Sieh dich nicht um
verabredet bist. Er meint, er sei gerne bereit, von seiner ursprünglichen Preisvorstellung um hunderttausend runterzugehen, nur damit er die Wohnung endlich los wird.«
»Ich treffe mich gleich mit Mrs. Forbes, Dad«, sagte Rick.
Mein Gott! dachte er. R. J. war gestern abend bei Landi's. Ich hätte ihm dort in die Arme laufen können! Die bloße Vorstellung einer derart katastrophalen Begegnung verstärkte das Pochen in seinem Kopf.
»Rick«, fuhr sein Vater fort. »Ich glaube, eines brauche ich nicht extra zu betonen: Je eher wir die Wohnung abstoßen, um so geringer ist die Chance, daß Jimmy herausfindet -«
»Ich weiß, Dad, ich weiß.« Rick schob seinen Stuhl zurück.
»Ich muß los.«
»Es tut mir leid. Die Wohnung ist genau das, was ich suche, aber ich weiß, daß ich mich allein hier niemals wohl fühlen könnte. Ich müßte immer daran denken, wie diese arme Frau
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gestorben ist, wie eine Maus in der Falle und völlig wehrlos.«
Shirley Forbes verkündete ihren Entschluß, als sie mit Rick im Schlafzimmer stand, wo Isabelle Waring ermordet worden war. Die Möbel befanden sich noch an Ort und Stelle. Mrs.
Forbes sah sich um. »Ich habe die Zeitungsberichte über den Mord im Internet nachgelesen«, sagte sie mit leiser Stimme, als vertraue sie ihm ein Geheimnis an. »Soviel ich weiß, lehnte Mrs.
Waring an diesem Kopfbrett.«
Mrs. Forbes hatte die Augen hinter ihrer überdimensionalen Brille weit aufgerissen und zeigte auf das Bett. »Ich habe alles gelesen. Sie hatte sich hier in ihrem Schlafzimmer hingelegt, und dann ist jemand hereingekommen und hat sie erschossen.
Die Polizei vermutet, daß sie zu fliehen versuchte, aber der Mörder stand zwischen ihr und der Tür, und daher wich sie aufs Bett zurück und hob die Hand, um sich zu schützen. Aus dem Grund war ihre Hand so blutig. Und dann tauchte die Immobilienmaklerin auf und hörte sie noch um ihr Leben betteln. Stellen Sie sich vor, die Maklerin hätte auch getötet werden können! Dann hätte es zwei Mordfälle in dieser Wohnung gegeben.«
Rick kehrte ihr abrupt den Rücken. »Okay. Sie haben Ihre Entscheidung getroffen. Gehen wir.«
Die Frau folgte ihm durchs Wohnzimmer und die Treppe hinunter. »Ich fürchte, ich habe Sie verstimmt, Mr. Parker. Das tut mir leid. Haben Sie etwa Heather Landi oder Mrs. Waring gekannt?« Rick hätte ihr am liebsten diese alberne Brille von der Nase gerissen und wäre darauf herumgetrampelt. Er wollte diese dumme Frau, diese Voyeurin, die Treppe hinunterstoßen. Denn nichts anderes war sie
– eine sensationslüsterne
Schreckschraube, die seine Zeit vergeudete und ihm den letzten Nerv raubte. Wahrscheinlich hatte sie sich die Wohnung überhaupt nur wegen des Mordfalls angesehe n. Sie wollte gar nicht kaufen.
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Er hätte ihr noch andere Angebote machen können, aber zum Teufel damit, beschloß er. Sie ersparte ihm die Mühe, sie hinauszukomplimentieren. »Nun muß ich mich aber beeilen«, sagte sie. »Ich rufe Sie in den nächsten Tagen an und erkundige mich, ob etwas Neues auf dem Markt ist.«
Fort war sie. Rick ging ins Badezimmer und holte eine Flasche aus dem Versteck im Wäscheschrank. Er nahm sie mit in die Küche, schenkte sich ein Glas Wodka ein und trank. Dann setzte er sich auf einen Barhocker an der Theke, die die Küche vom Eßzimmer trennte.
Da fiel ihm eine kleine Lampe am anderen Ende der Theke ins Auge. Der Lampenfuß bestand aus einer Teekanne, und die war ihm nur allzugut in Erinnerung.
»Das ist Aladins Wunderlampe«, hatte Heather gesagt, als sie die Kanne in einem Secondhandshop an der 18. Straße West entdeckte. »Man muß sie reiben, das bringt Glück.« Sie hielt die Lampe in die Höhe und beschwor sie mit düsterer Stimme:
»Mächtiger Dschinn, gewähre mir einen Wunsch. Mach, daß ich die Rolle bekomme, für die ich vorgesprochen habe. Laß meinen Namen in hellem Glanz erstrahlen.« Dann fügte sie besorgt hinzu: »Und mach, daß Papa nicht zu wütend auf mich wird, wenn ich ihm erzähle, daß ich ohne seine Erlaubnis eine Eigentumswohnung gekauft habe.«
Stirnrunzelnd sah sie Rick an. »Es ist mein Geld. Zumindest hat er mir gesagt, ich könnte es ausgeben, wofür ich will. Aber ich weiß natürlich auch, daß er bei meiner Wohnungssuche in New York ein Wörtchen mitreden will. Es belastet ihn schon genug, daß ich das College abgebrochen habe und allein hierhergezogen bin.«
Dann hatte sie gelächelt – ein wunderbares Lächeln, dachte Rick – und die
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