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Sieh dich nicht um

Sieh dich nicht um

Titel: Sieh dich nicht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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ermahnte Lacey sich, als sie den Brief in eine Schublade steckte, wo er bleiben würde, bis Marshal Svenson ihn abholte.
    Da sie nichts Besseres zu tun hatte, kramte sie dann die Kopie von Heather Landis Tagebuch aus der untersten Schreibtischschublade hervor.
    Was hat Isabelle bloß damit gemeint, als sie sagte, ich würde darin etwas finden? fragte sie sich zum wohl hundertsten Mal.
    Sie hatte das Tagebuch so oft gelesen, daß sie das Gefühl hatte, sie könne den Inhalt Wort für Wort zitieren.
    Einige Eintragungen waren kurz aufeinander erfolgt, täglich, manchmal sogar mehrere an einem Tag. Zwischen anderen lagen eine Woche, ein Monat oder mitunter sechs Wochen. Das Tagebuch umfaßte die vier Jahre, die Heather in New York verbracht hatte. In allen Einzelheiten schilderte sie ihre Wohnungssuche und schrieb, ihr Vater habe darauf bestanden, daß sie in ein Haus mit Pförtner in der East Side zog. Heather hingegen wäre die West Side viel lieber gewesen. »Dort ist es nicht so spießig und viel lebendiger«, hatte sie geschrieben.
    Sie erzählte von ihrem Gesangsunterricht, dem Vorsprechen und von ihrer ersten Rolle in einer New Yorker Produktion –
    einer Neuinszenierung von The Boy Friend, organisiert von der Schauspielergewerkschaft. Lacey mußte schmunzeln, als sie diesen Eintrag las, denn er schloß mit den Worten: »Platz da, Julie Andrews, jetzt kommt Heather Landi.«
    Heather beschrieb die Theateraufführungen, die sie besucht hatte, und ihre Anmerkungen zu Inszenierung und schauspielerischer Leistung waren durchdacht und zeugten von geistiger Reife. Amüsant schilderte sie die Partys der oberen
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    Zehntausend, zu denen sie häufig aufgrund der Verbindungen ihres Vaters eingeladen war. Allerdings klangen die Ergüsse über ihre Männerbeziehungen überraschend unreif. Lacey hatte den Eindruck, daß Heather von ihrer Mutter und ihrem Vater übertrieben behütet worden war, bis sie nach zwei Jahren am College nach New York zog, um am Theater Karriere zu machen.
    Offenbar hatte sie eine sehr innige Beziehung zu ihren Eltern.
    Sie schrieb in freundlichen, liebevollen Worten über sie, obwohl sie manchmal klagte, daß sie ihrem Vater nichts recht machen konnte.
    Es gab allerdings einen Eintrag, der von Anfang an Laceys Aufmerksamkeit erregt hatte:

    Heute hat Dad einen Kellner zur Schnecke gemacht. Ich habe ihn noch nie so wütend erlebt. Der arme Mann hat fast geweint.
    Jetzt weiß ich, was Mom gemeint hat, als sie mich vor seinem Jähzorn warnte und sagte, ich sollte es mir lieber noch mal überlegen, ob ich ihm wirklich erzählen soll, daß ich nicht in der East Side wohnen will, wenn ich nach New York ziehe. Wenn er wüßte, wie recht er hatte, würde er mir den Kopf abreißen. Mein Gott, bin ich blöd gewesen!

    Warum hatte Heather das geschrieben? fragte sich Lacey. Aber so wichtig kann es nicht gewesen sein. Schließlich ist es vier Jahre vor ihrem Tod geschehen, und sie hat es nie wieder erwähnt.
    Aus den letzten Eintragungen wurde klar, daß Heather sich über irgend etwas große Sorgen machte. An einer Stelle schrieb sie, sie »stecke in einer schrecklichen Klemme. Ich weiß nicht, was ich machen soll.« Anders als beim Rest des Tagebuchs hatte sie unliniertes Papier benutzt.
    Lacey konnte nichts Verdächtiges in diesem Tagebuch
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    entdecken, aber offenbar hatte etwas Isabelle Warings Argwohn erregt.
    Es konnte genausogut mit einem Engagement wie mit einem neuen Freund zu tun haben, überlegte Lacey verzweifelt, als sie die Seiten wieder in die Schublade legte. Ich stecke weiß Gott in einer schrecklichen Klemme.
    Das liegt daran, daß dich jemand töten will, flüsterte eine innere Stimme.
    Lacey knallte die Schublade zu . Hör auf damit! schalt sie sich wütend.
    Vielleicht war ja eine Tasse Tee jetzt das richtige. Während sie ihn in langsamen Schlucken trank, versuchte sie, das Gefühl der Angst und Einsamkeit zu vertreiben, das sie wieder zu überwältigen drohte.
    Um sich abzulenken, schaltete sie das Radio ein.
    Normalerweise suchte sie so lange, bis sie einen Sender fand, der Musik spielte. Doch es war schon ein Kurzwellensender eingestellt, und eine Stimme sagte: »Hallo, ich bin Tom Lynch, Ihr Moderator für die nächsten vier Stunden auf WCIV.«
    Tom Lynch!
    Mit einem Ruck wurde Lacey aus ihrer schwermütigen Stimmung gerissen. Sie hatte eine Liste aller Personen angefertigt, die in Heather Landis Tagebuch erwähnt wurden, und Tom Lynch gehörte dazu. Er war ein

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