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Sieh dich nicht um

Sieh dich nicht um

Titel: Sieh dich nicht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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zwang zu erzählen, was passiert war. Unser Hauptbüro hatte die Wohnung in der East Side an Jimmy Landi verkauft, der sie Heather schenken wollte, doch das waren kleine Fische im Vergleich zu einem anderen Geschäft, das damals in Vorbereitung war. Mein Vater war dabei, den Verkauf des Grundstücks in Atlantic City an Landi zu vermitteln. Wenn der herausgefunden hätte, was ich mit Heather gemacht hatte, hätte das meinen Vater Millionen kosten können.
    Also empfahl mir Daddy, die Sache entweder zu bereinigen oder zu verschwinden. Sie dürfen nicht vergessen: Wenn's ums Geschäft geht, spielt es für meinen Vater keine Rolle, daß ich sein Sohn bin. Wenn ich dazwischenfunke, macht er mir die Hölle heiß.«
    »Wir haben einen Augenzeugen, der erklärt, daß Heather am Nachmittag vor ihrem Tod aus der Apres-Ski-Bar in Stowe die Flucht ergriff, als sie Sie sah«, sagte Sloane.
    »An diesem Tag habe ich sie nicht gesehen«, sagte Rick kopfschüttelnd. Seine Worte wirkten aufrichtig. »Immer wenn sie mir über den Weg lief, und das kam nicht oft vor, war es dasselbe: Sie konnte gar nicht schnell genug abhauen. Leider ließ sich daran nichts ändern.«
    »Heather hat sich offensichtlich jemandem anvertraut, der Ihnen eine Abreibung verpassen ließ. War es ihr Vater?«
    »Niemals!« Rick lachte fast. »Dann hätte sie ihm erzählen müssen, daß sie den Kaufvertrag unterschrieben hatte! Soll das ein Witz sein? Das hätte sie nie gewagt.«
    »Wer dann?«
    Rick Parker sah seine Mutter an. »Ist schon gut, Rick«, sagte sie und tätschelte seine Hand.
    »Mein Vater ist seit dreißig Jahren Stammgast bei Landi«, erklärte Rick. »Er hatte immer viel für Heather übrig. Ich
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    glaube, Dad hat mir die Schläger auf den Hals gehetzt.«
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    Als Laceys Flug um drei Uhr nachmittags endlich startete, stimmte sie nicht in den Jubel und Applaus der anderen Passagiere ein. Sie lehnte sich zurück, schloß die Augen und spürte, wie sich der Würgegriff der Angst um ihren Hals allmählich lockerte. Sie saß eingezwängt zwischen einem älteren Mann, der fast die ganze Wartezeit über gedöst – und geschnarcht – hatte, und einem rastlosen jungen Managertyp, der unverdrossen auf die Tastatur seines Laptops einhämmerte, aber mehrmals versucht hatte, ein Gespräch mit Lacey anzuknüpfen.
    Drei Stunden lang hatte sie panische Angst gehabt, daß man den Flug streichen und die Maschine von der Startbahn zurück zur Abflughalle rollen lassen würde, wo Curtis Caldwell sie erwartete.
    Endlich befanden sie sich in der Luft. Für die nächste Stunde
    – zumindest, bis sie Chicago erreichten – war sie in Sicherheit.
    Sie trug immer noch den Jogginganzug und die Turnschuhe, in denen sie am Vormittag den Edina Health Club besucht hatte.
    Den rechten Schuh hatte sie so locker wie möglich geschnürt, ihn aber nicht ausgezoge n, da sie fürchtete, danach nicht mehr hineinzupassen. Ihr Knöchel war jetzt doppelt so dick wie sonst, und der pochende Schmerz schoß nach oben bis ins Knie.
    Denk nicht dran, sagte sie sich. Dadurch darfst du dich nicht aufhalten lassen. Sei froh, daß du noch lebst und Schmerzen empfindest. Du mußt jetzt überlegen, wie es weitergeht.
    In Chicago würde sie die nächste verfügbare Maschine nach New York nehmen. Aber was mache ich, wenn ich dort bin?
    fragte sie sich. Wo soll ich hin? Auf keinen Fall in meine Wohnung. Und zu Mom oder zu Kit kann ich auch nicht ich
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    würde sie nur in Gefahr bringen.
    Wohin sonst?
    Sie hatte bereits einen Linienflug genommen und mit der Kreditkarte von Alice Carroll bezahlt. Nun mußte sie noch einen weiteren Flug zum vollen Tarif buche n. Da die Karte einen Kreditrahmen von dreitausend Dollar hatte, würde für ein Hotelzimmer in Manhattan wahrscheinlich nicht genug übrigbleiben. Außerdem konnte die Bundesstaatsanwaltschaft sie anhand der Karte aufspüren, sobald bekannt wurde, daß sie sich aus dem Staub gemacht hatte. Wenn sie ein Hotelzimmer nahm, würden Gary Baldwins Leute spätestens morgen früh dort auftauchen. Und dann saß sie wieder in der Falle. Er hatte das Recht, sie als wichtige Belastungszeugin wegen Fluchtgefahr in Haft zu nehmen.
    Nein, sie brauchte ein Versteck, wo sie andere nicht gefährdete und wo niemand sie suchen würde.
    Während die Maschine über die schneebedeckte Landschaft des mittleren Westens flog, überdachte Lacey ihre Möglichkeiten. Sie konnte Gary Baldwin anrufen und sich wieder ins Zeugenschutzprogramm aufnehmen

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