Sieh dich um: Thriller (German Edition)
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Während sich Dana und Brown durch den starken Nachmittagsverkehr quälten, der die Straßen der Innenstadt verstopfte, wuchs in Dana das deutliche Gefühl, dass Brown das Schweigen brechen und über ihren kleinen Streit reden wollte, doch jetzt war nicht die Zeit dafür. Sie hatten es eilig, sehr eilig sogar. Der Junge auf dem Foto – wo auch immer er im Augenblick steckte – verließ sich wahrscheinlich darauf, dass sie kommen würden, um ihn zu retten. Was an persönlichen Dingen zwischen ihr und Brown stand, musste vorerst warten.
Zwanzig Minuten später lenkte Dana den jüngsten Dienstwagen aus dem Fuhrpark des FBI – einen schicken hellblauen Ford Focus Baujahr 2004 mit einer fetten Beule im Kotflügel – auf den Parkplatz der Grafx Photography Services in der Lindale Road im Meatpacking District von Manhattan. Dana steuerte in eine breite Parklücke und stieg aus.
Brown folgte ihrem Beispiel auf der anderen Seite des Wagens.
Sie überquerten den asphaltierten Parkplatz, ohne ein einziges Wort zu wechseln, und Dana bemühte sich, das Gefühl von Unbehaglichkeit zwischen ihnen zu ignorieren. Es war nicht einfach.
Als sie den Eingang des Gebäudes erreichten, zog Brown die Tür auf. Er trat beiseite, um sie vorgehen zu lassen. »Alter vor Schönheit«, meinte er lächelnd.
Dana erwiderte sein Lächeln nicht. Er hatte seine Chance gehabt, die Stimmung aufzubessern, bevor sie losgefahren waren, und er hatte es vermasselt.
Sie bedachte ihn mit einem Seitenblick, als sie das Gebäude betrat. »Wohl eher Perlen vor Säuen …«, entgegnete Dana. Sie konnte nicht anders.
Eine elektronische Türglocke summte direkt über ihrem Kopf, als sie durch die Tür trat und sich umsah. Dafür, dass Grafx als größter Schulfotograf im ganzen Land galt, wirkte das New Yorker Büro nicht sonderlich beeindruckend. Eine mittelgroße Eingangshalle, entlang der Wände vielleicht ein Dutzend Stühle, auf denen niemand saß. Auf mehreren Tischen lagen Ausgaben von Redbook, Sports Illustrated und Today’s Mother verteilt. In den Ecken künstliche Pflanzen. An einer Wand ein Regal mit Prospekten und Bestellformularen für Schulfotografien.
Vier Meter von der Eingangstür entfernt trennte eine zerkratzte Kunststoffscheibe den Empfangsschalter vom Rest des Eingangsbereichs, ähnlich wie in einer Arztpraxis. Die junge Frau hinter der Trennscheibe malträtierte im Mund einen Kaugummi. Ihr hübsches Gesicht zeigte einen Ausdruck höchster Konzentration, während sie an blutrot lackierten Fingernägeln feilte, die viel zu lang für jeden praktischen Nutzen waren. Große silberne Ohrringe baumelten an den Seiten ihres Kopfes und verloren sich in den Strähnen blond gebleichter Haare, die in losen Locken bis zu ihren Schultern reichten. Neben ihr lag aufgeschlagen die neueste Ausgabe der Cosmo ; die Schlagzeile des Artikels lautete: Wie man seinen Mann im Bett auf die altmodische Weise befriedigt!
Die Empfangsdame blickte mit abwägendem Desinteresse in den funkelnden grünen Augen zu Dana und Brown auf, bis Dana ihr Abzeichen zückte und es an die Scheibe hielt. Die Frau hörte auf zu feilen. Sie hörte auf zu kauen und schob die zerkratzte Plastikscheibe auf. »Sie wünschen?«, erkundigte sie sich.
Dana schob ihr Abzeichen in die Tasche zurück und holte den Asservatenbeutel mit dem Foto des Jungen hervor, während sie sich fragte, was wohl mit der Schlagzeile »auf altmodische Weise« gemeint war. Sie schüttelte den Gedanken ab und hielt das Bild hoch. »Wir brauchen Informationen über dieses Foto«, sagte sie. »Es ist dringend. Gibt es einen Manager, und ist er da?«
Die junge Frau nickte und erhob sich. Zugleich zeigte sie auf eine Tür rechts von Dana. »Ja, Ma’am«, antwortete sie. »Wenn Sie bitte zu dieser Tür gehen. Ich lasse Sie rein und bringe Sie zu Mr. Finklestein. Sein Büro ist hinten.«
Dana und Brown taten, wie ihnen geheißen, und warteten geduldig, bis sich die Tür für sie öffnete, bevor sie der jungen Frau folgten, vorbei an einer Reihe von Maschinen, die Tausende Bilder ausspuckten, so gut wie jedes davon mit dem Gesicht eines Schulkinds. Die Arbeiter, die meisten davon Hispanos mit Haarnetzen, schauten kaum auf, als Dana und Brown vorbeigingen. Der beißende Geruch von Entwicklerflüssigkeit stach in Danas Nase, als sie tiefer und tiefer in die Halle vordrangen.
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