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Sieh dich nicht um

Sieh dich nicht um

Titel: Sieh dich nicht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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ihr Vater vor ein paar Jahren gestorben ist.«
    »Das mag sein, aber dieser Mann ist ihr Vater. Zumindest behauptet er das. Er hat mir sogar ein Photo von ihr gezeigt und gefragt, ob ich sie kenne.«
    Toms Reporterinstinkt erwachte. »Was haben Sie ihm gesagt?« fragte er vorsichtig.
    »Gar nichts. Woher soll ich denn wissen, ob er nicht von einem Inkassobüro ist? Ich sei mir nicht sicher, hab ich gesagt.
    Dann hat er erzählt, zwischen seiner Tochter und seiner Frau hätte es eine schreckliche Auseinandersetzung gegeben und er wüßte, daß seine Tochter vor vier Monaten nach Minneapolis gezogen ist. Seine Frau ist sehr krank und will sich unbedingt mit ihr versöhne n, bevor sie stirbt.«
    »Die Geschichte stinkt zum Himmel«, sagte Tom kategorisch.
    »Ich hoffe, Sie haben ihm nichts verraten.«
    »Kein Sterbenswörtchen«, beteuerte Ruth. »Ich habe ihn nur gebeten, seine Adresse dazulassen. Falls die junge Dame zufällig Mitglied bei uns ist, würde ich ihr ausrichten, sie solle
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    zu Hause anrufen.«
    »Aber seinen Namen oder sein Hotel hat er nicht genannt?«
    »Nein.«
    »Finden Sie das nicht merkwürdig?«
    »Der Gentleman meinte, es wäre ihm lieber, wenn ich seiner Tochter nicht sage, daß er sie sucht. Er will nicht, daß sie wieder ihre Koffer packt und verschwindet. Ich bekam richtig Mitleid mit ihm. Er hatte Tränen in den Augen.«
    Eines steht für mich jedenfalls fest, dachte Tom. Alice ist nicht der Mensch, der eine todkranke Mutter im Stich läßt, egal wie groß die Differenzen waren.
    Dann fiel ihm noch eine andere Möglichkeit ein, die ihm wieder Hoffnung machte: Wenn sie ihm über ihre Familie schon nicht die Wahrheit erzählt hatte, existierte vielleicht auch ihr angeblicher Freund nicht. Und bei diesem Gedanken ging es ihm schon viel besser.

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    Detective Ed Sloane arbeitete normalerweise von acht bis vier, aber an diesem Freitag abend um halb sechs saß er noch immer in seinem Büro im 19. Revier und hatte Rick Parkers Akte vor sich auf dem Schreibtisch ausgebreitet. Er hoffte, daß ihn das FBI wenigstens am Wochenende in Ruhe ließe.
    Er hatte ein paar anstrengende Tage hinter sich. Seit Rick Parker am Dienstag nicht zu dem vereinbarten Termin aufgetaucht war, hatte sich die ohnehin schon schwierige Beziehung zwischen dem New Yorker Police Department und der Bundesstaatsanwaltschaft in offene Feindschaft verwandelt.
    Eines machte Sloane schier wahnsinnig: Erst als zwei FBI-Agenten aufgetaucht waren, die Parker suchten, hatte Gary Baldwin endlich zugegeben, daß er einen Zeugen hatte, der Rick Parker am Nachmittag vor Heather Landis Tod in Stowe gesehen hatte.
    Baldwin hat diese Information für sich behalten, dachte Sloane. Aber als er erfuhr, daß ich Parker stark unter Druck setzte, hat er die Unverschämtheit besessen, sich beim Bezirksstaatsanwalt über mich zu beschweren.
    Glücklicherweise hat der Staatsanwalt zu mir gehalten, dachte Sloane grimmig. In einer persönlichen Unterredung hatte der Staatsanwalt seinen Kollegen Baldwin daran erinnert, daß im 19. Bezirk ein Mord stattgefunden hatte und die New Yorker Polizei durchaus beabsichtige, diesen aufzuklären. Außerdem stellte er klar, daß es für alle Beteiligten von Vorteil sei, wenn die Bundesbeamten sich kooperationsbereit zeigen und ihre Informationen weitergeben würden. Allerdings sei das NYPD
    für den Fall zuständig und nicht das FBI.
    Der Bezirksstaatsanwalt hatte sich für ihn eingesetzt, obwohl
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    er sich von Baldwin daran hatte erinnern lassen müssen, daß wichtiges Beweismaterial aus Sloanes Schrank verschwunden war. Deshalb hatte Sloane den brennenden Wunsch, Rick Parker eigenhändig aufzuspüren.
    Sofern er nicht bereits tot ist, dachte Sloane. Diese Möglichkeit war nicht auszuschließen.
    Wenn Rick aber noch lebte, dann war sein Verschwinden ein sicheres Anzeichen dafür, daß sie auf der richtigen Spur waren.
    Es warf auch neues Licht auf die Tatsache, daß er ihnen noch eine Erklärung schuldig war: Wie hatte sich Isabelle Warings Mörder so einfach als Anwalt einer renommierten Kanzlei ausgeben können, die rein zufällig ein wichtiger Kunde von Parker und Parker war?
    Inzwischen wußten sie, daß Parker in dem Skihotel gewesen war und daß Heather Landi bei seinem Anblick einen Riesenschrecken bekommen hatte, wenige Stunden vor ihrem Tod.
    In den vier Monaten seit dem Mord an Isabelle Waring hatte Sloane ein umfangreiches Dossier über Rick Parkers bisheriges Leben angelegt. Ich weiß

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