Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sieh dich nicht um

Sieh dich nicht um

Titel: Sieh dich nicht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
Vom Netzwerk:
Restaurant gearbeitet. Du warst der beste Oberkellner, den er je hatte, und ich weiß, wie sehr er es bedauert hat, als Du gingst. Weißt Du noch, als Heather zwei war und Du Zaubertricks vorgeführt hast, damit sie stillsaß, während der Künstler sie für das Wandgemälde porträtierte? Heather hat Dich gemocht und Dir vertraut, und ich habe die Hoffnung, daß sie Dir bei Eurer Verabredung ihr Herz ausgeschüttet hat.
    Auf jeden Fall möchte ich Dich bitten, mich anzurufen. Ich bin in Heathers Wohnung zu erreichen – die Nummer lautet: 555-8093.

    Lottie legte den Brief wieder in die Schublade und kehrte an den Tisch zurück. Als sie ihre Kaffeetasse nahm, zitterte ihre rechte Hand so stark, daß sie die Tasse mit der linken stützen mußte.
    Seit jenem schrecklichen Morgen, als sie die Wohnungstür öffnete und ein Polizist draußen stand…, seit diesem schrecklichen Morgen spürte sie die Last ihrer vierundsiebzig Jahre erst richtig.
    Sie dachte an den Tag, an dem sie den Brief bekommen hatte.
    Ich habe Isabelle Waring angerufen, erinnerte sie sich nervös.
    Sie war so entsetzt, als ich ihr erzählte, daß Max nur zwei Tage vor Heathers Tod bei einem Autounfall ums Leben gekommen war und der Täter Fahrerflucht begangen hatte. Damals hielt ich seinen Tod noch für einen Unfall.
    Isabelle hatte gefragt, ob Lottie eine Ahnung hätte, worüber Max und Heather gesprochen haben könnten.
    Max' Devise lautete, in seinem Gewerbe bekäme man zwar viel zu hören, man müsse aber lernen, den Mund zu halten.
    Lottie schüttelte den Kopf. Diese Regel hatte er anscheinend gebrochen, als er mit Heather sprach, dachte Lottie. Und jetzt weiß ich, daß er mit dem Leben dafür bezahlt ha t.
    Lottie hatte versucht, Isabelle zu helfen. Ich habe ihr gesagt,
    -196-

    was ich wußte, dachte sie. Ich habe ihr gesagt, daß ich Heather nie kennengelernt, aber mit meiner Seniorengruppe eine Aufführung von The Boy Friend besucht hatte, in der sie auftrat.
    Einige Zeit später hatte Lottie mit derselben Gruppe einen Tagesausflug ins Mohonk Mountain House, ein Ferienhotel in den Catskills, unternommen. Dort hatte sie Heather zum zweiten und letzten Mal gesehen. Ich ging in der Nähe der Pisten spazieren, erinnerte sich Lotti, und da sah ich ein eng umschlungenes Paar in Skikleidung. Sie standen wie die Turteltäubchen in einem Pavillon. Ich erkannte Heather, nicht aber ihren Begleiter. Am Abend habe ich Max davon erzählt.
    Er hatte sich eingehend nach Heathers Freund erkundigt. Als ich ihn beschrieb, wußte Max, von wem ich sprach, und war höchst beunruhigt. Er sagte, wenn ich wüßte, was für ein Mensch das ist, würden mir die Haare zu Berge stehen. Der Mann sei sehr vorsichtig, es gebe nicht den Hauch eines Verdachts gege n ihn, doch er sei ein Gangster und Drogenhändler.
    Max hat mir den Namen des Mannes nicht gesagt, dachte Lottie, und bevor ich Isabelle Waring bei ihrem Anruf an jenem Abend von ihm erzählen konnte, sagte sie: »Ich höre unten jemand hereinkommen. Das ist bestimmt die Immobilienmaklerin. Geben Sie mir Ihre Nummer. Ich rufe Sie gleich zurück.«
    Isabelle hatte die Nummer mehrmals wiederholt und dann aufgelegt. Ich wartete den ganzen Abend auf den Rückruf, erinnerte sich Lottie, und dann hörte ich die Elf-Uhr-Nachrichten.
    Erst dann begriff sie voll und ganz, was geschehen war. Wer immer hereingekommen war, als Lottie mit Isabelle telephonierte, war Isabelle Warings Mörder. Isabelle war tot, weil sie nicht aufhören wollte, nach dem Grund für Heathers Tod zu forschen. Und nun kam Lottie zu der Überzeugung, daß auch Max gestorben war, weil er Heather vor dem Mann
    -197-

    gewarnt hatte, mit dem sie sich traf.
    Und wenn ich den Mann sähe, würde ich ihn auf jeden Fall wiedererkennen, dachte Lottie. Aber Gott sei Dank weiß das niemand. Denn einer Sache war sie sich ganz sicher: Was immer Max Heather erzählt haben mochte, als er sie warnte, Lotties Namen hatte er bestimmt nicht erwähnt. Sie wußte, daß Max sie niemals in Gefahr gebracht hätte.
    Was ist, wenn die Polizei sich je an mich wendet? schoß es ihr durch den Kopf. Was hätte Max ihr geraten?
    Die Antwort war sehr beruhigend, und Lottie hörte sie so deutlich, als säße Max ihr gegenüber am Frühstückstisch.
    »Unternimm gar nichts«, sagte er. »Halt deinen Mund.«

    -198-

    38

    Sandy Savarano stellte fest, daß seine Suche länger dauerte als erwartet. Manche Immobilienbüros beantworteten bereitwillig seine Fragen. Diejenigen, die junge

Weitere Kostenlose Bücher