Sieh dich nicht um
Lampe noch einmal gerieben. »Aber vielleicht macht es ihm nichts aus. Ich wette, es ist ein gutes Omen, daß ich diese Wunderlampe gefunden habe.«
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Rick betrachtete die Lampe, die jetzt auf der Theke stand. Als er danach griff und sie hochhob, riß er den Stecker heraus.
In der darauffolgenden Woche hatte ihn Heather gebeten, den Verkauf rückgängig zu machen und ihr die Anzahlung zurückzugeben. »Ich habe meiner Mutter am Telephon gesagt, daß ich eine Wohnung angeschaut habe, die mir gefällt. Sie hat sich fürchterlich aufgeregt und erzählt, daß mein Vater als Überraschung schon eine Wohnung für mich gekauft hat – in der 70. Straße Ost, Ecke Fifth Avenue. Ich kann ihm unmöglich sagen, daß ich ohne seine Erlaubnis schon eine andere gekauft habe. Du kennst ihn nicht, Rick«, hatte sie ihn beschworen.
»Rick, bitte, deiner Familie gehört doch die Firma. Du kannst mir helfen.«
Rick schleuderte die Lampe mit aller Kraft gegen die Wand über der Spüle.
Der Geist aus der Lampe hatte Heather die Rolle in dem Musical verschafft. Aber danach hatte er ihr nicht mehr viel geholfen.
Die verdeckte Ermittlerin Betty Ponds, die Rick Parker unter dem Namen Shirley Forbes kannte, erstattete Detective Sloane im 19. Revier Bericht. »Parker ist vollkommen mit den Nerven fertig«, erklärte sie. »Es dauert nicht mehr lange, und er bricht zusammen. Sie hätten seine Augen sehen sollen, als ich ihm schilderte, wie Isabelle Waring starb. Rick Parker dreht fast durch vor Angst.«
»Und er kriegt bald noch mehr Probleme«, sagte Sloane. »Das FBI unterhält sich gerade mit einem Mann, der Parker am Nachmittag vor Heather Landis Tod in Stowe gesehen hat.«
»Wann erwarten Sie ihn?« fragte Betty Ponds.
»Um zwölf.«
»Wir haben ja schon kurz vor zwölf. Ich verschwinde jetzt
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lieber. Ich will nicht, daß er mich hier sieht.« Mit einem Winken verabschiedete sie sich.
Es wurde Viertel nach zwölf, dann halb eins. Um eins rief Sloane bei Parker und Parker an. Dort hieß es, Rick habe um zehn Uhr dreißig einen Termin gehabt und sei noch nicht zurück.
Am nächsten Morgen stand fest, daß Rick Parker – ob freiwillig oder unfreiwillig – verschwunden war.
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36
Lacey war sich darüber im klaren, daß sie nicht mehr ins Twin Cities Gym gehen konnte, weil sie dort immer wieder Tom Lynch begegnet wäre. Obwohl sie ihm gesagt hatte, es gäbe einen ändern Mann in ihrem Leben, zweifelte sie nicht daran, daß sich doch wieder etwas zwischen ihnen anbahnen würde, wenn sie sich Tag für Tag im Fitneßcenter trafen.
Und sie hätte es nicht ertragen, sich ständig neue Märchen und Lügen ausdenken zu müssen.
Sie mochte ihn wirklich, und sie hätte ihn gern besser kennengelernt. Sie malte sich aus, wie schön es wäre, ihm gegenüberzusitzen und ihm, bei einem Teller Pasta und einem Glas Rotwein, von ihren Eltern und von Kit und Jay und den Kindern zu erzählen.
Dagegen konnte sie sich nicht vorstellen, Geschichten über eine Mutter zu erfinden, die angeblich in England lebte, über eine Schule, die sie nie besucht hatte, oder über ihren nicht vorhandenen Freund.
Kate Knowles hatte gesagt, daß Tom New York liebte und sich wahrscheinlich irgendwann dort niederlassen würde. Wie gut er die Stadt wohl kannte? Lacey hätte nur allzu gern eine Sightseeing- Tour à la Jack Farrell mit ihm gemacht: »East Side, West Side, durch die ganze Stadt.«
In den Nächten nach Toms Besuch hatte Lacey, wenn sie endlich Schlaf fand, verworrene Träume, die von ihm handelten.
In diesen Träumen läutete es an ihrer Wohnungstür, dann öffnete sie, und er sagte, genau wie an jenem Abend an der Sprechanlage: »Nein, Alice, hier ist Mr. Lynch.«
Aber in der dritten Nacht änderte sich der Traum. Diesmal kam Tom den Hausflur entlang, die Fahrstuhltür ging auf, und
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Curtis Caldwell trat heraus, und die Pistole in seiner Hand richtete sich auf Toms Rücken.
In dieser Nacht erwachte Lacey schreiend, wollte Tom warnen, ihn in ihre Wohnung ziehen, die Tür verriegeln und sie beide in Sicherheit bringen.
Angesichts der quälenden Sorge, die sich nicht abschütteln ließ, war die Arbeit bei Millicent Royce lebensrettend. Auf Millicents Einladung hatte Lacey sie bereits zu mehreren Terminen begleitet, sei es um potentiellen Kunden Häuser zu zeigen oder um neue Angebote einzuholen.
»Die Arbeit wird interessanter für Sie, wenn Sie die Gegend besser kennenlernen«, sagte Mrs. Royce. »Wissen Sie
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