Sieh dich nicht um
gleichzeitig.«
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In dem gemütlichen Wohnzimmer von Harding Manor warteten Detective Ed Sloane und Priscilla Parker gemeinsam darauf, daß Rick erschien. Die Klinik, ein ehemaliges Privathaus, war von einem Ehepaar gestiftet worden, dessen einziger Sohn an einer Überdosis gestorben war.
Die schöne blauweiße Couchgarnitur und die farblich abgestimmten blau gemusterten Tapeten und Teppiche gehörten nach Sloanes Ansicht eindeutig zur ursprünglichen Einrichtung des Hauses und waren für ihn der Beweis, daß jene, die es sich leisten konnten, ihre Sucht hier behandeln zu lassen, ein kleines Vermögen hinblättern mußten.
Auf der Fahrt von Greenwich hierher hatte Mrs. Parker allerdings erzählt, daß mindestens die Hälfte der Patienten nichts zu bezahlen brauchten.
Während sie nun auf Rick warteten, erklärte die Mutter nervös: »Ich weiß, was Sie von meinem Sohn denken müssen.
Aber Sie wissen nichts von seinem guten Kern. Rick könnte noch so viel aus seinem Leben machen. Da bin ich mir ganz sicher. Sein Vater hat ihn immer schon verzogen, hat ihm beigebracht, er hätte es nicht nötig, sich an Regeln zu halten oder Wertvorstellungen zu akzeptieren. Als er auf der Privatschule Drogenprobleme bekam, habe ich meinen Mann geradezu angefleht, ihn die Folgen spüren zu lassen. Aber statt dessen hat er alles mit Geld geregelt. Auf dem College hätte Rick gute Leistungen bringen müssen. Er ist intelligent, aber er hat sich nie Mühe gegeben. Können Sie mir sage n, welcher Siebzehnjährige ein Mercedes-Kabrio haben muß? Welcher Junge in diesem Alter braucht unbegrenzt Taschengeld?
Welcher junge Mann bekommt ein Gefühl für menschlichen
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Anstand, wenn sein Vater seine augenblickliche Geliebte in eine Dienstmädchentracht steckt und nach Hause mitbringt?«
Sloane bewunderte den verschnörkelten Kamin aus Carrara-Marmor. »Ich habe den Eindruck, daß Sie sich das alles sehr lange haben gefallen lassen, Mrs. Parker. Vielleicht zu lange.«
»Ich hatte keine andere Wahl. Wenn ich gegangen wäre, hätte ich Rick ganz verloren. Weil ich geblieben bin, habe ich wenigstens etwas erreicht. Daß er bereit war, eine Entziehungskur zu machen, und jetzt mit Ihnen reden will, gibt mir recht.«
»Warum hat Ihr Mann seine Haltung Rick gegenüber geändert?« fragte Sloane. »Wir wissen, daß er vor fünf Jahren die Zinsen aus seinem Treuhandvermögen eingefroren hat. Wie ist es soweit gekommen?«
»Das soll Rick Ihnen selbst erzählen«, erwiderte Priscilla Parker. Sie legte den Kopf schief und lauschte. »Das ist seine Stimme. Er kommt. Mr. Sloane, er steckt in großen Schwierigkeiten, nicht wahr?«
»Nicht, wenn er unschuldig ist, Mrs. Parker. Und nicht, wenn er mit uns zusammenarbeitet… Das hat er selbst in der Hand.«
Sloane wiederholte diese Worte, als er sich von Rick Parker per Unterschrift bestätigen ließ, daß er über sein Aussageverweigerungsrecht belehrt worden war. Überrascht stellte Sloane fest, wie sehr sich der junge Mann in den zehn Tagen seit ihrer letzten Begegnung verändert hatte. Sein Gesicht war eingefallen und blaß, und er hatte dunkle Ringe unter den Augen. Eine Entziehungskur ist kein Erholungsurlaub, dachte Sloane, aber ich vermute, daß hinter der Veränderung mehr steckt als nur der Entzug.
Parker gab ihm das unterzeichnete Dokument. »In Ordnung, Detective«, sagte er. »Was wollen Sie wissen?« Er saß neben seiner Mutter auf dem Sofa. Sloane sah, daß sie nach der Hand
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ihres Sohnes griff.
»Warum haben Sie Curtis Caldwell – ich nenne ihn so, weil er unter diesem Namen aufgetreten ist – in Isabelle Warings Wohnung geschickt?«
Als Parker antwortete, trat ihm der Schweiß auf die Stirn. »In unserer Maklerfirma…« Er hielt inne und sah seine Mutter an.
»Ich sollte lieber sagen, in der Firma meines Vaters ist es üblich, daß wir eine Wohnung erst zeigen, wenn wir die Interessenten vor der Wohnungsbesichtigung überprüft haben. Selbst dann hat man noch Leute dabei, die gar nicht ernsthaft am Kauf interessiert sind, aber wenigstens wird der Kreis ein wenig eingeschränkt.«
»Heißt das, Sie wollen wissen, ob die Leute auch das nötige Geld haben?«
Rick Parker nickte. »Sie wissen, warum ich hier bin. Ich habe ein Drogenproblem. Und dieses Problem ist ziemlich teuer. Ich konnte es mir einfach nicht mehr leisten. Also habe ich immer mehr Stoff auf Kredit gekauft. Anfang Oktober bekam ich einen Anruf von meinem Dealer, dem ich viel Geld
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