Sieh dich nicht um
übrig, denn ich habe nicht vor, gleich wieder zu gehen.«
Außerdem hatte sie in dieser Stadt Tom Lynch kennengelernt.
Lacey versuchte zu lächeln. »Bitte, kommen Sie rein. Schön, Sie zu sehen, Tom. Ich wollte mir gerade ein Glas Wein einschenken, ich hab's nötig. Möchten Sie auch eins?«
»Gerne.« Tom zog seinen Mantel aus und warf ihn auf einen
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Stuhl. »Wie wär's, wenn ich serviere?« fragte er. »Ist der Wem im Kühlschrank?«
»Nein, er liegt im Weinkeller, und der befindet sich direkt hinter meiner hochmodernen Küche.«
Die Küche in der winzigen Wohnung bestand aus einem kleinen Herd, einer Spüle und einem Kühlschrank im Miniformat.
Tom zog die Brauen hoch. »Soll ich ein Kaminfeuer im Salon entzünden?«
»Das wäre schön. Ich warte auf der Veranda.« Lacey öffnete den Schrank und schüttete Cashewnüsse in ein Schälchen. Vor zwei Minuten habe ich mich gefühlt, als würde ich gleich zusammenbrechen, dachte sie. Und jetzt bin ich schon wieder zum Scherzen aufgelegt. Offensichtlich tat ihr Toms Anwesenheit gut.
Sie setzte sich in eine Ecke der Couch, er ließ sich auf dem Polstersessel nieder und streckte seine langen Beine aus. Dann hob er sein Glas und sah sie an: »Schön, bei Ihnen zu sein, Alice.« Seine Miene wurde ernst. »Ich möchte Ihnen eine Frage stellen, und sagen Sie bitte die Wahrheit. Gibt es einen anderen Mann in Ihrem Leben?«
Ja, dachte Lacey, aber nicht so, wie Sie denken. Der Mann in meinem Leben ist ein Killer, der hinter mir her ist.
»Gibt es jemanden, Alice?« fragte Tom.
Lacey sah Tom lange an. Ich könnte dich lieben, dachte sie.
Vielleicht habe ich schon damit angefangen. Sie erinnerte sich an die Kugeln, die an ihrem Kopf vorbeipfiffen, an das Blut, das aus Bonnies Schulter spritzte.
Nein, das kann ich nicht riskieren. Ich bin eine Paria, dachte sie. Wenn Caldwell, oder wie immer er heißt, rauskriegt, wo ich bin, dann nimmt er die Verfolgung auf. Ich darf Tom dieser Gefahr nicht aussetzen.
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»Ja, ich fürchte, es gibt jemanden in meinem Leben«, sagte sie mit äußerster Selbstbeherrschung.
Zehn Minuten später ging er.
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35
Rick Parker hatte inzwischen über ein Dutzend Interessenten durch die Wohnung von Isabelle Waring geführt. Ein paar Mal hatte er schon geglaubt, den Vertrag in der Tasche zu haben, doch jedes Mal machte der potentielle Käufer einen Rückzieher.
Nun meinte er wieder kurz vor dem Abschluß zu stehen. Shirley Forbes, eine geschiedene Frau um die Fünfzig, hatte die Wohnung schon dreimal besichtigt, und um halb elf war er erneut mit ihr dort verabredet.
Als er an diesem Morgen ins Büro kam, klingelte das Telephon. Es war Detective Ed Sloane. »Rick, wir haben uns nun schon seit ein paar Wochen nicht mehr unterhalten«, sagte Sloane. »Ich denke, Sie sollten heute bei mir vorbeischauen.
Vielleicht ist Ihr Erinnerungsvermögen ja wenigstens teilweise zurückgekehrt.«
»Es gibt nichts, woran ich mich erinnern müßte«, sagte Rick spitz.
»Ich denke doch. Wir sehen uns um zwölf.«
Rick zuckte zusammen, als Sloane abrupt auflegte. Er ließ sich auf seinen Stuhl fallen und wischte sich kalte Schweißperlen von der Stirn. Er hatte schier unerträgliche pochende Kopfschmerzen.
Ich trinke zuviel, sagte sich Rick. Ich muß etwas kürzer treten.
Letzte Nacht hatte er eine Tour durch seine Lieblingsbars gemacht. War irgend etwas passiert? Er erinnerte sich dunkel, daß er bei Landi's einen Schlummertrunk genommen hatte, obwohl das Lokal nicht zu seinen Stammkneipen gehörte. Er hatte Heathers Porträts auf den Wandgemälden sehen wollen.
Ich hatte vergessen, daß sie übermalt worden sind, dachte er.
Habe ich eine Dummheit gemacht, als ich dort war? Habe ich
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Jimmy auf die Bilder angesprochen? Habe ich Heather erwähnt?
Heute morgen, unmittelbar vor dem Gespräch mit Sloane, kam ihm ein Besuch in Heathers Wohnung besonders ungelegen, aber er konnte den Termin auf keinen Fall verschieben. Shirley Forbes hatte ihn eigens darauf hingewiesen, daß sie davor noch zum Arzt mußte. Außerdem würde sein Vater endgültig die Geduld verlieren, wenn er erfuhr, daß er eine potentielle Käuferin versetzt hatte.
»Rick.«
Er blickte auf und sah R. J. Parker senior vor sich, der ihn mit finsterer Miene ansah. »Ich war gestern abend zum Es sen bei Landi's«, sagte sein Vater. »Jimmy will die Wohnung endlich verkauft haben. Ich habe ihm erzählt, daß du heute morgen mit einer ernsthaften Interessentin
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