, hatte er danach geflüstert.
    Bei ihrem einsamen Abendessen mußte Lacey wieder die Tränen unterdrücken, als sie an ihre Mutter, Kit, Jay und die Kinder dachte. Sie und ihre Mutter waren an Weihnachten immer zu Kit gegangen, beladen mit Geschenken, die »der Weihnachtsmann bei ihnen abgegeben hatte«.
    Der zehnjährige Andy glaubte wie Todd in diesem Alter noch an den Weihnachtsmann. Die vierjährige Bonnie war da pragmatischer. In diesem Jahr hatte Lacey allen über den
    »sicheren Kanal« Geschenke geschickt, aber das war natürlich nichts im Vergleich dazu, tatsächlich bei ihnen zu sein.
    Sie hatte sich einzureden versucht, daß ihr das Essen im
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    Northstar schmeckte. Aber sie sah dabei Kits festlich geschmückten Tisch mit dem funkelnden Kerzenleuchter und den venezianischen Gläsern vor sich, in denen sich das Licht spiegelte.
    Hör auf damit!

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