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Sieh dich nicht um

Sieh dich nicht um

Titel: Sieh dich nicht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Casino-Hotel in Atlantic City. Es befand sich zwischen dem Trump Castle und Harrah's Marina und würde sie beide in den Schatten stellen –
    ein weißschimmernder Prachtbau mit runden Erkertürmchen und einem vergoldeten Dach.
    Als Jimmy in der Halle des neuen Gebäudes zusah, wie für die Eröffnung in einer Woche die letzten Vorbereitungen getroffen wurden, wußte er, daß er es geschafft hatte. Endlich war es soweit. Teppiche wurden verlegt, Gemälde und Wandbehänge angebracht, und man verstaute kistenweise Spirituosen in der Bar.
    Jimmy lag viel daran, all seine Konkurrenten an der Strandpromenade auszustechen und sich gleichzeitig von ihnen zu unterscheiden. Er, ein Straßenjunge aus Manhattans West Side, der mit dreizehn die Schule abgebrochen und als Tellerwäscher im Stork Club gearbeitet hatte, war nun ganz oben angekommen. Und bald würde er den ändern einen neuen Erfolg unter die Nase reiben.
    Jimmy erinnerte sich an die alten Tage. Immer wenn die Küchentür aufging, hatte er versucht einen Blick auf die Prominenten im Speisesaal des Stork zu erhaschen. Damals waren alle, nicht nur die Filmstars, elega nt gewesen. Niemand hätte gewagt, in Klamotten zu erscheinen, die aussahen, als hätte man darin geschlafen.
    Jeden Abend waren Klatschkolumnisten anwesend, und sie hatten sogar einen eigenen Tisch. Walter Winchell, Jimmy Van
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    Horne, Dorothy Kilgallen. Ach, die Kilgallen! Die Leute krochen förmlich auf dem Bauch vor ihr. Ihre Kolumne im Journal-American war Pflichtlektüre, und alle waren begierig darauf, daß Dorothy wohlwollend über sie berichtete.
    Ich habe mir die Leute gründlich angesehen, dachte Jimmy, als er in der Halle stand, wo die Handwerker um ihn herumwimmelten. Und ich habe alles gelernt. Ich wollte wissen, wie man eine Küche führt. Wenn ein Chefkoch nicht auftauchte, könnte ich seinen Platz einnehmen. Jimmy hatte sich hochgearbeitet, hatte am Anfang die Tische abgeräumt, war dann Kellner und schließlich Restaurantmanager geworden. Mit dreißig war er dann in der Lage gewesen, sein eigenes Lokal zu eröffnen.
    Er wußte, wie man mit Prominenten umging, wie man ihnen schmeichelte, ohne dabei seine Würde zu verlieren. Wie man sich bei ihnen beliebt machte, bis sie sich freuten, wenn er sie wiedererkannte und ihnen freundlich zunickte. Außerdem habe ich gelernt, wie man Angestellte behandelt, dachte er – streng, aber gerecht. Doch wer versucht hat, mich über den Tisch zu ziehen, konnte sofort seinen Hut nehmen. Da gab es kein Pardon.
    Zufrieden sah er zu, wie ein Vorarbeiter einen Teppichleger zurechtwies, weil dieser ein Werkzeug auf dem Empfangstisch aus Mahagoni deponiert hatte.
    Durch die breiten Glastüren beobachtete er, wie im Casino die Spieltische aufgestellt wurden. Er ging hinein. Rechts befanden sich die schimmernden Spielautomaten, die regelrecht darum zu betteln schienen, daß jemand sein Glück an ihnen versuchte.
    Bald, dachte Jimmy. In einer Woche werden die Leute davor Schlange stehen. So Gott wollte.
    Da legte sich eine Hand auf seine Schulter. »Sieht doch ganz nett aus hier, oder, Jimmy?«
    »Gut gemacht, Steve. Wir werden rechtzeitig eröffnen.«
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    Steve Abbott lachte. »Gut gemacht? Ich habe mich selbst übertroffen. Aber du bist ja derjenige, der hier die Visionen hat.
    Ich bin nur das ausführende Organ, der Handlanger. Doch ich wollte auch, daß wir pünktlich fertig werden. Schließlich macht es sich nicht gut, wenn bei der Eröffnung noch die Maler zugange sind. Wir schaffen es. Übrigens fahren Cynthia und ich gleich zurück nach New York. Kommst du mit?«
    »Nein, ich möchte noch ein bißchen hierbleiben. Kannst du von New York aus jemanden für mich anrufen?«
    »Klar.«
    »Du kennst doch den Typen, der die Wandgemälde restauriert.«
    »Gus Sebastiani?«
    »Genau. Der Maler. Er soll so schnell wie möglich kommen und Heather in sämtlichen Bildern übermalen.«
    »Bist du sicher, Jimmy?« Steve Abbott sah seinen Partner forschend an. »Vielleicht wirst du es später bereuen.«
    »Nein. Es ist Zeit.« Jimmy wandte sich abrupt ab. »Du mußt los.«
    Ein paar Minuten später ging Landi zum Aufzug und drückte auf den obersten Knopf.
    Bevor er nach New York zurückkehrte, wollte er noch einmal in die Pianobar.

    Es war ein gemütliches Eckzimmer, dessen Rundbogenfenster zum Meer zeigten. Die Wände waren in einem satten, warmen Blauton gestrichen und mit silbernen Notenzeilen aus beliebten Musikstücken und Wolken verziert. Jimmy hatte

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