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Sieh dich nicht um

Sieh dich nicht um

Titel: Sieh dich nicht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Mitarbeiter hatten Heather Landis Tagebuch Zeile um Zeile durchforstet und sämtliche Leute ausfindig gemacht, die darin erwähnt wurden. Auch Isabelle Waring ha tte das versucht, dachte Baldwin, als er Sandy Savaranos Phantombild betrachtete, das nach Lacey Farrells Beschreibung angefertigt worden war.
    Der Polizeizeichner hatte dem Bild eine Notiz beigefügt:
    »Offenbar verfügt die Zeugin nicht über einen guten Blick für Einzelheiten, anhand deren man den Verdächtigen identifizieren könnte.«
    Auch der Pförtner des Hauses, in dem der Mord stattgefunden hatte, war vernommen worden. Doch er erinnerte sich nicht mehr an den Mörder. So viele Menschen gaben sich hier täglich die Klinke in die Hand, und außerdem würde er sowieso bald in Rente gehen.
    Also ist Lacey Farrell die einzige, die Savarano wiedererkennen würde, dachte Baldwin bedrückt. Wenn ihr etwas zustößt, haben wir nichts gegen ihn vorzuweisen. Er hat zwar beim Einbruch einen Fingerabdruck an der Tür hinterlassen, aber wir können nicht einmal beweisen, daß er Farrells Wohnung wirklich betreten hat. Ohne Lacey Farrell ist es unmöglich, ihn wegen Mordes an Isabelle Waring anzuklagen. Sonst können wir es vergessen, hielt Baldwin sich vor Augen.
    Seine verdeckten Ermittler hatten bis jetzt erst einen
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    wichtigen Hinweis bekommen: Offenbar hatte Savarano vor seinem inszenierten Tod unter akuter Klaustrophobie gelitten.
    »Sandy hatte Alpträume von einer Zellentür, die krachend hinter ihm ins Schloß fiel«, erfuhr ein Ermittler von einem Informanten.
    Weshalb war Savarano dann wieder aus der Versenkung aufgetaucht? Brauchte er Geld? War er jemandem einen Gefallen schuldig? Vielleicht traf ja beides zu. Und natürlich durfte man das Jagdfieber nicht vergessen. Savarano war ein Killer aus Passion. Möglicherweise war ihm das Nichtstun einfach zu langweilig geworden.
    Baldwin kannte Savaranos Akte in- und auswendig:
    »Zweiundvierzig Jahre alt, in Dutzenden von Mordfällen verdächtig, hat kein Gefängnis mehr von innen gesehen, seit er als Kind in der Besserungsanstalt war. Ein kluger Kopf und ein geborener Killer.«
    Wenn ich Savarano wäre, dachte Baldwin, würde ich jetzt einzig und allein das Ziel verfolgen, Lacey Farrell aufzuspüren und dafür zu sorgen, daß sie mich nicht mehr verraten kann.
    Er schüttelte den Kopf, und auf seiner Stirn zeichneten sich Sorgenfalten ab. Er wußte, daß das Zeugenschutzprogramm Schwachstellen hatte. Meistens wurden die Betroffenen unvorsichtig. Wenn sie zu Hause anriefen, sagten sie irgendwann etwas, das ihr Versteck verriet. Oder sie schrieben Briefe. Ein Mafiamitglied, das nach einer Aussage als Kronzeuge ins Zeugenschutzprogramm aufgenommen wurde, war so dumm gewesen, einer früheren Freundin eine Geburtstagskarte zu schicken. Eine Woche später wurde der Mann erschossen.
    Gary Baldwin hatte kein rechtes Vertrauen zu Lacey Farrells Durchhaltevermögen. Laut Persönlichkeitsprofil war sie ein Mensch, der nicht gern über längere Zeit allein war. Außerdem machte sie einen recht vertrauensseligen Eindruck, und das
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    konnte sie ernstlich in Schwierigkeiten bringen. Wieder schüttelte er den Kopf. Er konnte nichts für sie tun, außer ihr mitteilen zu lassen, daß sie stets auf der Hut sein mußte.
    Vierundzwanzig Stunden am Tag.

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    24

    Inzwischen traf sich Mona Farrell jeden Samstag mit Alex Carbine zum Abendessen in Manhattan. Gerade war sie wieder auf dem Weg dorthin. Wie immer freute sie sich auf den gemeinsamen Abend, obwohl er oft vom Tisch aufstehen mußte, um die Stammgäste und auch die Prominenten zu begrüßen, die hin und wieder sein Lokal besuchten.
    »Es macht mir Spaß«, versicherte sie ihm. »Und es stört mich wirklich nicht. Vergiß nicht, daß ich mit einem Musiker verheiratet war. Du kannst dir gar nicht vorstellen, bei wie vielen Broadway-Shows ich ohne Begleitung im Zuschauerraum gesessen habe, während Jack im Orchestergraben spielte!«
    Jack hätte Alex bestimmt gemocht, überlegte Mona, als sie von der George Washington Brigde in den West Side Highway einbog und nach Süden fuhr. Jack war ein anregender, amüsanter und humorvoller Mensch gewesen. Alex hatte zwar weniger Temperament, dafür aber eine angenehm ruhige Ausstrahlung.
    Mona lächelte, als sie an den Blumenstrauß dachte, den Alex ihr heute geschickt hatte. »Vielleicht muntern sie Dich ein bißchen auf. Dein Alex«, hatte auf der Karte gestanden.
    Er wußte, daß ihr Laceys wöchentliche Anrufe

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